22 Jul2008
Atomkraft? Ja, bitte!
Auf die Frage, warum er auf Berge steige, antwortete Reinhold Messner schlicht: „Weil sie da sind“. Doch wer sind „sie“? Die Berge, von denen hier die Rede ist, das waren einmal – vor vielen vielen Millionen Jahren – die Böden weit unter den Wogen der Meere, unerreichbar für den Menschen. Und heute? Noch vor gut 50 Jahren waren diese Regionen vom Menschen unberührt, gleichsam unerreichbar. Heute findet sich der einstige Meeresboden weitab von jeglicher Brandung, die versteinerten Zeugen vormaliger Ozeanbewohner liegen auf dem Dach der Welt. Und wäre da nicht die Kenntnis der modernen Wissenschaft, es bräuchte viel Phantasie, sich auszumalen, was dies wohl zu bedeuten hat.
Zwei Orte, wie sie extremer auf unserer Erde nicht sein könnten: Die Böden der Ozeane und die Gipfel des Himalaja. Und doch: beides einst eins. Für lange Zeit (die überwiegende in unserer Geschichte) war es unvorstellbar, dass diese unwirklichen Orte der Erde jemals vom Menschen erobert werden könnten. Betrachtet man aus dieser Perspektive den Fall der Erstbesteiger des Mount Everest, Hillary und Norgay, – stellvertretend für ihre Zunft – es wird eine ungeheuerliche Unwahrscheinlichkeit ein Stück fassbarer: Ein Körnchen Sand, die Schale eines toten Tiers, dies alles Kilometer unter den Meereswogen angekommen, muss nur lange genug liegen, damit es – nach Millionen Jahren der Reise – irgendwann auf dem höchsten Berg genau unter dem eisbedeckten Fleckchen Erde im Dunkeln liegt, nun 8.848 Meter über den Küsten der Welt, das ein Mensch am 29. Mai 1953 erstmals ersteigen kann.
Wie groß ist wohl die Wahrscheinlichkeit, wird dieses Szenario für die Sandkörnchen dieser Erde berechnet? Und doch, es ist passiert. Verglichen mit der Halbwertszeit einiger in den Atomreaktoren unserer Zeit eingesetzter Elemente (238 Uran: 4,468 Mrd. Jahre, 235 Uran: 704 Mio. Jahre etc.) sind unsere Gebirge geradezu im Eiltempo entstanden. Viele Gebirge können entstehen, in 4,468 Milliarden Jahren. Alles passiert, irgendwann, auch das Ungewollte. Murphys Gesetz erläutert uns: „Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“ Mallory steht tragisch für dieses Gesetz, Tschernobyl auch.
Epilog:
Warum kommt es zu Katastrophen in Reaktoren?
Weil sie da sind!
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