Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino

Autor Archiv

Vortrag über bezahlbaren Wohnraum

„In Regensburg wird das Falsche gebaut.“

Ein „Regensburger Modell“ gibt es nur auf Wahlmaterial der CSU und günstiger Wohnraum ist erst die halbe Miete. So der Architekt und Immobilienfachwirt Michael Kroll, der am Dienstag über die Wohnsituation in Regensburg referierte.

kroll1

Michael Kroll referierte am Dienstag zur Wohnungsproblematik in Regensburg. Fotos: ld

Ein wenig enttäuscht wirkt Michael Kroll zu Beginn seines Vortrages schon. „Das Thema ist in allen Medien präsent, und wenn man dann eine Veranstaltung darüber macht, kommen nur ein paar Leute. Entweder sind schon alle mit bezahlbarem Wohnraum versorgt, oder es liegt an der Champions League.“

Aber es ist immerhin doch ein gutes Dutzend Zuhörer, das sich im Luthersaal des Alumneums eingefunden hat, um Krolls Ausführungen unter dem Titel „Bezahlbarer Wohnraum – ein leeres Versprechen?“ zu lauschen. Der Architekt und Immobilienfachwirt ist Vorstandsmitglied der Genossenschaft für nachhaltiges Bauen und nachbarschaftliches Wohnen (NaBau) und kandidiert am Sonntag auf der Liste der Grünen für den Stadtrat.

Jürgen Huber: Preiswerter Wohnraum statt staatliche Mietsubvention

Deren Oberbürgermeisterkandidat Jürgen Huber eröffnet die Veranstaltung, die von seiner Partei, RaumFair eG und dem tagespunkt.wirtschaft ausgerichtet wird, mit dem Satz: „Bezahlbarer Wohnraum kostet.“ Er plädiere dafür, mit öffentlichen Mitteln preiswerten Wohnraum zu schaffen, statt langfristig staatliche Mietsubvention zu betreiben.

Oberbürgermeister Schaidinger hätte zu steigenden Mieten immer gesagt, die betroffenen Personen bekämen ja im Zweifelsfalle Wohngeld. „Aber das ist ja dann auch Ihr Geld!“, poltert Huber in Richtung des Publikums. „Das sind Ihre Steuermillionen!“

Kroll, der anschließend übernimmt, schlägt in seinem Vortrag sehr differenzierte Töne an. Ausgehend von der Frage, was denn bezahlbarer Wohnraum überhaupt sei – zitiert werden unter anderem Joachim Wolbergs mit 8,30 Euro pro Quadratmeter oder Christian Schlegl mit 9,03 Euro – formuliert Kroll die These, die steigenden Mieten könnten nur in den Griff bekommen werden, indem man Mietwohnungen baue. „Derzeit wird in Regensburg viel gebaut, aber eben das Falsche, nämlich Eigentumswohnungen.“

„Regensburger Modell nur auf den Flyern der CSU!”

Dass an günstigem Wohnraum erheblicher Bedarf besteht, daran zweifelt eigentlich über die Parteigrenzen hinweg niemand. Kroll zitiert sogar sehr präzise Zahlen des Amtes für Stadtentwicklung, das bis 2025 die Notwendigkeit für 7.000 neue Wohnungen sehe.

Die Stadtbau plane laut ihres Geschäftsberichtes, etwa 400 Wohnungen bis 2029 neu zu bauen. Was dabei oft übersehen werde: Die Stadtbau baue gar nicht nur Sozialwohnungen. Sie allein scheint, folgt man Kroll, also nicht die Lösung der Wohnproblematik in petto zu haben.

kroll2

OB-Kandidat Jürgen Huber: “Bezahlbarer Wohnraum kostet!”

Auch das sogenannte „Regensburger Modell“, das einen neuen Modus bei der Vergabe von Bauland bezeichnet und aktuell auf dem Areal der Nibelungenkaserne erprobt wird, überzeugt den Referenten nicht. Beziehungsweise: „Das Regensburger Modell existiert nur auf den Flyern der CSU.“

Schon im Interview mit Regensburg-Digital hatte Kroll ausgeführt, dass es sich beim „Modell“ nicht um ein wohnungsbaupolitisches Instrument handle und kein entsprechender Beschluss des Stadtrates vorläge.

