Ärger um Gebühren für den Bio-Donaumarkt
Streit um den Bio-Donaumarkt im Umweltausschuss. Dass Betreiber Daniel Frost im Vorfeld der Sitzung die geplante Senkung der Sondernutzungsgebühren als unzureichend kritisiert hatte, löst bei Bürgermeister Ludwig Artinger Empfindlichkeiten aus.
Bürgermeister Ludwig Artinger ist verärgert. Da habe man „eigentlich eine gute Absicht“ gehabt. „Aber was ich da die letzten Tage an Rückmeldung bekommen habe, da kann man nur die Händ’ überm Kopf zamschlagn.“ Im Umweltausschuss des Regensburger Stadtrats geht es am Donnerstag um den Bio-Donaumarkt, den Daniel Frost auf die Beine gestellt hat und der seit März jeden Freitag stattfindet. Dass es dafür viel Zuspruch gibt, das stellt bei der Sitzung niemand in Abrede. Auch nicht Artinger. Aber dass es im Vorfeld der Sitzung Kritik an der Beschlussvorlage gab, wo die doch eine Senkung der Standgebühren am Donaumarkt zum Inhalt hat, das stinkt dem Umweltbürgermeister gewaltig.
Keine Dankbarkeit für Gebührensenkung
Zu spüren bekommt das in der Sitzung vor allem Ribisl-Stadtrat Jakob Friedl, aber es setzt auch manche Spitze gegen Marktbetreiber Frost. Der hatte sich Anfang November gegenüber Mittelbayerischen Zeitung vorsichtig über die Beschlussvorlage beklagt, die gerade zur Debatte steht und die sich zunächst einmal gut liest. Demnach sollen die Sondernutzungsgebühren für den Bio-Donaumarkt von 37 Euro auf 18,50 Euro netto halbiert werden – für regionale Anbieter von Bio-Produkten, übrigens auch abseits des Donaumarkts.
Damit reagiert die Stadt auf Anfragen mehrerer Beschicker, denen die bisherigen Gebühren zu hoch waren. Denn inklusive Strom und einer Pauschale von 5,50 Euro, die Frost für seinen Aufwand verlangt, summiert sich die Gebühr auf rund 52 Euro brutto pro Markttag. „Dies bedeutet vor allem für kleinere Stände (z. B. Eier, Honig) eine erhebliche Umsatzminderung“, wird auch in der Beschlussvorlage festgestellt. Deshalb komme man den Betreibern mit einer Reduzierung der Sondernutzungsgebühr auf den Grundbetrag von 18,50 Euro entgegen.
„Für uns bleibt nur ein Taschengeld…“
Frost aber konnte es von Anfang an nicht verstehen, warum bislang der doppelte Betrag erhoben wurde. „50 Prozent Aufschlag mussten wir zahlen, weil wir den Platz der Gemeinnützigkeit entziehen, weitere 50 Prozent, weil wir eine Gewinnerzielungsabsicht, also ein wirtschaftliches Interesse verfolgen“, so der Organisator gegenüber der MZ.
Frosts Standpunkt: „Die Stadt bekommt auf diesem Platz umsonst einen attraktiven Markt, für den sie abkassieren will. Für uns bleibt ein Taschengeld, mit dem wir schauen müssen, wie wir über die Runden kommen.“ Seinen Aufwand könne er mit den 5,50 Euro pro Stand kaum decken. Er werde deshalb nach der Gebührenabsenkung zusätzlich zehn Euro von jedem Standbetreiber nehmen müssen, um zumindest annähernd auf eine Aufwandsentschädigung zu kommen.
Ludwig Artinger kann derlei Beschwerden überhaupt nicht verstehen. „Wir reduzieren auf das Niedrigste, was das geltende Recht hergibt“, sagt er am Donnerstag. Und wenn da jetzt trotzdem noch was für die Standbetreiber obendrauf komme, dann sei das nicht das Thema der Stadt. „Das müssen die Standler dann den Betreiber fragen.“
Stadt will Bio-Markt nicht selbst organisieren
Selbst betreiben will die Stadt den Bio-Donaumarkt bislang nicht. Ausdrücklich wird in der Beschlussvorlage erwähnt, dass man zwar zwei Testläufe für einen Bio-Markt am Donaumarkt durchgeführt habe, um „Bio-Landwirte aus der Region im Absatz ihrer erzeugten Lebensmittel zu unterstützen“. Schließlich sei Regensburg Biostadt und Öko-Modellregion.
