Ankerkind sucht Heimathafen – ein Tagebuch (XI)
„…nehmen Sie doch einen Flüchtling auf, wenn Sie unbedingt helfen wollen!“ Dieser Standardsatz fällt häufig, wenn über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland diskutiert wird. In unserer neuen Serie erzählt eine Mutter davon, wie eine Familie lebt, die zwei unbegleitete Flüchtlingskinder aufnimmt. Muslime in einer christlichen Familie, arabische Jungs bei einem Hausmann, syrische Söhne in einer Beamtenfamilie, orientalische Sitten zwischen deutschen Traditionen, Damaszener in einem bayerischen Dorf. Spannungsreiches und spannendes Zusammenleben und Zusammenwachsen. Die Namen haben wir geändert. Teil XI.
Mittwoch, 4. Mai 2016: Wir sind mit Hamza, dem inzwischen zwölfjährigen Pflegesohn, beim Schulleiter vom Gymnasium in Hochstadt. Am Parkplatz haben wir Frau Hoffer getroffen, die evangelische Religionslehrerin, die Deutsch-Unterricht für die Flüchtlinge am Gymnasium gibt. Sie erzählt uns, dass der Unterricht für Ziad, den 18jährigen in der 10. Klasse, noch passender gemacht werden soll, er bekommt mit einem Mädchen aus Afrika und einem anderen syrischen Jungen einen Unterricht, der auf einem höheren Niveau ist.
Bei Herrn Bachmann, dem Schulleiter, ist das Aufnahmegespräch sehr schnell erledigt. Hamza ist auskunftsfreudig, neugierig und offen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er viel schüchterner auftritt. Aber er ist richtig gut, der Junge! Danach treffen wir Ziad im Treppenhaus, er zeigt mir in seinem Heft einen kurzen Aufsatz. Aus der Perspektive eines Dieners hat er den Anfang vom Märchen Schneewittchen erzählt. Die Sätze sind lang, bieten Begründungen und Erklärungen. Natürlich ist nicht alles vollständig richtig, aber es klingt nicht wie der Aufsatz eines z.B. Grundschülers. Zwei Mädchen grüßen ihn freundlich und wir merken, dass er sicher kein Außenseiter in seiner Klasse ist.
Thema im Gespräch mit seinem Klassenlehrer ist später die Fahrt nach Berlin und die damit zusammenhängenden Fragen und Probleme. Ich bin gespannt, wie sich Ziad entscheidet, ob er mitfahren will. Probleme sind Ramadan (unser Problem, nicht seines!), Hamza (der kleine Bruder, das Problem für ihn!) und die Kosten für die Fahrt (auch nur sein Problem, nicht unseres).
Donnerstag, Himmelfahrtstag, 5. Mai 2016: Ein schöner Tag, das Wetter passte genau, um draußen zu feiern. Hamza kommt vom Beten zurück. Paul hat mir gerade erzählt, dass er die letzte syrische Plombe aus seinem Backenzahn verloren hat. Hamza: „In welches Müll kommt das? Wir haben das in HSU nicht gelernt.“ Er hält das Quecksilberstück in der Hand.
Ziad beim Kuchenbacken: „Wie heißt das? Eiweiß? Wirklich Eiweiß?“ Ich: „Ja, natürlich.“ Er: „Aber das Bestimmungswort ist immer an der zweiten Stelle.“ Ich bin begeistert, wieder einmal hat sein analytischer Verstand die deutsche Sprache zerpflückt. Es müsste eigentlich Weißei und Gelbei heißen, da es ja „Ei“ ist.
Hamza am Morgen, er will mit Paul und Blacky eine Runde mit dem Fahrrad fahren: „Ireenee? Ich habe eine Frage zur Lehrerin: Wir haben gelernt, dass man nicht mit MP3-Player und Handy Fahrrad fährt. Aber ich höre nur auf 3 und im Auto höre ich auch Musik.“ Ich erkläre ihm, dass ich beim Fahrradfahren auch manchmal einem Sprecher zuhöre mit meinem MP3-Player. Ich sage, dass man Schuld hat, wenn man einen Unfall verursacht und dabei etwas auf den Ohren hatte.
