Nach unserem Bericht über die fragwürdige Doppelrolle von Professor Dr. Wolfgang Schäfers – Vorstandschef des Milliardenkonzerns IVG und gleichzeitig Lehrstuhlinhaber in Regensburg – hat die Universitätsleitung eine Stellungnahme abgegeben, die mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet. Auch beim Wissenschaftsministerium wartet man noch auf eine genaue Erklärung der Universität. Doch sobald es um Herrn Schäfers im Allgemeinen und das Institut für Immobilienwirtschaft (IREBS) im Speziellen geht, scheint diese beide Augen zuzudrücken.
Neues Gebäude, viele Professoren und jede Menge Geld: Doch beim Institut für Immobilienwirtschaft in Regensburg scheint Einiges im Argen zu liegen. Foto: pm
Wie kann es sein, dass jemand seit 2004 ordentlicher Professor an der Universität Regensburg ist, zeitgleich aber ungebrochen Karriere in der freien Wirtschaft macht?
Am Donnerstag berichtete Regensburg Digital über den Fall von Professor Dr. Wolfgang Schäfers.
Der ist mit einer C4-Professur Lehrstuhlinhaber am Institut für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg und hat es während dieser Zeit vom leitenden Angestellten in einem Privatbankhaus über den Finanzvorstand bis zum Vorstandsvorsitzenden der IVG AG gebracht, Deutschlands größter börsennotierter Immobiliengesellschaft. Die steht gerade im Begriff, eine der größten Unternehmenspleiten der letzten Jahre hinzulegen. Es geht um mehrere Milliarden Euro. Herr Schäfers hat dort also viel zu tun, sollte aber gleichzeitig auch an der Universität unterrichten.
Wie kann das funktionieren?
Karriere in der Wirtschaft mit einem Arbeitstag pro Woche?
Professoren dürfen neben ihrer Lehr- und Forschungsarbeit auch einer Nebentätigkeit nachgehen. Diese muss vorher genehmigt werden und darf die wöchentlich nicht den Zeitaufwand eines Arbeitstags überschreiten darf.
Was war also bei Professor Schäfers los?
Reicht ein Arbeitstag die Woche, um bei einer Bank in leitender Funktion zu arbeiten?
Reicht ein Arbeitstag, um einen Milliardenkonzern zu führen?
Auf einen Fragenkatalog, den wir der Universität gestern zugeschickt haben (hier als PDF), haben wir heute eine Stellungnahme erhalten, die kaum aufschlussreich gehalten ist (hier komplett als PDF).
Von Kanzler Dr. Christian Blomeyer gibt es nur sehr selektive Auskünfte. Foto: Archiv
Demnach hatte Herr Schäfers zwar für seine Vorstandstätigkeit bei der IVG von „von Anfang 2009 bis zum Jahresende 2012“ Sonderurlaub erhalten.
Allerdings bleibt unklar, auf welcher Basis Schäfers seine Arbeit zuvor beim Bankhaus von 2004 bis 2009 ausgeübt hat (Die Universitätsleitung hat diese Frage ignoriert.). Sonderurlaub war es definitiv nicht.
Auch das Ministerium wartet auf Auskunft
Für Verwirrung – auch im Wissenschaftsministerium – sorgt die Antwort auf die Frage, auf Basis welcher Genehmigung Schäfers seit Januar 2013 die IVG leitet.
Sonderurlaub – das bestätigt uns ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums – gab es definitiv nicht mehr. Doch wie sieht die Genehmigung dann aus? Gibt es eine solche überhaupt? Die Universität spricht recht kryptisch von einer „genehmigten Tätigkeit“.
Eine bislang nicht näher bekannte Vereinbarung
„Das ist auch die einzige Auskunft, die wir bisher von der Universität haben“, heißt es im Bayerischen Wissenschaftsministerium. Dort haben nach unserem Bericht auch mehrere überregionale Medien nachgefragt. Doch genauere Informationen scheinen dem Ministerium nicht vorzuliegen. An der Universität gebe es mit Schäfer eine bislang nicht näher bekannte Vereinbarung, so der Ministeriumssprecher. Man warte noch auf eine genaue Erklärung dazu, allerdings fielen Dinge wie Nebentätigkeitsgenehmigungen oder Forschungsfrei-Semester in die Zuständigkeit der Hochschule.
