18 Jan2013
Antikörper für die gezielte Krebstherapie
Bayerische Forschungsstiftung fördert neues Projekt
Mit fast 600.000 Euro fördert die Bayerische Forschungsstiftung bis Mitte 2015 ein neues Forschungsprojekt (Gesamtfinanzierungsvolumen ca. 1,2 Mio. Euro) zur Entwicklung von innovativen Antikörpern zum Einsatz in der Krebstherapie. Das Projekt wird von Prof. Dr. Gero Brockhoff in Zusammenarbeit mit Dr. Anja-Kathrin Wege, beide von der Klinik für Frauenheilkunde am Caritaskrankenhaus St. Josef (Lehrkrankenhaus der Universität Regensburg) in Regensburg koordiniert. Kooperationspartner sind die MAB Discovery GmbH in Neuried und die Agrobiogen GmbH in Hilgertshausen.
Antikörper sind vom Körper produzierte, lösliche Makromoleküle des Immunsystems, die bei der Abwehr von körperfremden Stoffen und Erregern, aber auch bei der Bekämpfung von körpereigenen Krebszellen eine wichtige Rolle spielen. Diese Abwehrmoleküle lassen sich heute auch synthetisch und in reproduzierbarer Qualität herstellen und können für die Therapie von Tumorpatienten eingesetzt werden. Dabei entwickelt man Antikörper, die Tumorzell-spezifische Strukturen – sogenannte Antigene – der Krebszellen erkennen. Durch Bindung der Antikörper an diese für Krebszellen spezifischen Merkmale lassen sich zum einen Stoffwechselsignale gezielt blockieren, die für das Wachstum von Tumorzellen entscheidend sind. Zum anderen kann so die körpereigene Immunabwehr aktiviert werden – ein Prozess, der die Tumorzellen vollständig eliminieren kann.
Mit Hilfe der Gentechnik sind diese sogenannten monoklonalen Antikörper maßgeschneidert herstellbar. Allerdings zeigen sich auch bei neueren Antikörper-basierten Tumortherapien häufig Behandlungsresistenzen. Es besteht damit ein Bedarf an Antikörpern mit höherer und gegebenenfalls vielseitiger Wirksamkeit. Die Entwicklung und Herstellung solcher Antikörper steht im Zentrum des neuen Regensburger Forschungsprojekts. Brockhoff und Wege wollen sich dabei auf Antikörper konzentrieren, die sich gegen sogenannte ErbB-Rezeptoren richten. Diese Rezeptorproteine finden sich in verschiedenen Tumorarten in hochregulierter oder mutierter Form, wodurch die Tumorzellen unkontrolliert wachsen, sich vermehren und verstärkt metastasieren können.
Die Regensburger Forscher wollen die Signalwege der ErbB-Rezeptoren blockieren und so das Tumorwachstum unterbinden. Auf der Basis einer molekularen Diagnostik kann eine anti-ErbB-Rezeptor-Therapie ganz individuell eingesetzt werden und wäre im Hinblick auf eine Tumor-spezifische Wirkung einem konventionellen systemischen Therapieansatz – beispielsweise der Chemotherapie – überlegen. Zu diesem Zweck werden die von MAB Discovery hergestellten Antikörper in der Forschungsabteilung von Brockhoff und Wege zunächst in eine vorklinische Testphase gehen. Zudem wird in weiteren Analysen die therapeutische Aktivität der Antikörper in einem von Brockhoff und Wege entwickelten, humanisierten Tumormausmodell untersucht – mit dem Ziel, die Antikörper mit der höchsten Wirksamkeit mittelfristig in die klinische Praxis zu überführen.
Die Technik zur Herstellung monoklonaler Antikörper erlebte in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung. Monoklonale Antikörper stellen einen enorm wachsenden Bereich der Pharmaindustrie dar und sind wichtige therapeutische „Werkzeuge“ in der individualisierten Tumortherapie.
Originaltitel des neuen Regensburger Forschungsprojekts:
„Generierung und Charakterisierung von innovativen, monoklonalen anti-ErbB-Rezeptor-Antikörpern (anti-ErbB-mAbs) mit erhöhtem therapeutischen Potential für Antigen-spezifische Tumorzellbehandlungen /‑therapien“
Weiterführende Informationen zur Bayerischen Forschungsstiftung:
http://www.forschungsstiftung.de/
Weiterführende Information zur Forschungsgruppe von Prof. Dr. Brockhoff:
http://www.caritasstjosef.de/forschung/node_3376.htm