Der Junge ist wirklich schlau. Zehn Stunden nach diesem Gespräch schreibe ich die ganze Geschichte auf. Aber ich weiß nur noch, dass Hamza am Morgen sagte: „Ireenee? Ich habe eine Frage zur Lehrerin.“ Mehr fällt mir nicht mehr ein. Ich weiß nur noch, dass ich die Geschichte unbedingt aufschreiben wollte. Ich frage Hamza nach der Situation. Er sagt nach ganz kurzem Nachdenken: „Das war wegen MP3-Player auf Fahrrad.“
Ankerkind sucht Heimathafen
Wir haben für den Himmelfahrtstag zu einem Treffen der Pflegefamilien aus dem Landkreis eingeladen. Es waren ungefähr 20 Leute bei uns: Pflegeeltern und die Pflegesöhne aus Eritrea, Afghanistan und Syrien. Für alle war es richtig gut. Die Jungs sind durchs Dorf, haben Billard und Flipper und Tischtennis gespielt und die Erwachsenen haben sich unterhalten. Am Morgen haben Hamza und Ziad mitgeholfen alles auf der Terrasse herzurichten. Wir haben Kuchen und Waffeln gebacken und es war richtig lebendig und offen im Haus und Garten. Nicht allen Pflegefamilien geht es so gut wie uns.
Ziad will morgen Abend zu einem Geburtstag von einem deutschen Jungen. Er hat sich überlegt, was er ihm schenken kann. Mein Vorschlag war ein Blechkuchen mit einem arabischen Schriftzug. Er hat einen „Shisha-Kuchen“ daraus gemacht.
Freitag, 6. Mai 2016: Ich fahre mit Hamza und Ziad im kleinen blauen Kugelauto mit offenem Dach und geöffneten Fenstern auf der Fahrt zum Einkaufen. Ziad mit Blick auf sein Smartphone: „Hochstadt 21 Grad, Damaskus 22 Grad.“ Irene: „Ja!? Schön. Und der blaue Himmel ist sicher auch der gleiche.“ Mein Blick geht zufrieden und glücklich durch das geöffnete Dach nach oben. Ziad: „Ja, aber dort sind auch die vielen Flugzeuge.“ Zufriedenheit und Glück weg. Leichtes und schweres Leben. Schweigen.
Aus „Die Pest“ von Camus (zitiert nach Rupert Neudeck):
Die Auseinandersetzung zwischen einem Arzt und einem Journalisten: „Man muss sich nicht schämen, glücklich zu sein“ sagt der eine. Und der andere antwortet: „Aber man kann sich schämen, alleine glücklich zu sein.“
Wir kaufen Schuhe und Kleidung, die bei der Hochzeit von einem türkischen Mädchen am Samstag getragen werden können. Mir fällt der blöde Kommentar einer sonst ganz netten Kollegin ein. Sie hat Hamza in der Schule gesehen und Ziad auf meinem Bildschirmschoner: „Da hast du dir aber die beiden Hübschesten aus dem Heim ausgesucht.“
Später im Jahr denke ich noch einmal an diese Aufzeichnung aus meinem Tagebuch. Wir haben „Willkommen bei den Hartmanns“ im Kino gesehen und über die „Auswahl-Szene“ gelacht. Ausgesucht haben wir uns die beiden Jungs nicht.
Samstag, 7. Mai 2016: Ziad hat heute bei einem deutschen Freund in Weißhausen übernachtet. Es ist richtig warm geworden, die Linde entfaltet ihre Blätter und Hamza und ich machen auf der Terrasse Hausaufgaben. Hamza verbessert das Diktat und ich verbessere die Aufsätze. Danach sitzen wir im Schatten vom neuen Sonnenschirm, essen Eis und ich erzähle das Märchen vom Rumpelstilzchen. Bei seiner Hausaufgabe waren Märchen das Thema für die grammatikalischen Übungen.
Lukas kommt zurück vom Dachdecken bei Freunden und nimmt Hamza mit zum Fußballspielen. Ziad hat sich mit der Übernachtung beim Geburtstag erst mal gegen die Arbeit auf der Baustelle bei Freunden entschieden. Praktischen Tätigkeiten geht er manchmal lieber aus dem Weg.
Hamza hat am Freitag seinen Fahrradführerschein bestanden. Nicht nur die praktische Prüfung (völlig ohne Beanstandung durch die Polizei) sondern auch die theoretische Prüfung. Diese ist wie die Prüfung für den Autoführerschein aufgebaut. Hamza hat 20 von 29 Punkten. Sechs Kinder der Klasse haben schlechter abgeschnitten als er. Vor zehn Wochen konnte er noch nicht mal Fahrradfahren.