Doch dabei sei „von Anfang an vorgesehen“ gewesen, „den BioRegioMarkt Regensburg mittelfristig an einen privaten Betreiber zu übergeben“. Mangels personeller Kapazitäten im Umweltamt. Und für einen privaten Betreiber seien nun einmal mindestens 18,50 Euro Sondernutzungsgebühr pro Stand zu erheben. Zum Vergleich: Am Kornmarkt, dem Ur-Donaumarkt, wenn man so will, hat die Stadt die Organisation inne und verlangt 3,50 Euro pro Quadratmeter. Deutlich günstiger also für kleine Stände bis fünf Quadratmeter.
Ist die Organisation kein Geld wert?
Dieser private Betreiber soll offenbar für umsonst arbeiten oder seinen Aufwand über einen eigenen Stand herein wirtschaften. Anders kann man Dr. Tina Vogt, Leiterin des städtischen Umweltamts kaum verstehen. Man sei nicht begeistert, so Vogt in der Sitzung, dass der Betreiber des Bio-Donaumarkts nun etwas von den gesenkten Gebühren für sich abschöpfen wolle.
Schließlich gebe es auch beim Marktgeschehen am Bismarckplatz einen Privaten, der all das organisiere und selbst einen eigenen Stand betreibe. Der kümmere sich auch und der verlange für seine Arbeit nichts.
Nur verhaltene Unterstützung von den Stadträten
Von den Stadträten im Umweltausschuss kommt allenfalls verhaltene Unterstützung für das Anliegen, die Gebühren noch weiter zu reduzieren. Anna Hopfe (Grüne) mahnt vorsichtig an, ob man die Vorlage nicht noch einmal überarbeiten könne, meldet sich nach einer ablehnenden Antwort von Artinger aber nicht mehr zu Wort.
Astrid Lamby (ÖDP) regt an, die Sondernutzungssatzung zu überarbeiten und wird damit beschieden, dass dies zu lang dauere. Und Thomas Thurow (Brücke) erinnert daran, dass seine Fraktion ja einen Viktualienmarkt am Neupfarrplatz gefordert habe.
Die Beträge seien gering, sagt hingegen Michael Lehner (CSU). „Wenn man wegen 18,50 Euro keinen Gewinn erzielen kann, dann hat der Markt keine Chance.“ Und angesichts der Debatte im Vorfeld hätte er gute Lust, die Gebühren bei den 37 Euro zu belassen. Dass der Betreiber für seinen Aufwand etwas verlangen müsse, stelle er zwar nicht in Abrede, aber: „Das ist nicht unser Problem und nicht unsere Schuld.“
Unter Umständen müsse die Stadt prüfen, ob sie den Markt nicht selbst betreibe. Frost könne man für seine bisherige Arbeit und das Organisieren eines Kulturprogramms ja dann mit einem eigenen Stand entgegenkommen. Ansonsten aber, so Lehner: „Wir können nicht alles fördern und subventionieren. Wir können nicht alles verschenken.“
Bürgermeister ätzt gegen Ribisl-Stadtrat
Ähnlich sieht das auch Hans Holler (SPD). Mehr Entgegenkommen gehe nun mal rechtlich nicht. Bürgermeister Artinger wirft ein, dass dies sogar die Gefahr der Untreue berge. Die Stadt müsse sich an ihre Gebührenordnung halten – und alle gleich behandeln.
Auf Granit beißt Ribisl-Stadtrat Jakob Friedl. Der merkt zum einen an, dass Daniel Frost für seinen Aufwand und sein mit viel Herzblut betriebenes Engagement ohnehin kaum etwas verlange. Andererseits, so Friedl, sei der Donaumarkt laut Bebauungsplan doch für Marktgeschehen vorgesehen. Insofern könne man sich die Sondernutzungsgebühr doch sparen. Schließlich liege keine Zweckentfremdung der Fläche vor.
