25 März2008
Altstadtkinos – noch zu retten!
Die einen hatten das Gerücht schon gehört, für die anderen war es schier ein Schock, als sie – zunächst aus der Stadtzeitung, später aus anderen Medien – erfuhren, dass der Regensburger Kino-Guru Werner Hofbauer – vor über 30 Jahren hat er den Grundstein für die Altstadtkinos gelegt – in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Das Garbo – unter Regie von Junior Achim – scheint sicher zu sein. Über Ostentorkino und Turmtheater schwebt das Damokles-Schwert Insolvenz. Sie sind, ebenso wie Hofbauers Open-Air-Kino – eine Institution in Regensburg. Und genau das Open Air ist es, was Hofbauer jetzt an den Rand der Existenz bringt. Vom „nicht zu toppenden Platz”, dem Prüfeninger Schloss, vertrieb Hofbauer ein Anwohner, den der Zuglärm nicht störte, aber der Kino-Betrieb. Der Osthafen war zu abgelegen. Der Gewerbepark (30.000 Euro für Bestuhlung und Leinwand hat Hofbauer hier investiert) wurde vom Publikum nicht goutiert. Dann spielte das Wetter nicht mit und den Super-Juli letztes Jahr machte ein besonders wichtiger Anwohner beim Westbad zunichte. Der war einst Rechtsdezernent der Stadt Regensburg, später REWAG-Direktor und sorgte dafür, dass Hofbauer samt fertig gedruckter Programme, eine Woche vor dem Start, wieder auf Standortsuche gehen musste. Sauber! Bis das Programm am Schloss Pürkelgut anlief, kam das Sauwetter. Doch noch ist nicht aller Tage Abend.
Die Gläubiger haben Werner Hofbauer Aufschub gewährt
Schlaflose Nächte hat Werner Hofbauer nach eigenem Bekunden nicht wegen seiner Finanzprobleme. Die kann er sich auch nicht leisten.
„Ich muss mich aufs Wesentliche konzentrieren und ums Programm kümmern.” Fürs Open Air Kino, das – so der momentane Stand – am 14. Mai starten soll. „Wenigstens hab ich jetzt nicht mehr das Image eines Millionärs”, meint er noch. Diesen Nimbus hat Hofbauer ohnehin mit dem Bau des Cinemaxx verloren. „Acht Leinwände kamen, acht Leinwände gingen”, erinnert sich Hofbauer an das Aus von Bavaria-, Gloria- und Kammer-Kino. Das Stali in Stadtamhof stand einem Bauvorhaben im Weg.
Zum Cinemaxx-Geschäftsführer Andreas Wagner pflegt Hofbauer ein „kollegiales Verhältnis”. Mit Popcorn hat man sich bisweilen schon ausgeholfen. „Hätte ich beim Open Air Kino vier durchschnittliche Jahre gehabt, hätte ich Schulden, die im normalen Rahmen wären.” Doch statt Schulden im Rahmen droht, wenn schon nicht das Aus, so wenigstens die Übernahme durch einen Investor. Auch wenn Hofbauer zuerst nicht über die drohende Insolvenz reden wollte – die Berichterstattung hat ihm geholfen. Im Internet gibt es bereits diverse Aufrufe und Mailing-Listen, die zur Unterstützung der Altstadtkinos aufrufen. „Kinotaler” (Gegenwert: fünf Euro) oder „Zehnerblöcke” (50 Euro, 13 Karten), die’s in Garbo, Ostentor und Turmtheater zu kaufen gibt, werden häufiger gekauft und verschenkt. Dieter Neumann vom Bioladen in der Glockengasse hat sich vor kurzem einen Stapel Zehnerblöcke bei Hofbauer gekauft und bietet die jetzt bei sich im Laden an. Solidarität unter Regensburgern. „Das läppert sich und moralisch tut’s gut”, sagt Hofbauer. Auch die Gläubiger zeigen sich anscheinend geduldig und haben Hofbauer einen Aufschub gewährt. Das Open Air Kino wollen sie noch abwarten. Wenn das Wetter passe, werde dort das Geld verdient, widerspricht Hofbauer der gängigen Annahme, dass das Freiluft-Kino besonders idealistisch sei. „Den Idealismus mach ich in meinen Kinos.” Hoffentlich noch lange.