In der Zeitung stand, dass syrische Flüchtlingen zwischen 16 und 18 Jahren in Weißhausen Ärger gemacht haben. Sachbeschädigungen kamen vor während eines Streites mit Kurden, die auch im Wohnheim untergebracht sind. Schade!
Wir machen uns chic für die türkische Hochzeit heute Abend. Wir sind bei Cigdem und Murat eingeladen, die in der Stadthalle mit all den Leuten feiern, die sie kennen und die jemanden kennen, der sie kennt.
Sonntag, 8. Mai 2016: Ein wunderschöner sonniger Tag. Schon unseren Morgenspaziergang mit Blacky und Hamza zur Geocachesuche können wir ohne Jacke machen. Ziad schläft noch um elf Uhr, als wir zurückkommen. Lukas, mein 21jähriger Sohn, sitzt beim Frühstück und macht sich bereit für die Fahrt zum Heimspiel seines Lieblingsvereins.
Die Hochzeit gestern war ein tolles Fest. Ahmad hat sich über den Kopfhörer gefreut, den er von Ziad bekommen hat. Er hatte beim Pflegeeltern-Treff den Kopfhörer von Ahmad aus Versehen kaputt gemacht. Bis Mitternacht sitzen wir zusammen und Frau Rausch und Ulli (die unsere beiden Syrer im Herbst 2015 im Wohnheim betreuten) kommen auch dazu. Die beiden sind wirklich um Hamza und Ziad bemüht, aber es wirkt auf mich manchmal etwas sonderbar im Umgang. Ich denke an ein Zitat aus dem Publik-Forum:
Kilian Kleinschmidt leitete eines der größten Flüchtlingslager der Welt. Heute sagt der Krisenmanager: „Viele ehrenamtliche Helfer übertreiben es mit der Bevormundung. Sie halten Flüchtlinge wie syrische Goldhamster.“
Manchmal denke ich mir beim Blick auf meine vielen Seiten im Tagebuch: Ganz schön viel Zeit, die hier in die Aufzeichnungen fließt. Aber gestern Abend bekam ich wieder den Hinweis darauf, dass es wohl richtig sein mag.
Es geht um WhatsApp und Paul und Ziad sind einer Meinung: Irene braucht das auch. Sie braucht endlich ein Smartphone. Sie schreibt SMS (mitleidiges Grinsen auf beiden Seiten). Ich versuche zu erklären, dass ich die kleinen Textschnipsel nicht so gerne mag. Die bleiben nicht, die kann man nicht aufheben. Natürlich kann man das. Ich weiß. Aber ich sage: „In fünf Jahren gebe ich dir meine Texte zu lesen. Die sind dann besser als das, was das Smartphone gespeichert hat.“
Nachtrag zum Lernen von Ahmad und Ziad draußen auf der Terrasse: Am Morgen hat Ziad sich sehr über den Kontakt mit seinem Vater gefreut. Er bekam Kinderbilder von sich und Hamza und seinem Bruder Mohammad. Hamza mit Windelpaket war der Höhepunkt. Ziad zeigt er die Bilder, auch seinem besten Freund Ahmad und später beginnen wir zum Lernen. Ziad schaut auf sein Handy. Ich werfe ihm einen missbilligenden Blick zu. Er nimmt es weg. Kurze Zeit später hat er es wieder. Syrische Lira kostet 700 Euro. Bei einem Verdienst von 25 000 Lira im Monat. Vor vier Jahren waren es nur 140 Lira und von ein paar Wochen 500 Lira. Ziad schaut immer wieder in sein Smartphone. Mir wird es zu viel und ich sage ihm ernsthaft, dass ich nicht möchte, dass er sein Handy beim Lernen an hat.
Am Abend im Bett denke ich an diese Situation und es tut mir sehr leid. Über das, was Ziad gelesen oder auf dem Smartphone gemacht hat, habe ich keine Ahnung. Was weiß ich über das „schwere Leben“? Nichts! Und warum puste ich mich als Lehrerin auf?! Wie wichtig ist mein bisschen Unterricht auf der Gartenterrasse im Gegensatz zu den Problemen einer Familie im kaputten Damaskus?
R.G.
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Zitat:
*Mir fällt der blöde Kommentar einer sonst ganz netten Kollegin ein. Sie hat Hamza in der Schule gesehen und Ziad auf meinem Bildschirmschoner: „Da hast du dir aber die beiden Hübschesten aus dem Heim ausgesucht.“*
Ich hoffe, Sie waren an diesen Tag bloß mit fünf linken Füßen aufgestanden.
