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Boomender Branche fehlt Personal

Auf deutschen Baustellen fehlen die Arbeiter

Volle Auftragsbücher. Zu wenig Personal. Unattraktive Rahmenbedingungen. So beschreibt die Gewerkschaft IG BAU die aktuelle Lage in der Baubranche.

Auf deutschen Baustellen fehlt zunehmend das Fachpersonal. Foto: bm

Den Regen habe man extra bestellt, sagt Karl Bauer, Regionalleiter IG BAU Bayern, am Mittwoch. „Damit Sie einen Eindruck haben, unter welchen Bedingungen unsere Kolleginnen und Kollegen oftmals ihren Dienst verrichten.“ Auf einem Feld im Südwesten von Hagelstadt im südlichen Landkreis Regensburg entsteht derzeit ein neues Wohngebiet. Ein paar Gullis sind bereits gesetzt. Einige Bagger stehen herum. Und auf dem durch den Regen allmählich matschig werdenden Boden stehen rund ein Dutzend Angestellte der Firma STRABAG, deren Betriebsratsvertreter und Karl Bauer.

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Es ist eine Baustelle, wie sie derzeit in vielen Städten und Gemeinden bundesweit vorzufinden sind. Denn die Branche boomt. Das belegen auch die aktuellen Zahlen des bayerischen Landesamt für Statistik. 2020 wurden im Freistaat trotz der Corona-Krise demnach 4,8 Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt als im bisherigen Rekordjahr 2017. Insgesamt 64.000 Wohnungen in ganz Bayern. Den größten prozentualen Zuwachs verzeichnet Niederbayern. Hier entstanden 7.546 Wohnungen, das sind 1.244 (20 Prozent) mehr als im Jahr zuvor. Mit 6.207 Wohnungen und damit einem Zuwachs von 16 Prozent gegenüber 2019 wartet die Oberpfalz auf.

Hohe Auslastung, hoher Rückstau

Corona habe die Branche „kaum getroffen“, sagt Bauer. Im Landkreis Regensburg habe das Baugewerbe im vergangenen Jahr 484 Millionen Euro erwirtschaftet „und damit entscheidend zur Stabilisierung der heimischen Wirtschaft in Zeiten der Corona-Krise beigetragen“. Laut einer aktuellen Schätzung des Pestel-Instituts (Hannover) im Auftrag der Gewerkschaft stieg die Bruttowertschöpfung im Bausektor 2020 kreisweit um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch habe man 20.000 neue Jobs schaffen können.

Die Auftragsbücher der Bauunternehmen seien weiterhin gut gefüllt, betont Gewerkschafter Bauer. Tatsächlich könnten gar nicht mehr alle Anfragen abgearbeitet werden. Deshalb verzeichne der Kreis Regensburg einen wachsenden „Bauüberhang“. Laut Pestel-Institut wurden zwischen 2011 und 2019 rund 1.550 Wohnungen mehr genehmigt als fertiggestellt. Auch die Stadt Regensburg kämpft seit Jahren mit einem wachsenden Überhang an genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen. 2019 betrug die Differenz rund 1400. Einen zentralen Grund sieht man bei der IG Bau auch in der mangelnden Attraktivität der Branche und den damit seit Jahren fehlenden Fachkräften.

Droht ab Juni Stillstand auf den Baustellen?

„Die Bau-Beschäftigten können sich vor Arbeit kaum retten. Jetzt ist es Zeit, dass sie an den guten Geschäften ihrer Branche fair beteiligt werden“, fordert Bauer deshalb. Faire Löhne würden am Ende auch Abgänge verhindern. Die Gewerkschaft befindet sich seit Oktober in Tarifverhandlungen mit der Arbeitgeberseite. Mehr als ein Vorantasten habe man bislang allerdings nicht erreichen können. Bauer: „Wenn bis zum 21. Juni kein Angebot kommt, über das wir nochmal nachdenken müssen, dann sind die Gespräche von unserer Seite erstmal beendet.“ Das würde dann einen „Arbeitskampf“ zur Folge haben. Im Klartext: stillstehende Baustellen.

Ganz konkret geht es der Gewerkschaft um ein Lohnplus von 5,3 Prozent für die 890.000 bundesweit Beschäftigten – 4.500 sind es im Kreis Regensburg. Zudem soll endlich ein Wegegeld eingeführt und die oft langen Anfahrten zu den Baustellen honoriert werden. Diese gelten bislang nämlich nicht als Arbeitszeit. Gleichzeitig werden die Anfahrtswege mittlerweile immer länger.

