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Wolbergs-Prozess

Anonymus statt letztes Wort

Die eigentlich schon abgeschlossene Beweisaufnahme im zweiten Korruptionsprozess gegen Joachim Wolbergs wird noch einmal eröffnet. Zwei Kripobeamte sollen nun wegen eines anonymen Schreibens als Zeugen vernommen werden.

Kurz vor Schluss des zweiten Prozesses hat Joachim Wolbergs erneut einen anonymen Brief erhalten. Foto: Archiv/ as

„Ich wäre schon längst fertig“, sagt Ferdinand Schmack während einer der mehrfachen Unterbrechungen, die den 32. Verhandlungstag im Korruptionsprozess gegen ihn und Ex-Oberbürgermeister Joachim Wolbergs kennzeichnen. Ursprünglich wäre der Unternehmer heute mit seinem Schlusswort an der Reihe gewesen, doch im Gerichtssaal sagt Schmack am Ende dann gar nichts. Nach etwas mehr als einer Stunde wird die Sitzung geschlossen. Fortsetzung am 9. Juni. Dann wird die Beweisaufnahme noch einmal aufgenommen. Zwei Polizeibeamte sollen vernommen werden. Denn Joachim Wolbergs hat, wie schon im ersten Prozess gegen ihn, erneut ein anonymes Schreiben erhalten.

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Bereits das zweite anonyme Schreiben

Wie damals auch werden darin Vorwürfe gegen den leitenden Ermittler der Kripo erhoben. Dieses Mal wird der Kriminalhauptkommissar mit der angeblichen Aussage zitiert, dass Wolbergs froh sein könne, wenn er sich nicht aus dem Fenster stürze, wenn man mit ihm fertig sei. Strafverteidiger Peter Witting und sein Mandant sehen dies als Beleg für einseitig geführte Ermittlungen.

Vor Verhandlungsbeginn diskutiert Strafverteidiger Peter Witting noch kurz mit seinem Mandanten auf dem Gang, ob es denn sinnvoll sei, ein solches Schreiben jetzt noch in den Prozess einzuführen. Am Ende steht dann zunächst ein Antrag, den anonymen Brief verlesen zu lassen.

Urteil soll am 17. Juni fallen

Dem stimmt der Vorsitzende Richter Georg Kimmerl zwar nicht zu. Angesichts von Vorwürfen aus der Anonymität heraus müsse man hinter diese ein dickes Fragezeichen setzen, so Kimmerl. Allerdings sollen die beiden namentlich erwähnten Beamten, gegenüber denen sich der Kriminalhauptkommissar so geäußert haben soll, nun als Zeugen geladen werden. Für die Beurteilung des Falls könnten solche Aussagen, so sie den tatsächlich gefallen sein sollten, durchaus von Bedeutung sein, so Kimmerl.

Seinen Zeitplan, der ein Urteil für den 17. Juni vorsieht, will der Kammervorsitzende dennoch einhalten. Allerdings wurden die Verteidiger schon mal „rein vorsorglich“ gebeten, einen möglichen Zusatztermin zu benennen.

Der Prozess wird am 9. Juni fortgesetzt.

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Kommentare (24)

  • XYZ

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    Ein – erneuter – anonymer Brief so kurz vor Urteil? Wurde oder wird der überhaupt näher forensisch überprüft, z.B. auch durch Textprofiler? Was erwarten da die Prozessbeteiligten eigentlich von Zeugenaussagen, taugliche Beweismittel?

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  • Taxifahrer

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    Jetzt nehmen wir mal an die Staatsanwaltschaft würde mit einem anonymen Schreiben daherkommen. Wolbergs würde ausrasten. Und zwar komplett. Und danach würde er wieder in seiner Videobotschaften auf Facebook jammern, dass die bösen Medien schreiben, dass er wieder ausgerastet sei.

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  • XYZ

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    Zu [•••] heute:
    Das ist wohl der letzte – tragische – Versuch das Blatt zu wenden.

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  • Empörer007

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    Das Gericht sollte in Zukunft nur noch handschriftlich verfassten Schreiben “hinterherjagen”;
    Schreiben wie der Angeklagte W. erhalten haben will, sofort im Papierkorb entsorgen…
    Wenn man als Angeklagter mit dem “Rücken zur Wand” steht, kommen doch “Freunde” auf allerlei vermeintliche Hilfsdienste…
    Siehe im 1. Prozeß: der W. jun. “hörte am Biertisch, gleichlautende Äußerungen vom Kripomann…, was kam da raus?
    Noch Fragen Herr Nachbar…?, eine billige, erbärmliche Camouflage…

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  • R.G.

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    Sehen wir mit dem Glasauge hin.

    Bei zwei in Regensburg verhandelten, sehr unterschiedlich gelagerten Fällen wurden starke Emotionen gegen Ermittler gezeigt, bei beiden fand man den führenden verhörenden Polizeibeamten angreifenswert.