Denn die Freundlichkeit einer sonst ohnehin netten Person, die Redewendung zu benutzen, Sie hätten sich die zwei Hübschesten ausgesucht, mit “blöde Bemerkung” zu kontern, hat was offen Agressives an sich.
Kann es sein, dass Sie die Jungs wie ein Schutzschild zwischen sich und die Welt stellen?
Das wäre nicht fair. Integration bedeutet ganz sicher mit, den beiden Heranwachsenden Bewunderung und Komplimente für ihr Aussehen zu gönnen.
Lenerl
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Ich meine, die Bemerkung „blöder Kommentar“ bezieht sich eher auf das „aus dem Heim ausgesucht“ und weniger auf das „hübsch“. Die Vorstellung, man könne heutzutage in ein „Heim“ gehen und sich die schönsten Kinder aussuchen ist nicht nur antiquiert, sondern gleichzeitig übergriffig. Warum? Weil dieses Bild suggeriert, dass junge Menschen mit Hilfebedarf eine verfügbare Masse seien, derer man sich bedienen kann, wenn man Bedarf hat. Dem ist zum Glück nicht so.
Außerdem (meine Erfahrung): die „hübschen“ und „schlauen“ Jugendlichen, die nach Deutschland geflüchtet sind, die mag jeder (so einen schiebt man auch nur ungern ab und für den hängt man sich rein). Der Rest ist „Ballast“. Leider ist es mit diesen Eigenschaften im Rest der Welt wahrscheinlich nicht anders als in der BRD: extrem ungerechte Verteilung würde ich sagen.
Ich finde die Artikel der Autorin gut, ich kenne die Geschichten alle in anderer Besetzung aus eigener Erfahrung. Und auch wenn das manchen Lesern nicht passen mag: das tägliche Leben oder Arbeiten mit jungen geflüchteten Menschen verlangt von einem, sich neu zu überdenken. So verlangt es wohl auch einen neuen Stil darüber zu schreiben. Auch wenn es manchmal wirklich ein bisschen holprig zu lesen ist- genauso ist der Alltag all dieser jungen Menschen und derer, die sie darin begleiten. Kann man sich nicht immer aussuchen. Nimmt man am besten so wie es kommt und macht das Beste draus. So wie die Autorin. Denn nach allem was ich bisher gelesen habe, bietet sie den beiden Jungen große Chancen sich in ihrem Rahmen frei zu entfalten. Das ist ein bisschen unfair, ja, weil diese Chance nur sehr, sehr wenige von den tausenden, nach Bayern eingereisten, jungen Geflüchteten erhalten. Trotzdem bin ich um jeden froh, der so aufgehoben ist. Das bedeutet nicht, dass die Autorin perfekt sein muss. Das ist die “Flüchtlingshilfe” in Deutschland an keiner einzigen Stelle.
Und nur mal so, weil es hier schon so oft Kritik für die Beiträge gehagelt hat: Die Artikel muss man nicht lesen. Wenn einem d a s schon zu anstrengend wird, dann sollte man sich wohl mit anderen Themen als “Flüchtlingshilfe” beschäftigen.
R.G.
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Zitate @Lenerl
“Und nur mal so, weil es hier schon so oft Kritik für die Beiträge gehagelt hat: Die Artikel muss man nicht lesen. Wenn einem d a s schon zu anstrengend wird, dann sollte man sich wohl mit anderen Themen als „Flüchtlingshilfe“ beschäftigen.”
Da die Schreiberin bewusst kryptisch schrieb, wundern mich ärgerliche Antworten nun nicht mehr. Sinnerfassendes Lesen versagt zwangsläufig da, wo ein Text gar nicht verstanden werden will.
Zitat @Lenerl
“Und auch wenn das manchen Lesern nicht passen mag: das tägliche Leben oder Arbeiten mit jungen geflüchteten Menschen verlangt von einem, sich neu zu überdenken. So verlangt es wohl auch einen neuen Stil darüber zu schreiben.”
Weshalb sollte Arbeiten im Zuwanderern dazu führen müssen, dass man sich plötzlich einem normalen und freundlichen Umgangston verweigert? Ich würde gerne über das Zusammenleben mit den zwei Jungs erfahren, aber wie bitte soll ich das in den Texten?