Anfahrtswege sollen vergütet werden

Simon Wolfsteiner lebt in Breitenbrunn, westlich von Regensburg im südlichen Landkreis Neumarkt. Rund 70 Kilometer fährt er derzeit täglich zu seinem Arbeitsplatz hier in Hagelstadt. Und zwar einfach. „Ich bin morgens und abends insgesamt 140 Kilometer unterwegs.“ Je nach Verkehrslage sei er so mindestens zwei Stunden am Tag auf der Straße. Solche Entfernungen seien allerdings eher die Regel. „Ich habe Glück, dass ich ungefähr in der Mitte unseres Einzugsgebiets wohne.“ Manche Kollegen seien auch mal an die hundert Kilometer am Morgen unterwegs. 90 Minuten verbringen Bauarbeiter durchschnittlich täglich auf der Straße, um zu ihren Baustellen und wieder nach Hause zu kommen.

Simon Wolfsteiner hat Spaß auf dem Bau. Das Wegegeld wäre aber ein wichtiger Faktor, dass das auch künftig so bleiben kann. Foto: bm

Zeit, die ihnen bisher nicht entlohnt wird, von den Arbeitgebern, aber endlich anerkannt werden müsste, findet Wolfsteiner. „Optimal wäre es, wenn das größtenteils als Arbeitszeit anerkannt wird. Wenn man abends heimfährt, ist wieder eine Stunde weg, in der man die Familie oder die Kinder nicht sieht.“

„Manchmal weiß ich zumindest eine Woche vorher wo ich als nächstes bin“, erklärt Wolfsteiner. Es komme aber auch immer wieder vor, dass kurzfristig umgeplant werde. Zudem würden die Einsatzgebiete immer größer und die Strecken für die Beschäftigten immer länger werden, merkt Karl Bauer an.

Jeder zweite hört nach der Ausbildung auf

Gerade das Thema Beziehung und Familie veranlasse heutzutage viele, nach der Ausbildung den Beruf zu wechseln, beklagen die Gewerkschaftsvertreter. Jeder zweite Azubi gehe den Unternehmen momentan nach drei Jahren verloren. Der Personalmangel sei dann eine direkte Ursache für den enormen Rückstau bei den Aufträgen.

Das bisherige Verpflegungsgeld in Höhe von 4,09 Euro für die Arbeiter im Baugewerbe sei keine Lösung. „Ebenso wenig das Kilometergeld, das die Mitarbeiter bei der Anreise mit dem eigenen Fahrzeug erhalten”, sagt Bauer. Das Kilometergeld werde nämlich nicht an die gestiegenen Spritpreise angepasst.

Gewerkschaft fordert gleiche Löhne in Ost und West

Die fehlende Attraktivität der Branche hänge aber nicht nur an der Wegezeit. Schon 2018 hatten sich die Arbeitgeberseite und die Gewerkschaft darauf verständigt, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung die Bedingungen zwischen Ost und West vollständig anzugleichen. Bis 2022 soll das umgesetzt werden. „Doch jetzt erinnert sich die andere Seite natürlich nicht mehr dran“, so Bauer.

Über dieses Thema kommt der Regionalleiter auf ein grundsätzliches Problem der Branchen zu sprechen: Es sei kaum möglich, Vereinbarungen, Arbeitnehmerrechte und Lohnzahlungen auf allen Baustellen zu überprüfen. „Die Branche ist sehr stark zerklüftet“, sagt Bauer und verweist auf die unzähligen Betriebe mit meist wenigen Angestellten. Unternehmen wie STRABAG mit mehr als 13.500 Beschäftigten in ganz Deutschland seien die Ausnahme. Hinzu kämen dann die oftmals undurchsichtigen Subunternehmer-Strukturen. Die hatten vergangen Sommer auf einer Baustelle in Königswiesen kurzeitig für einen Streik gesorgt. Ägyptische Arbeiter eines Subunternehmens aus Bergamo hatten wegen seit über  einem Monat ausstehender Löhne einen Kran besetzt. Die Firmen- und Auftragsstrukturen blieben bis zuletzt undurchsichtig.

Im Winter Kurzarbeit

„Eigentlich gilt immer der Lohn der jeweiligen Baustelle.“ Das bedeutet: Arbeitet jemand aus Leipzig in Regensburg, dann ist der hier geltende Lohn zu entrichten. Dass das immer eingehalten werde, bezweifelt Bauer. Dies sei ein weiterer Grund, weshalb sich nur noch wenige für den Bau entscheiden oder nach der Ausbildung dann auch bleiben würden. „Auch die Arbeitszeit spielt eine Rolle“, sagt der Vertreter des Betriebsrats bei STRABAG. „Gerade wenn junge Menschen irgendwann eine feste Beziehung führen, wird das zum Thema.“ Da nehme man etwas weniger Lohn in Kauf, wenn dafür geregelte Arbeitszeiten gegeben seien. 41 Stunden im Sommer und 38 Stunden im Winter, so ist es tariflich derzeit geregelt. Der Regelfall sei eher eine 45 Stunden-Woche.

