Christa Meier spricht beim Gedenkweg
Es ist ein Novum: Beim Gedenkweg für die Opfer des Faschismus am Mittwoch wird mit Altoberbürgermeisterin Christa Meier erstmals eine Stadträtin sprechen.
Christa Meier: „Ich will mich nicht in den Vordergrund drängen.“ Foto: Archiv/ Staudinger
„Lang wird es nicht werden. Ich will mich nicht in den Vordergrund drängen.“ Christa Meier gibt sich bescheiden. Beim Gedenkweg für die Opfer des Faschismus, der am Mittwoch (17 Uhr) – wie jedes Jahr am 23. April – in Stadtamhof seinen Anfang nimmt, wird auch die Oberbürgermeisterin a.D. eine kleine Rede halten. In der 42jährigen Geschichte dieser Veranstaltung, die schon an das KZ-Außenlager Colosseum erinnerte, als sich das offizielle Regensburg noch in Totschweigen übte, ist das durchaus ein Novum.
Zwar haben regelmäßig Stadträte an dem Gedenkweg teilgenommen – die CSU mal ausgenommen, die gemäß einer Uralt-Doktrin des einstigen Kreisvorsitzenden Peter Welnhofer überall böse Kommunisten wittert – allerdings nie in offizieller Funktion und schon gar nicht als Redner. Und als Bürgermeister Joachim Wolbergs im vergangenen Jahr mitmarschierte, „als Privatperson“, wie er betonte, musste er sich von seinem Stadtratskollegen Eberhard Dünninger mit recht hanebüchenen Vorwürfen überziehen lassen. Vermutlich hatte der 78jährige vergessen, dass er in der Vergangenheit selbst an der Veranstaltung teilgenommen hatte. Doch das nur am Rande.
„Die Opfer der Nazis hätten im übrigen besseres als eine ‘Ehrung’ durch Polit-Extremisten verdient, zu denen Kommunisten und Faschisten gleichermaßen gehören.“
Der frühere CSU-Kreisvorsitzende Peter Welnhofer 1979 über den Gedenkweg für die Opfer des Faschismus
Während man Maiers Rede in diesem Jahr als eine langsame Änderung der städtischen Gedenkpolitik im Zeichen des Kommunalwahlergebnisses deuten könnte, so hat sie zunächst einen handfesten Grund: Vor 20 Jahren stand die damalige SPD-Oberbürgermeisterin an derselben Stelle in Stadtamhof und enthüllte den Gedenkstein für die Gefangenen des Außenlagers Colosseum, den sie gegen heftige Widerstände – vor allem, aber nicht nur aus den Reihen der CSU – durchsetzte.
Unter Christa Meier aufgestellt: ein Gedenkstein zu Ehren der Opfer. Ein erstes Gutachten dazu fordert eine Aufwertung. Foto: Archiv
400 Menschen waren unter erbärmlichste Bedingungen in dem Lager untergebracht und wurden insbesondere zum Bombenräumen für die Deutsche Reichsbahn gezwungen. In der kurzen Zeit seines Bestehens – sechs Wochen – stand das Lager laut dem Leiter der Gedenkstätte Flossenbürg, Dr. Jörg Skribeleit, für „eine der höchsten Todesraten“ aller Außenstellen. Etwa 70 Menschen fanden hier den Tod. In der Nacht vom 22. auf den 23. April 1945 wurden die verbliebenen Gefangenen zum Todesmarsch getrieben, der erst 278 Kilometer später – in Salzach am Inn – ein Ende hatte. 50 Menschen waren es, die dort noch befreit werden konnten.
Wird jedes Jahr am 23. April gezeigt: Ein Transparent mit den namentlich bekannten Todesopfern des Colosseum. Foto: Archiv
Das Colosseum in Stadtamhof. Foto: Archiv/ Mirwald
Simon-Pelanda, langjähriger Vorsitzender der ARGE ehemaliges KZ Flossenbürg, wird am Mittwoch ebenso sprechen wie Christa Meier. Deren größter Wunsch: „Es wäre schön, wenn es endlich nur noch eine Gedenkveranstaltung geben würde.“ Der Hintergrund: Einen Tag später, am 24. April, gedenkt das offizielle Regensburg, Kirchen und Stadt, der Opfer des Faschismus. Einzig die jüdische Gemeinde unterstützt ganz offiziell beide Veranstaltungen. 2015 jährt sich das Kriegsende zum 70. Mal. Vielleicht geht Christa Meiers Wunsch ja dann in Erfüllung.