In einem Parforceritt durch die Grundlagen der Immobilienwirtschaft – „jetzt bekommen Sie’s richtig detailliert“ – beleuchtet der Fachmann anschließend, wie sich die Kostenmiete einer Wohnung zusammensetzt. Ein Kostenfaktor, den Wohnungsbaugenossenschaften im Vergleich zu Bauträgern minimieren oder sogar eliminieren könnten, sei demnach die Verzinsung von Eigenkapital. Ansonsten gäbe es wenig Möglichkeiten zu sparen, „wenn man anständig bauen will.“

Bezahlbarer Wohnraum ist die Pflicht

Zum Abschluss seines Vortrags unterbreitet Kroll den Kommunen noch ein ganzes Paket an Vorschlägen, attraktiven und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Neben Punkten wie Förderprogrammen für den Mietwohnungsbau oder Quoten für geförderten Wohnraum finden sich darin auch Forderungen nach einer Grundstücksvergabe, die sich nach Konzepten statt nach Höchstpreisen richtet, oder einer Vergabe nach dem Erbbaurecht.  Auch ganz pragmatische Überlegungen – etwa, dass die Stadt Baugrundgutachten für zu vergebende Grundstücke künftig selbst erstellen soll – hat sich Kroll gemacht.

Besonders wichtig ist ihm die Transparenz des Vergabeprozesses. „Der Stadtrat darf nicht immer nur abnicken, da sollen auch wieder viel mehr Arbeitssitzungen stattfinden.“ Der Vergabe- und Planungsausschuss solle Sitzungen, in denen Entscheidungen von öffentlichem Interesse behandelt werden, auch öffentlich abhalten.

Darüber hinaus spricht er sich für „lebendige Quartiere“ aus. Bezahlbarer Wohnraum sei schließlich die Pflicht – die Kür wäre dann eine ansprechende Infrastruktur „außenrum“.

Krolls Schlussfazit: „Bezahlbarer Wohnraum entsteht nur durch konsequentes, kooperatives und langfristiges Handeln.“ Dem schließt sich auch Jürgen Huber an. Und formuliert: „Wir wollen im nächsten Stadtrat sicherstellen, dass viele verschiedene Akteure bei der Vergabe zum Zug kommen.“

Dadurch sollten „qualitativ gute Viertel“ entstehen. „Wir werden als Grüne jetzt auch nicht das Ei des Columbus erfinden“, sagt Huber. Aber man wolle doch dafür sorgen, dass Qualität und Nachhaltigkeit eine Rolle spielten.

Leeres Versprechen Bezahlbarer Wohnraum?

„Verarsche“ am Nibelungen-Areal

„Bezahlbarer Wohnraum: Ein leeres Versprechen?“ Zu diesem Vortrag laden am Dienstag (11. März) Michael Kroll und Jürgen Huber von den Grünen insAlumneum. Wir haben mit dem Architekten Kroll vorab gesprochen. Kroll ist im Vorstand der Baugenossenschaft NaBau.

Interview mit OB-Kandidat Chistian Janele (CSB)

„Ich bin die beste Alternative“

Die parteipolitischen Erfahrungen von Christian Janele sind vielfältig. Von den Grünen kam er über ein kurzes Intermezzo als CSU-Oberbürgermeister-Kandidat-Kandidat zur CSB (Christlich Soziale Bürger). Der 48jährige Immobilienmakler hat laut seinem aktuellen Wahlplakat „Regensburg im Herzen“. Mit Schlagwörtern wie „Glaubwürdigkeit“ oder „Politik auf Augenhöhe“ wirbt er um Wählerstimmen. Ein Gespräch über bezahlbaren Wohnraum, enttäuschte Erwartungen und große Ziele.

Interview mit Linken-Vorstand Bernd Riexinger

„Bei der Geschichtsaufarbeitung sind wir weiter als die CSU“

Von den übrigen lokalen Medien wurde sein Besuch ignoriert. Am Mittwoch war der Bundesvorsitzende der Linken, Bernd Riexinger, in Regensburg, um seine Partei im Endspurt des Kommunalwahlkampfs zu unterstützen. Der 58jährige Bankkaufmann ist über sein Engagement bei der Gewerkschaft zur WASG gekommen und war dort im Landesvorstand der Partei in Baden-Württemberg. Seit 2012 ist er gemeinsam mit Katja Kipping Bundesvorsitzender der Linken. Ein kurzes Gespräch.

