04 Sep2013
Antikriegstag 1. September 2013 in Regensburg oder: Der Atombombenritt
„Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz.
Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer.“
Ungewöhnlich unterlegt war auf dem Neupfarrplatz in Regensburg Richard Wagners „Walkürenritt“ gestern, am 1. September, dem Antikriegstag, an dem 1939 Nazideutschland in Polen einmarschierte, zu hören. „Das ist aber nicht das Original!“ stellt ein Passant fest. Ständiges Bombengedröhne – kein echter Wagner also.
„Die Beschreibungen, die der New Yorker von den Gräueln der Atombombe erhielt, schreckten ihn anscheinend nur wenig. Der Hamburger ist noch umringt von Ruinen und doch zögerte er, die Hand gegen einen neuen Krieg zu erheben.“
Jetzt erscheint der „Zug der Reaktion“ vor der Neupfarrkirche, angeführt durch die bundesdeutsche Kanzlerin Angela Merkel. Das Gedröhne der Bomben wird immer lauter, doch die Dramatik des deutschen Komponisten scheint diesem noch standzuhalten.
„Die weltweiten Schrecken der vierziger Jahre scheinen vergessen. „Der Regen von gestern macht uns nicht nass“, sagen viele.“
Merkel zitiert sich selbst: „Niemand sollte glauben, dass ein weiteres halbes Jahrhundert Frieden und Wohlstand in Europa selbstverständlich ist. Es ist es nicht.”
„Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen haben, ihr äußerster Grad ist der Tod.“
Ein deutscher Soldat, im Schlepptau noch ein bezahlter Funktionär aus der Gewerkschaft, folgt ihr: “Es gibt keine Region der Welt, von der man sagen könne, dass Deutschland dort nichts zu suchen hat.” (Kriegsminister Lothar de Maiziere). Da fragt der sich im Schlepptau befindende: „Ist die Bundeswehr Teil der Friedensbewegung? Wenn ja, dann in jeder Region der Welt!“
„Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen.“
Das Bombengedröhne ist jetzt weg, der „Walkürenritt“ hat sich vorerst durchgesetzt. Ein Kapitalist, der vierte in der Reihe, redet vom Frieden: „Wir bereiten den Frieden vor, wie schon 1914 und 1938. Und Bomben fallen oder fallen nicht.“
„Und doch wird nichts mich davon überzeugen, dass es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beiÂzustehen.“
Doch der große Krach bringt auch die letzte Walküre zum Schweigen! Ob es eine Atombombe ist? Alles ist still, doch zwei Jugendliche, sie sind der Abschluss des „Zugs der Reaktion“, spalten sich ab, begeben sich neben ein Transparent mit der Aufschrift „Klassenkampf statt Weltkrieg“, wo sich auch Jugendliche befinden, die plötzlich auf Plastikfässern trommeln und stellen fest: “Heute gibt es keine Rote Armee mehr, sondern nur noch uns! Mit uns kein drittes Mal mehr in ein großes Völkerschlachten von deutschem Boden aus.”
„Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde !“
Nun liest jemand die „Rede für den Frieden“ von Bertold Brecht vor, die wie folgt endet:
„Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.“
Regensburger Unterstützerkreis der internationalen Antikriegsaktion
Klassenkampf statt Weltkrieg