Fragen, die sich auch die Aktionäre der IVG stellen werden
Forscht Herr Schäfers also in den Untiefen der Konzerninsolvenz, die er gerade als Hauptverantwortlicher abzuwenden versucht, um später darüber zu lehren?
Oder hat er zusätzlich zum Freisemester noch eine (rechtlich notwendige) Nebentätigkeitsgenehmigung erhalten und wickelt die IVG mit einem wöchentlichem Arbeitsaufwand von einem Tag pro Woche ab?
Professor Dr. Wolfgang Schäfers. Foto:IVG
Fragen, die sich auch die Aktionäre der IVG stellen werden, wo gerade Milliarden von Euro verbrannt wurden. Ihre Aktien sind von ehemals 30 Euro pro Stück auf derzeit 15 Cent gefallen. Mitte September steht die Hauptversammlung der IVG an.
IREBS: Ein virtuelles Institut?
Doch unabhängig von dieser Dimension der Schäferschen Doppelrolle rumort es an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät – und nicht nur dort – gewaltig. Schäfers sei – seit Beginn seiner Professorentätigkeit – so gut wie nie da gewesen, heißt es sowohl von Lehrenden wie auch Studierenden. Ein Vorwurf, dem die Universitätsleitung zwar widerspricht, der aber mit Blick auf Schäfers im Speziellen und dem Institut für Immobilienwirtschaft (IREBS) im Allgemeinen an der gesamten Uni die Runde macht.
„Ich hätte mich schon früher an die Presse wenden sollen“, hat ein Professor (der Redaktion namentlich bekannt) gegenüber Regensburg Digital erklärt. Doch erst die umstrittene Absetzung des Personalchefs Mahmoud Al-Khatib durch Kanzler Dr. Christian Blomeyer habe ihn dazu bewogen, dies endlich auch zu tun. „So ein Umgang ist menschlich verwerflich.“ Abseits vom „herausragenden Fall Schäfers“ sei IREBS insgesamt eine sehr fragwürdige Angelegenheit. „Kein Institut erhält derart viel Geld und nirgendwo sonst haben die Professoren so viel Narrenfreiheit.“
Viel Geld und viele Professoren
Tatsächlich wurde das vor zehn Jahren gegründete IREBS in der Vergangenheit äußerst großzügig bedacht. Ein neues, mondänes Hörsaalgebäude für über 15 Millionen Euro, aus ehemals vier sind zehn Lehrstühle plus 15 Gast- und Honorarprofessuren geworden. Stolz bezeichnet man sich selbst als „Europas größtes Zentrum für Immobilienwirtschaft“.
„Pendel-Professoren“
„In kein Institut an der Universität wird mehr investiert.“ Und nirgendwo genießen Professoren offenbar so viele Freiheiten. Eigentlich ist örtliche Nähe zur Universität erwünscht. Ist dies nicht der Fall, muss sich mancher Dozent schon mal an höherer Stelle rechtfertigen. Nicht so am IREBS. Von sämtlichen aufgelisteten Professoren dort lebt so gut wie keiner in Regensburg oder auch nur in der Nähe. „Meistens ist dort niemand da. Man könnte es fast ein virtuelles Institut nennen“, schimpft unser Gesprächspartner, der seine Kollegen gar „Pendel-Professoren“ nennt.
Als IVG-Vorstand macht ein Regensburger Professor mit der bevorstehenden größten Konzernpleite der letzten Jahre derzeit gehörig Schlagzeilen. An der Universität steigt der Ärger: Wie kann er Vorstands- und Professorentätigkeit unter einen Hut bringen?