Bürgerbegehren darf nicht sammeln

Versammlungsfreiheit? Nicht im Gewerbepark!

Das Bündnis „Pro Stadtpass“ darf vor dem Jobcenter der Stadt Regensburg keine Unterschriften sammeln. Man sein nicht zuständig, heißt es von der Stadt. Das Gebäude befinde sich auf Privatgelände im Gewerbepark. Die Geschäftsführung der Gewerbepark GmbH wiederum genehmigt „grundsätzlich“ keine solchen Veranstaltungen. Juristisch ist die Sache allerdings nicht so einfach. Schließlich geht es um ein Grundrecht.

Der Wahlkampf wird rauer

„Liebling der Massen“ versus „Dipl. Ing. (TU)“

Der taktische Koalitionsbruch zeigt: Während die CSU gemeinsam mit mal mehr, mal weniger offensichtlich freundschaftlich verbundenen Medien ihren Kompetenzwahlkampf für Christian Schlegl führt, setzt das „Team Wolbergs“ weiter darauf, dass ihre Sympathiekampagne mit netten Fotos und angeblich „völlig unabhängig gegründeten“ Initiativen („Künstler für Wolbergs“, „Migranten für Wolbergs“, „Arbeitnehmer für Wolbergs“) verfängt.

Wolbergs: "Die haben panische Angst"

Koalitionsbruch mit Hintertürchen

Man wolle eine „stabile Mehrheit ohne SPD“. Unter dieser Überschrift verkünden Franz Rieger und OB-Kandidat Christian Schlegl am Freitagabend den Bruch der großen Koalition. Auch nach der Wahl wolle man einen anderen Partner. Seinen SPD-Konkurrenten Joachim Wolbergs bezichtigt Schlegl der Lüge. Wolbergs indes weist das zurück, spricht seinerseits von einer „glatten Lüge“ Schlegls und erklärt: „Die haben panische Angst vor der Wahlniederlage“.

Interview mit OB-Kandidat Benedikt Suttner

„Es ist mein Job, eine drauf zu kriegen.“

Er kam 2009 als Nachrücker in den Stadtrat, ist dort mit 31 Jahren der jüngste und nun gleich Oberbürgermeisterkandidat: der Grundschullehrer Benedikt Suttner (ÖDP). Im Stadtrat fiel die ÖDP in den letzten Jahren vor allem durch ihre Gegnerschaft zu fast allen Großprjekten auf. Im Zuge der Debatte um den BVP-NSDAP-CSU-Politiker Hans Herrmann hat sie zuletzt eines ihrer Zugpferde, Eberhard Dünninger, an die CSB verloren. Wie will Suttner mit seiner Partei bei dieser Wahl punkten? Wir haben ihn gefragt.

Wahlwerbung bizarr

„Und? Ois in Ordnung?“

Bei dem einen befindet man sich auf der Suche nach den Tassen im Schrank, der andere ist ganz und gar farblos und eine dritte plaudert munter sinnfrei vor sich hin. Es ist nur schwer festzustellen, ob sich Kandidaten im Vorfeld der Kommunalwahl bewusst lächerlich machen, um – wie man so schön sagt – viral im Netz verbreitet zu werden oder ob sie das, was sie da sagen und tun tatsächlich ernst meinen. Wir verleihen Preise.

Hans Herrmann hat keine Ehren verdient

Vom Arisierer zum Planierer

Nach wie vor läuft er: der Diskussionsprozess darüber, ob ein Nazi-Bürgermeister Schulpate, Ehrenbürger und Namensstifter eines Parks in Regensburg sein soll. Man müsse Hans Herrmann differenziert sehen und auch seine Verdienste in der Nachkriegszeit beachten, sagen die Verteidiger des BVP-NSDAP-CSU-Politikers. Recherchen von Regensburg Digital belegen nun: Als CSU-Oberbürgermeister hat Herrmann auch im Nachkriegs-Regensburg mehr als genug Schaden angerichtet.

drin