Während Ludwig Artinger, für den Friedl ohnehin ein rotes Tuch zu sein scheint, sich darüber echauffiert, „wie viele falsche Dinge“ dieser „in einer Wortmeldung“ von sich gebe und Friedl dafür kritisiert, dass er das entweder nicht verstehen könne oder verstehen wolle, bleibt es Umweltamtschefin Vogt überlassen, den Sachverhalt verständlich aufzuklären.
Demnach sei der Donaumarkt sehr wohl als öffentliche Verkehrsfläche gewidmet und die Stadt müsse Sondernutzungsgebühren erheben. Die nun präsentierte Vorlage sei deshalb die schnellste und beste Lösung. Alle anderen Möglichkeiten, die Gebühren zu senken – etwa eine Änderung der Sondernutzungssatzung – dauerte weitaus länger.
Kämmerei hätte gern mehr verlangt
Bei diesen Gebühren gebe es derzeit auch keine Möglichkeit unter 18,50 Euro zu gehen, bekräftigt Kämmerer Maximilian Mittermaier. „Alles andere wäre rechtswidrig.“ Der komplette Verzicht auf jegliche Zuschläge, die man in der Vergangenheit noch erhoben hatte, gefalle der Kämmerei ohnehin nicht. Einen Aufschlag von 25 Prozent hätte man nach wie vor gerne verlangt. „Aber das ist rechtlich zulässig.“
Auf Antrag von Christian Janele (CSB) will Ludwig Artinger nun prüfen lassen, ob die Stadt in Zukunft – wenn beispielsweise das in Auftrag gegebene Marktkonzept für Regensburg vorliegt – den Bio-Donaumarkt nicht selbst betreiben könne. Doch das ist eher unwahrscheinlich. Dem Vernehmen nach lehnt der städtische Marktmeister Reinhard Kellner dieses Ansinnen ab.
Kommentar
Die Stadt Regensburg will einen Bio-Markt. Das steht nicht nur so in der aktuellen Beschlussvorlage. Das ist für eine Stadt wie Regensburg, die sich als Biostadt und Öko-Modellregion bezeichnet wissen möchte, auch angemessen. Unbestritten ist auch, dass das Marktgeschehen am Freitag eine Bereicherung für die Altstadt im Allgemeinen und für den ansonsten toten Museumsvorplatz im Speziellen darstellt.
Wenn sich dann ein Betreiber findet, der das Ganze organisiert und seit einem guten halben Jahr am Laufen hält, ohne damit etwas zu verdienen, sogar mit einem Kulturprogramm, das die Stadt zunächst mit realitätsferne Gebühren erschwerte, dann sollte man zunächst einmal darüber froh sein anstatt in öffentlicher Sitzung die beleidigte Leberwurscht zu geben, weil einem nicht die erwartete Dankbarkeit entgegenschlägt und Betreiber Frost in der MZ aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht hat.
Wenn eine andere Ausgestaltung der Gebühren derzeit tatsächlich nicht möglich sein sollte, dann wäre es eher an der Zeit, die Gebührenordnung zu überdenken anstatt in der Sitzung – mit Verlaub – noch saublöd über den Betreiber daherzureden, der sich aus verständlichen Gründen beschwert. Im Umweltamt, in der Kämmerei und an der Stadtspitze arbeitet schließlich auch niemand umsonst. Und selber machen will es die Stadt ohnehin nicht.
H. Müller
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So wie es scheint hat Herr Frost mit viel Idealismus und ohne das in Regensburg übliche Profitstreben einen Markt initiiert, der dringend nötig war und gut funktioniert.
Der Verweis auf den Bismarckplatz, der offensichtlich ebenfalls nur durch eine gehörige Portion Selbstausbeutung ermöglicht wird, und von dem die Stadt ja wohl auch in erheblichen Maß profitiert, kann man da nur als ignorant und arrogant empfinden.
Dieser Umgang mit engagierten Bürgern, die sich in unserer reichen Stadt zum Wohle aller einsetzten, ist schäbig, vor allem wenn er von bestens alimentierten und privilegierten Staatsbeamten ausgeht.