Hinzu komme der Umstand, dass im Winter meist zwei Monate nicht gearbeitet werden kann. „Was Kurzarbeit bedeutet, haben ja zuletzt viele Leute selber kennengelernt.“ Von den durchschnittlich 3.600 Euro Monatslohn müsse unter dem Jahr genügend weggespart werden, „damit im Winter davon gezehrt werden kann“, sagt Bauer. Schließlich würden einem dann nicht die Lebenshaltungskosten gesenkt werden.

Wolfsteiner hat sich dennoch für die Baugrube entschieden. Der gelernte Vermessungstechniker wollte nicht länger im Büro sitzen. Es sei der „Spaß an der Arbeit“, der auch das derzeit oft wechselhafte Wetter und die oft lange Anfahrt aufwiegen würden. Da von Spaß allein aber niemand leben könne, setzen die Bauarbeiter in Hagelstadt auf die aktuelle Tarifrunde. Die momentan gestiegenen Rohstoffpreise und Lieferengpässe auf den Weltmärkten sieht Karl Bauer im übrigen eher gelassen. Das werde sich zeitnah wohl wieder entspannen.

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Kommentare (13)

  • WR

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    Kommentar gelöscht. Kein Getrolle.

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  • Skyrider

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    “Auf deutschen Baustellen fehlen die Arbeiter.”
    Solange die großen Firmen ihre Arbeiter zu “Dumpinglöhnen” in den Ostblock Ländern in dafür eigens gegründeten Niederlassungen “rekrutieren” können, diese dann in Deutschland in “Container Dörfern” oder billig angemieteten Wohnungen, die diese Arbeiter auch noch selbst bezahlen müssen, unterbringen dürfen, wird sich an den geschilderten Verhältnissen im Baugewerbe auch nichts ändern. Es geht hier ohne strikte politische Rahmenbedingungen nicht. Dazu gehört ein flächendeckend höherer Mindestlohn, ab dem ersten Tag der Beschäftigung und die Einschränkung dieses “Subunternehmertums”, bei dem immer die letzten in der Kette “vom Hund gebissen” werden und leer ausgehen. Angebracht wäre auch eine personelle Aufstockung des Zolls, um endlich verstärkt gegen “illegale Beschäftigung” im Baugewerbe vorzugehen. Ich hab da aber so meine Zweifel, ob das von den politisch “Verantwortlichen” überhaupt gewollt wird. Ein Pressetermin beim Richtfest, ist für jeden Politiker angenehmer, als die Schlagzeile”Corona Ausbruch auf Baustelle XYZ”, aufgrund von miserablen und nicht kontrollierten Arbeitsbedingungen.

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  • Maurer Xare

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    Na ja, meine Zeit als Lehrling auf den Baustellen liegt zwar bereits Jahrzehnte zurück. Die Ausbildung und Arbeit war sehr interessant, umfangreich und körperlich anstrengend. Dafür war die Bezahlung 1. Lehrjahr mit Brutto 250 DM/Mt gering, Arbeitskleidung vom AG ein Fremdwort, Urlaub 18 Tage, die Unterkunft eine Bretterbude, das WC ein Plumsklo, Winter noch saukalt und alle Kollegen aus 15-20km Umfeld.

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  • Mr. B.

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    Ich glaube, Skyrider hat schon vieles gesagt, was den Tatsachen entsprechen dürfte!
    Wenn sich nichts ändert, wird der gute Handwerker für viele in absehbarer Zeit nicht mehr zu bezahlen sein!
    Wenn etwas boomt, müssen auch Beschäftigte etwas davon haben!
    Auf sehr vielen, ja fast allen Firmen-Fahrzeugen, kann man schon seit langem lesen: “Auszubildende und/oder Mitarbeiter gesucht.”
    Hier sollte man m. E. schleunigst handeln, um eine Wende herbeizuführen, zumal vermutlich auch viel Erfahrung verloren geht!
    Die Gewerkschaften sollen nicht locker lassen, aber auch die gesamte Bevölkerung ist aufgerufen, die Handwerker zu unterstützen!
    Fast jeder wird auch in der Zukunft gute Handwerker irgendwann mal brauchen!