Ein hochbezahlter Beamter wird an eine Stelle gesetzt, die es nie gab und die offenkundig niemand braucht? Geld spielt keine Rolle? So scheint es derzeit an der Uni Regensburg zu laufen. Der seines Postens enthobene Personalchef und Ude-Berater Mahmoud Al-Khatib soll künftig Dienst im Technischen Zentrum schieben. Ein Insider sagt uns: „So eine Stelle gab es nie und die ist auch völlig unnötig.“
Die Kündigung des langjährigen Schulleiters der Privaten Realschule Pindl sorgt auch innerhalb der Lehrerschaft für gehörigen Unmut. Es gibt einen offenen Brief an die Geschäftsführung.
Völlig überraschend hat die Universität den Leiter ihrer Personalabteilung versetzt. Der 38jährige ist Berater von SPD-Spitzenkandidat Christian Ude und übte stets deutliche Kritik an der bayerischen Asylpolitik. Sein Dienstherr ist der Freistaat Bayern. Mit der Versetzung hat er angekündigt, künftig zu schweigen.
Nächste Runde im Koalitionsknatsch in Sachen Stadtbau und bezahlbarer Wohnraum. Am Dienstag lud die SPD zur Pressekonferenz, präsentierte ihre Vorstellungen und beklagte sich bitter über die „mangelnde Fairness“ von Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Die Koalition stünde indes nicht zur Debatte. Aber man grenzt sich schon mal sauber von der CSU ab. Schließlich ist Wahlkampf.
Kein gutes Haar lässt der Vorsitzende der „Initiative Bayerischer Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger“ an der Ablehnung der Wiederaufnahmeanträge im Fall Gustl Mollath. Jan Bockemühl bezeichnet die Entscheidung des Gerichts als „113 Seiten Unverschämtheit“. Am Freitag wollen er und seine Kollegen demonstrieren.
Völlig überraschend und ohne Angabe von Gründen hat die Geschäftsführung der privaten Realschule Pindl den langjährigen Direktor gefeuert. Der komplette Elternbeirat ist aus Protest gegen diese Entscheidung geschlossen zurückgetreten. Geschäftsführer Markus Pindl nennt die Kritik „unfundiert“.
Zum Festpreis und mit Fertigstellungsgarantie hat die BAM Sports GmbH den Zuschlag für den Bau des neuen Stadions erhalten. Insgesamt wird die Stadt rund 52 Millionen Euro ausgeben.
Hat eine private Wohnbaugesellschaft etwas im Arbeitskreis für den neuen Mietspiegel verloren? Nein, befindet der Mieterbund und hat sich vorerst aus den Beratungen zurückgezogen. Bei der Stadtverwaltung kann man diese Haltung nicht verstehen.
Streitpunkt Colosseum. Jetzt sollen Gutachter ein Konzept zur Erinnerung an das KZ-Außenlager entwickeln. Die umstrittene Bodenplatte bleibt. Zwar hält niemand sie für sinnvoll, aber, so Sitzungsleiter Joachim Wolbergs: „Was darauf steht ist ja nicht falsch, sondern nur belanglos.“
Die SPD will, dass die Stadtbau sämtliche Mieterhöhungen über 15 Prozent zurücknimmt. Es dürfte um mehr als 400 Wohneinheiten gehen. Die CSU hält den Vorschlag für „juristisch fragwürdig“. Der Antrag wird am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung diskutiert und birgt – angesichts einer aktuellen Studie – reichlich Zündstoff.
Angela Merkel und Claus Günther, Joschka Fischer und Dieter Zetsche, Guido Westerwelle und Andreas Heeschen – sie alle sind Täter. In seinem neuen Buch „Schwarzbuch Waffenhandel“ präsentiert Jürgen Grässlin akribische Recherchen und deutliche Worte. Gegen die Waffenschmiede Heckler & Koch hat er sogar Strafanzeige erstattet. Am Dienstag war er in Regensburg.
Wie viele hunderttausend Euro verschenkt die Stadt Regensburg an den Klett-Konzern? Die Stadträte kennen die Summe nicht. Allerdings haben sie dem Wirtschaftsreferenten einen weitreichenden Freibrief erteilt, der in die Millionen gehen dürfte. Die Vollmacht für die Verwaltung: Vermietet irgendeine Fläche für irgendeinen Preis. Auch null Euro.