Tröster
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Wäre mal interessant zu erfahren, von welcher Gesamtsumme überhaupt die Rede ist. ich wage die Behauptung, dass es hier nur um wenige tausend EURO geht.
Wenn diverse Bauvorhaben quasi über Nacht um einige Millionen teurer werden, dann wird das meist achselzuckend hingenommen.
Da kann man halt nichts machen.
Bei kleineren Beträgen aber wird um jeden Euro gefeilscht als hinge das Wohl der Stadt davon ab.
R.G.
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Regensburg mag die günstigste Fremdenverkehrswerbung, um den eigenen Bürger als Gast und Käufer in der eigenen Stadt, nicht verstehen.
Ein lebendiger Grünmarkt mit Bioware bringt Bürger freiwillig in die Stadt und kann, neben dem Sofortverkauf, den Kontakt zwischen Käufern und Erzeugern herstellen, in Klimaschoner – Werbesprache heißt das, Förderung Regionaler Lebensmittel.
So habe ich zu Anfang auf Tipp einer Nachbarin von einem Biobetrieb 10 Eier alle drei Wochen gekauft, heute richtet sich der Speiseplan mehrerer Parteien unseres Mehrfamilienhauses so gut wie ausschließlich nach der Ernte eines Anbieters und seiner Nachbarbetriebe. Er weiß, was wir ihm das nächste Mal abkaufen werden.
Sehr empfindliche Lebensmittel wie Schwämme und Pilze lassen wir uns in der Kühlbox von einem Grünmarkt einer Stadt schicken, wo der einzelne Erzeuger frühmorgens seine Ware von einem ” Lebensmittelpolizisten” kontrollieren lassen kann und sich das bestätigen lässt. Solchen Service versteht man anderswo als normal.
Für die Stadt Regensburg sollte es im Sinne der Lebensmittelsicherheit – jeder Mensch mit Resthirn weiß, dass uns bald eine Hungersnot droht, wenn wir noch weniger Lebensmittel im eigenen Land erzeugen, während die Großernährer Europas, Ukraine und Russland, nichts mehr liefern können und das Herankarren von Billiggemüse aus Spanien und Italien wegen der gestiegenen Transportkosten nicht mehr bezahlbar ist.
Die derzeit in ihrer Existenz bedrohten Bäuerlichen Betriebe müssten daher jetzt überaus gefördert werden, bei den Produktionskosten und durch mehr Absatzmöglichkeiten.
Der Stadt sollte aus tiefstem Herzen daran gelegen sein.
Ich kam eines Tages in höheren Lagen in ein Bauernhaus, wo eine Statue musealer Qualität stand. Auf Nachfragen teilte man mir mit, Städter hätten sie in Notzeiten den Berg hinauf geschleppt und für etwas Butter und einige Eier im Tausch gegeben.
Werte Regensburger Politiker, gebraucht eure Intelligenz und knüpft Verbindungen zu Regionalen Erzeugern!
Fördert die Grün- und Biomärkte, lockt sie mit günstigen Standmieten. Im Interesse eurer eigenen Lebensmittelsicherheit!
R.G.
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Ein Halbsatz ging bei meinem Beitrag verloren, Sie dürfen die Lücke mit ihrer Phantasie füllen.
Hthik
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“Alle anderen Möglichkeiten, die Gebühren zu senken – etwa eine Änderung der Sondernutzungssatzung – dauerte weitaus länger.”
Etwa abgesehen davon, dass man Beträge stunden und Forderungen niederschlagen kann oder Satzungen rückwirkend ändern, wenn der Einzig dadurch beschwerte, der ist, der die Änderung einseitig vornimmt, weil es dann an materiellen Folgen der Verletzung der Rechtssicherheit fehlt. Merksatz: wenn ein Jurist behauptet, etwas was jeder will, geht nicht, ist das fast immer ein Fall von nolle in causa est, non posse praetenditur. Insoweit Gummipunkte für den Kämmerer, der immerhin ehrlich dagegen ist.
R.G.
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Weshalb können die Bioprodukte Erzeuger keine 5-40 Euro Standmiete bezahlen? Weil der Großteil bereits drauflegen muss, da sich die Produktionskosten vervielfachten.
Kauft jetzt Regionale Produkte, das was in der Jahreszeit typisch ist.