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  • GSH

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    An den Artikel kann ich mich nicht mehr genau erinnern, aber im übertragenen Sinne wurden die Länder der westlichen EU anhand ihres Anteils an Akademikern als gebildet (oder eben nicht) eingeordnet. Genau da liegt das Problem. Wer lernt noch Maurer, Fliesenleger, Elektriker? Unsere Gesellschaft prahlt damit, dass wir immer mehr Studierende haben. Die bauen aber kein Haus, richten kein Badezimmer her, oder machen das Elektrische.

    Wir müssen versuchen wieder mehr junge Leute in das Handwerk zu bekommen. Und das geht auch über die Vergütung.

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  • Madame

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    Akademiker Beamter höherer ränge, rechtsanwälte gelten in immer noch als privilegiert. Der Mittelstand ,Handwerker gleich welcher art
    verschwinden immer mehr aus dem Berufsbild. Das fängt schon bei der frühkindlichen Erziehung an. Eine Gemeinschaft ,ein Staat braucht Menschen die zu gleichen Teilen harmonisch im Volkskörper ihren Land dienen. Das fängt bei der bezahlung.an. Auch protozierende Berufsgruppen sind oft nicht so sehr angesehen. Es baut sich kein Haus von selbst kein Brot bäckt sich selbst. Ebensolche Leute fehlen

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  • KW

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    Das in D kaum noch jemand einen Handwerksberuf erlernt ist schlicht dumm und liegt natürlich auch daran, dass typischerweise dem Trend gefolgt wird.
    Ein halbwegs intelligenter Mensch muss nicht zwingend studieren, er/sie/div kann auch in einem Handwerksberuf seine Erfüllung finden UND wird ggf., wenn es richtig angestellt wird (Lehre, Meisterschule, Selbsständigkeit) sehr, sehr viele Akademiker*Innen monetär locker in die Tasche stecken.

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  • R.G.

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    * „Optimal wäre es, wenn das größtenteils als Arbeitszeit anerkannt wird. *
    Die Unfallhäufigkeit am Bau steigt mit fortschreitender Stundenzahl.
    Deshalb ist es unfallverhütend, einen größeren Teil der An- und Heimfahrtszeit und die Umkleidezeit als Arbeitszeit anzuerkennen.

    @GSH
    “An den Artikel kann ich mich nicht mehr genau erinnern, aber im übertragenen Sinne wurden die Länder der westlichen EU anhand ihres Anteils an Akademikern als gebildet (oder eben nicht) eingeordnet.”
    In meinem ersten Beruf hatte ich eine verschulte Ausbildung, mit lauter für die Wirtschaft unfähigen Professoren. In den Ferien praktizierte ich in einem rustikalen Handwerksbetrieb. Alles was mir wirklich Nützliches für die Arbeit beigebracht wurde, hatte ich von dort.
    Das große Aber: Der Umgang mit Gefahr- und Giftstoffen war in allen Betrieben zum Nachteil der Jüngsten. Man ließ sie die ungeliebtesten und gefährlichsten Arbeiten machen. Schutzkleidungen, vor allem filternde Atemschutzmasken, wurden nicht bereitgestellt, die Hantierung mit den Stoffen nicht von den Vorgesetzten kontrolliert.
    Man sollte den Meistertitel in einem Handwerksberuf einem akademischen Master gleichsetzen.

    Eine frisch herausgekommene Studie zeigt erhöhte Sterblichkeit an Herz- Kreislauferkrankungen bei Schwerarbeitern. Durch Sport nach der Arbeit könne das Risiko verringert werden.
    Bei einer reinen Arbeitszeit von 10-11 Stunden und bis zu zwei Stunden Anfahrtszeiten ist Ausgleichssport eine Utopie.

    Ich unterstütze das Anliegen der Bauarbeiter voll.

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  • Markus Frowein

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    Die Baubranche ist – wie viele andere Bereiche – komplett den Bach runter gegangen. Trotz der regelrechten Bauwut, die man allerorten “bewundern” kann und wo in wenigen Jahren ganze Stadtteile aus dem Boden gestampft sowie jegliche Baulücke geschlossen wurde, ist dadurch keine einzige bezahlbare Wohnung mehr entstanden, im Gegenteil, durch den Bau von “Luxus”-Wohnungen steigen die Preise ins Unermessliche, was dazu führt, dass man für ein feuchtes Kellerloch oder eine schlecht isolierte Dachwohnung schon Mondpreise bezahlen muss.

    Und woraus besteht der “Luxus”?