    Geheime Informationen, private Ermittlungen, persönliche Nachforschungen den Ermittlern hinterher, anonyme Briefe, –
    ein neuer Ton hält in Regensburg Einzug.

    Was käme raus, wenn man zwei Soziogramme erstellte, gäbe es dann plötzlich Überschneidungen zwischen den Geheiminformanten der unterschiedlichen Fälle?

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  • Julian86

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    Her mit den kleinen Wahrheiten! Es gäbe sie denn!

    Die von anonymer Seite vorgeblich belastete Polizeibeamte, was wird er als Zeuge aussagen? Die Vorwürfe gar bestätigen? Das Gericht kommt halt dem Beweisantrag nach, um keinen Revisionsgrund zu schaffen.

    Entscheidender ist doch: Wenn und falls an den erhobenen Vorwürfen etwas d´ran ist, dann mag der Meister Anonymus, der ggf. Insiderwissen hat, die bestehenden Möglichkeiten nützen, um Transparenz herzustellen.

    Schon als Schaidinger in der Vergangenheit mit dem Finanzamt im Clinch lag, tauchten wegen einer vorgeblichen Steuernachzahlung größeren Umfangs (Immo-Geschäfte) anonyme Schreiben auf.

    Wer über vermeintliches Unrecht belastbares Wissen hat, möge die bestehenden Rahmenbedingungen ausschöpfen, um ggf. ein Beitrag zu mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu leisten.

    Alles andere lässt, wie vorstehend zu lesen, nur die Fantasie jener erblühen, die Wolbergs auf dem Kicker haben. Nach deren “Spieltheorie” soll er wohl auch für den anonymen Brief verantwortlich sein. Wie verquer!

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  • Rainer Schnaider

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    Dass die Schreiben von Wolbergs selbst stammen, ist wohl eher unwahrscheinlich:

    Wie man hört, ist häufiger kolportiert worden, dass es derartige Andeutungen aus den Ermittlern nahestehenden Kreisen gab, verbunden mit der Aussage, dass auch intern davon ausgegangen wurde, dass es den in den Schreiben beschriebenen “Belastungseifer” bei einigen Personen gab.

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  • KW

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    Bei einer stark polarisierenden und uneingeschränkt von sich selbst eingenommenen Persönlichkeit wie der des Herrn Wolbergs, der sich in allen Belangen grundsätzlich kompetenter einschätzt als alle anderen, und seien dies noch so sehr Spezialisten in ihren jeweiligen Fachgebieten, ist es kein Wunder, dass auch Kriminalbeamte ggf. etwas an Neutralität verlieren und u.U. eifriger als unbedingt nötig in der besagten Sache recherchieren.
    Auf der anderen Seite gibt es aber auch solche Personen, wie beispielsweise die Richterin aus dem ersten Prozess, die offensichtlich seinem falschen Charme verfallen und dadurch wiederum in ihrem Urteilsvermögen zu seinen Gunsten beeinflusst werden.
    Gleicht sich insgesamt hoffentlich aus.

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  • Mr. T.

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    Grundsätzlich muss ein Belastungseifer nichts schlechtes sein, solange er nicht darin mündet, dass Belastendes fabriziert und Entlastendes verschleiert wird. Es besteht kein Anspruch auf unmotivierte Ermittlungen. Ein Ermittler sollte immer versuchen, den Fall, auf den er angesetzt wird, so gut wie möglich zu klären.

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  • highwayfloh

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    Hier wäre die Chance der Justitz, dem nachzugehen und auch die ersten anonymen Briefe / Äusserungen einer näheren Betrachtung zu unterziehen und dem offensichtlichen Neutralitätsmangel der Staatsanwaltschaft beizukommen und auszugleichen. Dies hat dieses Verfahren dringend nötig.

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  • beobachter

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    +++Persönlichkeit wie der des Herrn Wolbergs, der sich in allen Belangen grundsätzlich kompetenter einschätzt als alle anderen, und seien dies noch so sehr Spezialisten in ihren jeweiligen Fachgebieten, +++
    Das kann als “Dunning-Kruger-Effekt” bezeichnet werden;
    “Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet als populärwissenschaftlicher Begriff die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen.[1][2] Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. Der in der Fachliteratur unübliche Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 zurück. ”

    Zum Thema “Belastungseifer”: Einem engagiertenKriminalbeamten der seine Aufgabe engagiert wahrnimmt, “Belastungseifer” zu unterstellen, ist ein wohlfeiler Vorwurf von Strafverteidigern, der meist dann erhoben wird, wenn ihnen nicht anderes mehr einfällt.

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  • XYZ

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    Zu R. Schnaider 12.58
    Natürlich wäre es absurd, wenn der Brief von J. W. selbst stammen oder initiiert sein sollte. Anonyme Anzeigen gibt es bei Behörden des öfteren, oft aus dem engeren Kreis der betroffenen Bürger, die sich irgendwie rächen wollen – aber der Amtsesel muss wohl auch dem nachgehen, nun ja – gerade bei einem solchen Prozess, dann auf zu den Zeugen.

