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Alle Jahre wieder: Rote Parasiten

Sie klettern wieder: Weihnachtsmänner an den Fassaden von Regensburg. Foto: Wittmann

Elf Monate lang sind sie versteckt in Kartons und Tüten. Ihr Dasein fristen sie in Kellern und auf Dachböden. Aus Fernost fanden sie auch in Weg nach Regensburg. Die letzten vier bis fünf Wochen im Jahr kommen sie zum Vorschein. An Hauswänden, Balkonen, Schaufenstern, Kaufhausfassaden und Wintergärten klettern sie gut sichtbar hoch: Penetrant grinsende rot gewandete Weihnachtsmänner. An einer Strickleiter oder einem einfachen Seil hangeln sie sich empor. Die meist in China hergestellten geschmacklichen Entgleisungen haben in ihrer Standardausführung einen Sack auf dem Rücken. Was auffällig ist, sind die meist extrem roten Plastikbacken der Weihnachtsmänner. Wahrscheinlich haben sie vor ihrer Abreise aus China zu viel Reiswein erwischt. Die besonders teuren Ausführungen der Weihnachtsmänner tragen goldene Brillen und sind von innen beleuchtet. Weihnachtsmann goes Tschernobyl. Unbewusst wird so ein Zeichen gegen die Atomkraft gesetzt. Wie Voyeure glotzen sie dann den ganzen Advent debil in die Fenster hinein.

Foto: WittmannFoto: WittmannFoto: Wittmann

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Wer einen solchen dumm dreinschauenden Santa Claus vor seinem Blickfeld hängen hat, ist alles andere als zu beneiden. Besonders makaber ist es, wenn der Wind den Weihnachtsmann um die eigene Strickleiter oder das Seil schlingt. Das Ganze sieht dann aus, als ob der Rotkittel Suizid begangen hätte. Für Kinder sicher alles andere als ein guter Anblick. „Mama! Schau mol! Da hat sich der Nikolaus aufghängt!“ hörte ich erst entsetzt einen Jungen in der Konradsiedlung zu seiner Mutter sagen, als sie an einem Siedlerhaus einen vermeintlich gehängten Weihnachtsmann passierten. Der entsetzte Junge glaubt sicher Zeit seines Lebens nicht mehr an den Nikolaus, denn der hängt ja schließlich leblos an einem Haus in der Metzer Straße.

Für 9,99 Euro sind die rot gewandeten Kletterer bei Discountern erhältlich. So lieblos wie die kletternden Weihnachtsmänner aussehen, ist auch deren Beschreibung. „Stimmungsvolle Deko für Draußen. Weihnachtsmann wetterfest. Kleidung Nylongewebe. Witterungsbeständiges Material. LGA getestet. Kletterleiter, Gürtel und Sack inklusive. Gesamtgröße ca. 110 cm“, heißt es in der Beschreibung eines Großhändlers.

Die Angehörigen der Oberschicht dekorieren ihre Fenster mitunter dezenter. Mit selbst gefilztem Allerlei. Dazu belegt die Dame des Hauses einen entsprechenden Kurs an der VHS. Selbstverständlich ist das verwendete Material hochwertigst und stammt aus Wolle von ökologisch gehaltenen Schafen, die wiederum auf unter Naturschutz stehenden Wiesen weiden.

Da hilft selbst der Strompreis nichts: Leuchtende Weihnachten!

Foto: WittmannFoto: WittmannFoto: WittmannFoto: WittmannAls vor einigen Jahren die Strompreise niedrig waren, leuchteten in der Vorweihnachtszeit ganze Stadtteile auf. Kilometerweise wurden Leuchtschläuche verlegt. Tausende von Diodenlichtern erhellten die Gärten. Bunte Weihnachtsmänner, Rentiere, Plastikschneemänner und Engel illuminierten die Vorgärten. Zwischen Nachbarn liefen inoffizielle Wettbewerbe, wer die eindruckvollste Weihnachtsbeleuchtung hatte. Ganz Eifrige wollten sogar Opas Flak-Scheinwerfer aus dem Keller holen. Der hat schließlich ordentlich Lux. Bei manchen ging die Freude an der Weihnachtsbeleuchtung etwas zu weit. Die vielen Lichter machten einen Starkstromanschluss für das Einfamilienhaus notwendig. Mehrere hundert Euro wurden für Leuchtmittel und Strom in der Adventszeit ausgegeben. In einigen deutschen Großstädten starten Fernsehsender und lokale Radiostationen Wettbewerbe, wer das am besten weihnachtlich beleuchtete Haus hat. Christmas sponsored by Osram. In einem extremen Fall musste sogar das Luftfahrtbundesamt einschreiten. In der Einflugschneise zu einem großen deutschen Flughafen war ein Wohnhaus derart stark mit weihnachtlichen Lichtern ausgestattet, dass nachts beim Landeanflug die Piloten der ankommenden Flugzeuge abgelenkt wurden. In der Hinsicht haben die gestiegenen Engergiepreise einen positiven Nebeneffekt: Die kitschigen Weihnachtsbeleuchtungen gingen deutlich zurück.

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Kommentare (2)

  • Roberto J. De Lapuente

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    Genau davor hatten die Menschen in Hessen (bzw. die Medien in Hessen) Angst. Nämlich, dass die roten Brüder, die Kommunisten die Fassaden stürmen und in die gutbürgerlichen Wohnzimmer steigen, um deren “Geschenke” dort zu lassen…

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  • BernardO

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    …übrigens verschlingen diese Lichterketten, derer ich noch viele wahrnehme immens viel Strom. Ein paar Meter Lichterschlauch über ein paar Adventswochen einigen Stunden geschaltet benötigen so viel wie ein Kühlschrank das ganze Jahr über. Wir haben es immer noch nicht begriffen scheints mir….
    …leider auch das Internet. Wir brauchen auch hier eine Öko-Revolution in Sachen “Green Technology” – sparsamere Rechner. Google läßt hier grüßen. Wer sehr viel googelt sollte wissen, das er damit die Großrechner herausfordert, die natürlich ebenfalls viel Strom brauchen.

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