Die Bauern brauchen besser gestern als morgen Geld, damit sie Saatgut für das nächste Jahr bestellen und ihre Hypotheken abzahlen können.
Seht in Kochforen nach, was in dem Monat auf den Markt kommt, kauft für die Rezepte passend ein.
Morgen!
xy
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Kann mir jemand erklären, warum die Standbetreiber und der Marktbetreiber für die Nutzung nichts oder fast nichts zahlen sollen und sie sich sogar noch beschweren, wenn die Gebühren gesenkt werden? Es gibt Leute, denen kann man gar nichts Recht machen, es sei denn, man schenkt es ihnen oder legt sogar noch etwas drauf! Diese gutsituierten grünen Veggie-Bürger und Bio-Lehrer sollen für ihre Edeltomaten auf dem Markt genauso zahlen, wie es jeder normale Käufer bei jedem normalen Standlbetreiber auf jedem Regensburger Markt tun muss.
H. Müller
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Schade, “xy”, dass Sie sich nicht mit Argumenten an der Diskussion beteiligen können, sondern nur klischeehafte und populistische Herabwürdigungen parat zu haben scheinen.
Abgesehen davon geht es hier – wie sie offensichtlich in Ihrer Wut überlesen haben – eben nicht um „Edeltomaten“, die im Supermarkt angeboten werden, sondern um regional und umweltschonend produzierte Produkte.
Und um eine Stadt, die sich eine Toilettenanlage im Millionenbereich leistet, aber von Marktbetreibern offensichtlich fordert, gratis zu arbeiten.
Wenn man seitens der Stadt schon erwägt (oder droht), den Betrieb selbst zu übernehmen, heißt das ja im Umkehrschluss, dass man eigentlich den Betreibern solcher Märkte ein Honorar bezahlen muss.
Und das wäre dann wohl immer noch wesentlich günstiger, als es von städtischen Beamten (wo ja sowieso aktuell die Kapazität fehlt) durchführen zu lassen.
Oleg
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Naja, es gibt eben Regeln die sind für alle Gleich und das ist auch gut so. Der Stadt (den Bürgern) verursacht der Markt auch kosten, also müssen diese (von den dort einkaufenden) beglichen werden.
Wenn man jetzt den Platz kostenlos hergibt, kommt der nächste Händler (Christkindlmarkt z.B.) und will auch nichts mehr zahlen……
Es wäre gut, wenn im Text hervorgehen würde welche Einheit/ € die Gebühr hat. Ich nehme einmal stark an pro Stand?
Auch wäre es nett, wenn der Aufwand des Beschickers kurz beschrieben wird. Ich nehme einmal an, die Standplätze verteilen, auf die Einhaltung achten, für einen Stromanschluss und dessen Bezahlung sorgen, sowie die Gebühren einkassieren und abzuführen. Habe ich etwas vergessen?
Jakob Friedl
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Die Stadt Regensburg leistet sich Märkte im öffentlichen Raum, da diese eine Bereicherung für das Stadtbild und das kulturelle Leben in den Stadtteilen sind, diese mit besonderen Lebensmitteln versorgen und dazu beitragen, Direktvermarkter*innen zu unterstützen oder eben die ausgewiesenen Ziele der Ökomodellregion zu erreichen. Für manche innerstädtische Marktevents zahlt die Stadt sogar absurd viel Geld.
In der Begründung des Bebauungsplan “Nr. 145 Für den Donaumarkr” vom 29.04.2014 steht: „Die Promenade außerhalb des Geltungsbereichs und die Platzfläche des ehemaligen Donaumarktes im Nordosten können außerdem zeitweise der Nutzung als Wochenmarkt dienen. Um dieses Ziel zu sichern, werden der Platz und die beiden Gassen östlich des Museumsgebäudes, auf welche sich das Foyer und die beiden Eingänge des Museums orientieren, mit der Zweckbestimmung „Verkehrsberuhigter Bereich“ festgesetzt. Die Verkehrsfläche im westlichen Vorfeld des Museumsgebäudes wird als Verkehrsfläche mit der besonderen Zweckbestimmung „Museumsvorfeld“ festgesetzt“.