    Man muss nur einmal an solch einer Baustelle etwas genauer hinschauen, die Nummernschilder auf den Autos der Arbeiter sagen dazu einiges aus, wie viel man dort verdient. Die Handwerker kommen zumeist aus Orten, die mindestens 500 Kilometer entfernt liegen (da, wo die Preise für derlei Dienstleistungen am niedrigsten sind) und das Material wird zumeist nach dem Gesichtspunkt ausgewählt, so günstig wie möglich zu sein, was dazu führt, dass wir in wenigen Jahrzehnten – wenn dieser “Luxus” schon so marode sein wird, wie alte Häuser nach mindestens einem oder sogar erst mehreren Jahrhunderten – ein Entsorgungsproblem haben, weil dann das ganze schön billige Styropor sowie der andere giftige und problematische Müll wieder teuer entsorgt werden müssen, was natürlich in die Baukosten noch nicht eingepreist ist, das zahlt dann später der Dummkopf, der solch einen Müll kauft.

    Zur Situation der Arbeiter:

    Ich habe schon Bauarbeiter gesehen, die unter Brücken schlafen und auf der Autobahnraststätte nach Geld für die Weiterfahrt (in diesem Fall von Ungarn aus) zur Baustelle schnorren (müssen).

    Sehr traurig das Ganze!

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  • Mr. T.

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    Früher war es in kleineren Firmen so, dass die Arbeitszeit am Betrieb begonnen hat und die Fahrt zur Baustelle bezahlt wurde. Wenn jemand näher an der Baustelle gewohnt hat, ist er vielleicht direkt hingefahren.
    Das Problem liegt wirklich an den ganzen großen Unternehmen mit zig Töchtern und Subunternehmerkaskaden, die sich grundsätzlich schadlos halten und jedes Risiko an die schwächsten Abwälzen. Das müsste massiv eingeschränkt werden. Arbeiter müssten direkt beim Unternehmen angestellt werden, nicht bei Töchtern und schon gar nicht bei Subunternehmen. Leiharbeit müsste quotiert werden, so dass nur ein bestimmter Anteil der Belegschaft kurzfristig so akquiriert werden kann.
    Und dann muss man eben mal ordentlich zahlen und nicht dem lokalen Arbeiter gerade mal etwas mehr zahlen, wie einem der Arbeitssklave vom Balkan beim Subuntermehmer kostet.

    Die oben angesprochenen “Ägyptischen Arbeiter eines Subunternehmens aus Bergamo” waren wohl keine Ägypter, sondern sogenannte Balkan-Ägypter, also Roma.

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  • joey

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    auf meinen Baustellen sind Rumänen, Polen, Ungarn, islamische Bosnier, Kosovaren, Serben. Die wohnen um Regensburg herum und fahren möglichst oft nach Hause. Mit Dieselverbrennern.

    Neuere Entwicklungen sind aber: diese Leute gehen “uns” langsam aus. Deutschland ist als Arbeitsort zunehmend unattraktiv. Hohe Preise hier und eine zunehmende Wirtschaftsentwicklung in Polen / Ungarn. Wir verlieren unsere Industrie – und ein Ungar kommt lieber abends nach Hause zur Familie als in eine Männer WG in Brennberg.

    Die Welt geht schon weiter, nur eben nicht hier. Mal sehen, wann die Regensburger in ihrer Fahrradstadt mit der Rikscha ihre Häuser selber bauen.

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  • Däumling

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    Es liegt aber am Auftraggeber die Auftragnehmer auszusuchen und denen Subunternehmer zu erlauben oder nicht. Es liegt am Auftraggeber mit welchen Firmen er sich rumschlagen will.

    Ich verbiete in der Regel Nachunternehmer auf meinen Baustellen und weil ich schon keine Lust habe auf Babylonischen Kauderwelsch von ungelernten Kräften denen man das Handwerk erst vor Ort zeigen muss (oft genug passiert), denen die Sauberkeit auf einer Baustelle nicht beizubringen ist werden eben nur Firmen beauftragt welche in diesem Sinne funktionieren.
    Übrigens auch ein Grund warum öffentliche Bauten teurer sind.

    Übrigens spielt in die im Artikel genannte Aussage sicher auch die aktuelle Pandemie eine Rolle. Den Ausländischen Arbeitern blieb ja nur die Wahl da bleiben über Wochen und Monate hinweg oder nach Hause zu den Angehörigen aber ohne Job.
    Interessanterweise suchen deren Heimatländer aber gern in Deutschland angelernte Fachkräfte….

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  • Mr. B.

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    Ohne die ausländischen Bauarbeiter wäre doch Deutschland schon längst am Ende und die Immo-Haie wären nur kleine Fischchen!

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Kommentare sind deaktiviert

drin