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  • XYZ

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    Nachtrag:
    Ein glorreiches Ende des zweiten Prozesses, der erste begann auch mit allerlei Gerüchten.

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  • Hutzelwutzel

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    Man muss sich in Regensburgs “Kreisen” richtig gebauchpinselt fühlen. Seit 2014 – nach dem verlorenen Papst – plötzlich jede Menge Aufsehen erregender Prozesse. Mollath, Baumer Verlobter ohne Baumer-Bezug, jetzt bald mit Baumer-Bezug, den eigenen OB und bald (vielleicht) noch einen echten bayerischen Ex-MdL. Puscht “die Stadt mit Dom an Strom” fast schon auf die Höhe des Originals Köln. ;-)

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  • XYZ

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    Im übrigen fehlt mir im redaktionellen Bericht – wohl nicht vom LG berichtet – eine Bemerkung dazu, ob das anonyme Schreiben an das Gericht zur Überprüfung übergeben wurde, dazu gibt es Fachstellen wie das kriminologische Landesamt an der Maillingerstrasse in M, verfügen über alle Hilfsmittel. Kann ja nachgeholt werden.

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  • R.G.

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    @Ramona
    Natürlich wurde dem Politiker hier von keinem User unterstellt, für den anonymen Brief verantwortlich zu sein. Warum auch?

    Ganz im Gegenteil, bestimmte Kreise mit Juristenjargon, die sich als sein Beschützer darstellen, versuchten den Lesern gewiss ehebaldigst zu unterstellen, man traue dem Politiker zu, für das anonyme Schreiben verantwortlich zu sein, und so verteidigen sie ihn dann heftig gegen die ihm ohnehin nicht unterstellte Unterstellung.

    Ein Verfolgtheitsgefühl um ihn herum zu erzeugen, ist deren Bemühen. Der absolute Grundbaustein.
    Am Schluss sollte vielleicht der Politiker als vom Volk, der Polizei und der Justiz niederträchtig Verfolgter dastehen, dessen Leid nur durch eins heilbar sei, durch Wiedererlangung von Macht, viel Macht, mehr Macht über dieses böse, ihn verfolgende, niederträchtige Volk.

    Als Zuseher fühlt man sich wie in einem Film, gemischt aus Szenen vom Wilden Westen, Palermo und dem Märchen vom Angriffskrieg, auf den man mit Krieg antworten müsse.
    Ein schlechtes, weil viel zu überladenes Drehbuch, das Ergebnis ein langweiliger drittklassiger Film.

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  • XYZ

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    Wenn ich das bei der sonst sehr detailgetreuen Berichterstattung von rd recht sehe wurde das anonyme Schreiben nur vorgelesen – aber auch zur kriminologischen Überprüfung übergeben? Das wäre nicht so ganz unwesentlich.

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  • highwayfloh

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    @Hutzelwutzel:

    kleine, aber wesentliche Korrektur: geschichtlich ist bewiesen, dass der hiesige Dom zu Regensburg das Original ist und in Köln “nur” eine Kopie steht, wenn auch ein paar mal größer… ;-)

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  • XYZ

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    Zu highwayfloh:
    Der Kölner Dombau wurde früher begonnen als in R, blieb aber ein Torso bis auf den Chorumgang, während der Dom in R bis auf die Türme weitgehend fertig gebaut wurde.

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  • XYZ

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    Nochmals zu highwayfloh:
    Passt natürlich insoweit zusammen als es in den neunziger Jahren auch mal in Köln einen Parteispenden-Skandal gab, die höchstrichterlichen Entscheidungen wurden auch im Regensburger Prozess zitiert – seltsame Koinzidenz alter Römerstädte an europäischen Strömen . . .

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  • XYZ

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    Jenseits der derzeitigen Straffragen wird sich die Frage stellen ob erlangte Parteispenden unzulässigerweise in den Rechenschaftsbericht aufgenommen wurden – näher dazu BGH 1 StR 94/10 vom 13.04.2011 in hrr.

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  • Mr. B.

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    Komisch, immer wenn es eng wird, taucht natürlich ein anonymes Schreiben auf???
    “METHODE”??????
    Auffällig und komisch!!!!!!!!!

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  • XYZ

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    Zu Mr.B.:
    ja, urkomisch – der Verteidiger erschien mir auch darüber nicht sonderlich erbaut – erinnert mich eher an altes Jägerlatein: Jetzt haben wir den Platzhirsch oder Zwölfender (das waren einst mal auch auf zwölf Jahre freiwillig dienstverpflichtete Soldaten) glücklich durch einen Blattschuss getroffen, Holladiri und Holladira . . .

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