Der wöchentlich stattfindende Bio-Donaumarkt wird auf Grundlage der Sondernutzungsgebührensatzung zur Kasse gebeten. Für die Höhe der zu Grunde gelegten Sondernutzungsgebühren hätte es große Auswirkungen, ginge man nicht von einer Zweckentfremdung dieser Fläche durch ein Marktgeschehen aus.
Auf der Markt- und Flanierfläche zwischen den zweireihig gepflanzten Bäumen fahren keine Autos. Laut Verwaltung handelt es sich um eine Ortsstraße. Was muss getan werden, um diesen Raum vernünftig zu ordnen und zu interpretieren?
Wie von vielen Seiten gefordert, wäre es sinnvoll, an der Sondernutzungssatzung, der Marktgebührensatzung, der Widmung von öffentlichen Räumen zu arbeiten.
Die im Vorfeld des Ausschusses schriftlich formulierten und an die Ausschussmitglieder übermittelten Fragen zum Marktgeschehen, dem angekündigten Marktkonzept und der Verwendung der entsprechenden Gelder aus dem Förderprogramm “Innenstädte beleben” wurden im Ausschuss zu großen Teilen nicht beantwortet.
Im Blogeintrag ist auch die Aufzeichnung der Sitzung des Umweltausschusses verlinkt.
https://ribisl.org/zweckentfremdung-donaumarktflaeche-fuer-donaumarkt/
Mit dem Beschluss entfallen die Zuschläge zu den Sondernutzungsgebühren für bioregionale Verkaufsstände im Stadtgebiet. Das ist sinnvoll und gut.
Am 24.6.2022 wurde der entsprechende Ribisl-Antrag, Verkaufsständen mit Produkten aus der Ökomodellregion die Gebühren zu erlassen oder zu senken, im Ausschuss für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen mit allerlei Argumenten von der Verwaltung abgelehnt. Die Rechtsabteilung der Verwaltung war offenbar eher auf der Suche nach Verunmöglichungsgründen, wenn auch offensichtlich sehr zum Bedauern des federführend vortragenden Wirtschafts-, Wissenschafts- und Finanzreferenten, der nur mit derlei Informationen versorgt wurde. Wir hätten uns darüber gefreut, wenn der geballte Sachverstand beteiligter Ämter eher dazu genutzt worden wäre, Möglichkeiten auszuloten, wie die sinnvolle Anregung der Ribisl-Partie hätte umgesetzt werden können. In der Debatte wurde zwischen Markt- und Sondernutzungsgebühren differenziert.
Die damaligen Gegenargumente der Verwaltung zur Reduzierung von Gebühren können unter Top 20 im verlinkten Protokoll auf Seite 47 nachgelesen werden. https://ribisl.org/antrag-erlass-der-marktgebuehren-fuer-bioreginale-erzeuger/
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R.G.
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Ein Bio Markt muss eine ansehnliche Zahl von Anbietern haben, wenn er tatsächlich Käufer anlocken möchte. Das sollte laufend gut organisiert werden, wenn man es mit Freude macht, ein eigener Arbeitsplatz. Die größten Probleme gehen von den Behörden, ihren Wünschen und Einschränkungen aus.
Da ich paar Jahre in einer Stadt direkt neben einem Grün- und Fischmarkt lebte, beschreibe ich, was sich mir als nicht neugierigem Konsumenten vom Marktgeschehen mitteilte.
Spätestens ab 1/2 4 Anlieferung, Aufbau der Stände, Anschluss von Strom und Gas. Kontrolle aller Angebote durch die Marktaufsicht.Untersuchung der Pilze, Schwämme und Wildkräuter durch den amtlichen Spezialisten. Fallweise Stichproben von verderblichen Waren, immer von allen Verkaufsständen mit den gleichen Artikeln. Kleingärtler und Sammler von Wildkräutern bekommen am späteren Morgen mit ihren Produkten eigene Bereiche zugewiesen.
Erste Großreinigung, teils erst auf eindringliche Aufforderung, aber noch vor 7 Uhr. Ab nun Halte- und Parkverbot.
Lebensmittelhändler und Restaurantleute kaufen deshalb sehr früh in moderaten Großmengen ein, mindestens eine Kiste je Produkt.