Brücken baut man mit Beschimpfungen wie “blöde” oder schulmeisternden Tönen wie “Und auch wenn das manchen Lesern nicht passen mag” und ” Die Artikel muss man nicht lesen. Wenn einem d a s schon zu anstrengend wird, dann sollte man sich wohl mit anderen Themen als „Flüchtlingshilfe“ beschäftigen.” absolut nicht.
Hinwendung zu Flüchtlingen- wovon ich einer war, und heute ein glühender Bürger des neuen Vaterlandes bin – rechtfertigt rotziges Benehmen gegenüber Einheimischen wirklich nicht.
Es macht einen auch nicht zum besseren Flüchtlingshelfer- Deutschen, wenn man Fragenstellern besserwisserisch rät “dann sollte man sich wohl mit anderen Themen als „Flüchtlingshilfe“ beschäftigen”.
Ich denke, man sollte Verdienste in Flüchtlingshilfe nicht zur Rechtfertigung einer gewollten Borstigkeit im täglichen Umgang missbrauchen.
Zurück zur Redewendung: Wenn Eltern ihre Babys ausführen, hören sie mitunter, sie hätten sich ein hübsches Kind ausgesucht.
Die normale Reaktion darauf ist Dankbarkeit für die netten Worte Smalltalk.
R.G.
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Zitat @ Lenerl
“Die Vorstellung, man könne heutzutage in ein „Heim“ gehen und sich die schönsten Kinder aussuchen ist nicht nur antiquiert, sondern gleichzeitig übergriffig. Warum? Weil dieses Bild suggeriert, dass junge Menschen mit Hilfebedarf eine verfügbare Masse seien, derer man sich bedienen kann, wenn man Bedarf hat. Dem ist zum Glück nicht so.”
Ich möchte den Satz noch einmal aufgreifen.
In der Tat suchen Professionelle jedweder schmutzigen Absicht gezielt “Menschenmaterial” aus den Flüchtlingsströmen heraus, um sie als Objekte Pädophilen und Freiern/Freierinnen anzubieten.
Die Schreiberin des Tagebuches weiß, dass ihre Bekannte sie nicht mit Menschenhändlern verwechselte.
Lenerl
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@ R.G.
Ich fange jetzt nicht nochmal an meinen Kommentar neu zu schreiben. Sie haben ihn ja quasi in alle Einzelteile zerlegt. Aber ich bleibe sowieso bei meiner Meinung. Trotz Ihres Widerspruchs.
Nur noch ein paar Anmerkungen.
Kryptische Schreiber habe ich hier auf RD schon viele getroffen, die Artikel „Ankerkind sucht Heimathafen (I- XI)“ habe ich immer vergleichsweise gut verstanden. Aber das mag jedem anders gehen.
Das Arbeiten mit Zuwanderern sollte natürlich nicht dazu führen, dass man einen normalen und höflichen Umgangston verweigert. Davon war aber auch nirgends die Rede.
Das „blöd“ war auf den Kommentar der Kollegin bezogen, nicht auf die Kollegin selbst. Warum Sie das so schlimm finden erschließt sich mir nicht, aber es ist ok. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie das nachhaltig stört.
Mit Ihrem letzten Kritikpunkt sprechen Sie eine bittere und viel zu selten erwähnte Wahrheit an und das möchte ich gerne aufgreifen, wenn ich darf: Allein im Jahr 2015 wurden in der BRD 8000 minderjährige Flüchtlinge als vermisst gemeldet (BKA 2015). Bei dieser Zahl allein für Deutschland mag ich gar nicht darüber nachdenken, wie viele schon auf der Flucht verschwinden und wohin (ich tue es aber trotzdem und habe ähnliche Befürchtungen wie Sie). Sie haben vollkommen recht, wenn Sie darauf aufmerksam machen. Das kümmert nämlich kein Schwein. „Die sind bestimmt untergetaucht oder zu Verwandten gereist“ habe ich da oft gehört. Oder: „Mehrfachregistrierungen, fehlende Passdokumente, etc.“. Fakt ist: kein Mensch weiß genau, wohin diese Kinder und Jugendlichen verschwinden.
Darum verstehe ich auch nicht, warum man sich hier so sehr über diese Artikel aufregt und sich in Kleinigkeiten verliert. Blöder Kommentar hin oder her. Jeder Kommentar ist irgendwo blöd. Aber haben wir im Kern nicht ein ähnliches Anliegen? (Das wäre mein Beitrag zum Brückenbau).