Selbst zubereitete Waren der Bio-Erzeuger werden noch vor der Hauptverkaufszeit von den Polizisten, Aufsichtspersonen, Biobauern und Organisatoren zum Normalpreis gekauft. Wer frische Knödel, Klöße oder Gebratenes sucht, sollte vor dem Morgengrauen da sein.
Als der Verkauf von allem außer Obst, Honig und Gemüse verboten werden soll, lassen sich selbst Behördenvertreter und Polizisten beim Kauf des Verbotenen fotografieren – Herr Oberinspektor mit einem Blech voller überbackener böhmischer Knödel.
Ankunft der Redakteure oder Blogger.
Großkampfzeit. Die Menschen drängen sich gute drei bis vier Stunden hauteng durch.
Polizisten und Marktaufsicht gehen inkognito durch die Menge.
Um 11, spätestens 12, bauen die Anbieter von landwirtschaftlichen Frischwaren und Getreide ihre Verkaufsstände ab.
Ende des Halte- und Parkverbots.
Schätzungsweise gegen 14 Uhr sind alle Spuren und Abfälle beseitigt.
Es bleiben die Daueranbieter.
Hthik
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@xy 12. November 2022 um 07:13
“Kann mir jemand erklären, warum die Standbetreiber und der Marktbetreiber für die Nutzung nichts oder fast nichts zahlen sollen …”
Auch dazu gilt, was ich schon zum Kämmerer schrieb. Mit Leuten, die zugeben, dass es ihnen einfach ums Geld geht, kann man immerhin diskutieren. Es ist ja auch nichts Ehrenrühriges daran; im Gegenteil, ist ja alles unser Geld im Sinne von Geld der öffentlichen Hand. So wie etwa auch die 8000 Euro die die Stadt pro Bio-Regio-Markt gezahlt hat, siehe Link Jakob Friedl, dem ich mich auch sonst anschließe, sowie zu den “Edeltomaten” H. Müller.
Schreib ich auch noch was Eigenes? Ja und da freu ich mich sogar besonders drauf. Endlich bin ich auf der richtigen Seite und darf das:
Denken Sie doch an die Arbeitsplätze! An die Menschen, die dadurch ihn Lohn und Brot stehen! An die Väter*, die ihre Familien ernähren sollen! Unsozial ist das, jawoll!
Für jede Industrieansiedlung wird um Steuersubventionen, Infrastrukturmaßnahmen etc. geworben. Hier wo es nicht darum geht, dass das Geld erstmal an den Unternehmer geht wo dann per “trickle down” durch die Hierarchie hoffentlich auch mal was bei den Arbeitnehmern ankommt, sondern wo es direkt an die Menschen geht, die auch die Arbeit machen und das in nachhaltiger Wirtschaft, die direkt der Region zugute kommt, soll das außer Acht bleiben? Wäre sonderbar.
PS *Natürlich nur Väter und etwaig existierende arbeitende Mütter sind mitgemeint. Wenn schon, dann mach ich das auch richtig.
R.G.
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@xy
12. November 2022 um 07:13 | #
Derzeit habe ich einen guten Vergleich.
Kartoffeln und Wurzelgemüse, ungewaschen, vom Biobauern. Frischware.
Kartoffeln und Wurzelgemüse, gewaschen, vom Supermarkt. Kommerzielle Ware. Sehr gut geführte Abteilung.
Nach dem durch das Waschen verursachten beschleunigten Verfall des Gemüses, muss ich bei der Supermarktware einen größeren Schwund abrechnen. Den verholzten Sellerie werde ich zum Scherz als Kegelkugel zu verwerten versuchen, er ist hier nicht eingerechnet.
Unterm Strich komme ich mit der saisonalen Bioware derzeit deutlich billiger.
Johann
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Mal eine blöde Frage (aber sie treibt mich schon eine Weile um): Wer betreibt (und bezahlt) eigentlich den Handyschalen-Markt, der seit Monaten den Neupfarrplatz und auch den „Römer-Parkplatz“ verschönert?
Bernd
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Ich will ja nicht Äpfel mit Birnen verg… ach was solls:
“Zwischen 1,8 und 3,4 Millionen Euro – so hoch ist der Verlust, den die Stadt Regensburg seit 2015 alljährlich mit ihrem „Regiebetrieb“ für das Jahnstadion einfährt. Dieses Defizit ist nichts Unerwartetes. Tatsächlich war von Anfang an klar, dass eine neues Fußballstadion ein Zuschussgeschäft sein würde. Als der Stadtrat 2011 mit breiter Mehrheit den Grundsatzbeschluss zum Neubau fasste, war von einer wichtigen Infrastrukturmaßnahme für die Region die Rede. Und davon, dass sich eine Stadt wie Regensburg so etwas leisten müsse – ähnlich wie eine Theater oder die städtischen Frei- und Hallenbäder.”
Alex
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Wieder mal ein schönes Beispiel, wie weit sich Politiker von den Bürgern entfernt haben ohne dafür das geringste Bewusstsein und Feingefühl zu besitzen. Fast 900.000 € für eine bessere Autobahntoilette am Schwanenplatz uns jetzt diese “Farce” mit dem Donaumarkt wo ehrlichem Engagement mit purer Arroganz begegnet wird. Es wäre gut für die Stadt Regensburg einmal tief durchzuatmen, einen Schritt zurück zu treten und ein bisschen den Druck aus dem Kessel zu nehmen. Die Markt- und Standbetreiber sind doch keine Feinde, die es zu bekämpfen gilt, sondern wertvolle Bürger die mit viel Eigeninitiative, das Leben in Regensburg bereichern wollen. Das sollte von den Politikern gewürdigt und unterstützt werden anstatt mit Drohungen und Einschüchterung zu arbeiten. TIEF DURCHATMEN UND NEUSTART AUF AUGENHÖHE. BITTE!!!!
Gscheidhaferl
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Wird wohl einfach nich etwas dauern, bis es endlich auch in der Stadtregierung und in der ihr angeblich unterstellten Verwaltung (vulgo: Schwanz, der mit dem Hund wedelt) ankommt, dass selbst Regensburg nicht von der ‘Zeitenwende’ verschont bleiben wird. Egal, wie sehr sich Damen- und Herrenschaften auch dagegen streuben.
Tom
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Gab es nicht neulich eine Feststellung, dass die Stadtverwaltung Regensburg im Vergleich zu ähnlichen Städten eher üppig mit Personal ausgestattet ist? Liest man den Kommentar von Jakob Friedel, so wird dieses Personal aber leider dazu eingesetzt, um Sachen zu verhindern als zu ermöglichen.
Kurzum, anscheinend werden die zahlreichen Personen an den falschen Stellen eingesetzt, um einen erkennbaren Mehrwert für die Bürger der Stadt Regensburg zu erbringen. Anders ist das Argument, die Stadtverwaltung hat nicht genügend Personal um diesen Markt zu betreiben, den derzeit anscheinend ein Unternehmer nebenbei für kleines Geld organisiert, nicht zu verstehen.
Für mich ist es wirklich nur schwer nachzuvollziehen und ein eindeutiges Alarmsignal – mehr Bodenhaftung und der Dienst am Bürger für Regensburg sollte im Mittelpunkt der Tätigkeit der Stadt stehen, und nicht dass verstecken hinter Paragraphen um sinnvolle Projekt bzw. Ideen zu verhindern.
Christine
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Wenn der Biomarkt ein Geschäft wäre, hätte es sich der Herausgeber der Regensburger Stadtzeitung schon längst zu eigen gemacht. Außerdem stellt sich die Frage, ob der Marktmeister noch Resourcen frei hat, wenn er sich weniger als Lobbyist der Schausteller der Dulten verstehen würde.
KW
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Man sollte den Organisatoren und Beschickern des Biomarktes noch Geld dafür geben, dass sie den trostlosen Platz vor diesem Bayern-Museum regelmässig mit etwas sinnvollem bereichern.
Hthik
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@Tom 13. November 2022 um 07:41
“… verstecken hinter Paragraphen um sinnvolle Projekt bzw. Ideen zu verhindern.”
Ich bezweifle nach wie vor, dass es solche Paragrafen überhaupt gibt. Eine entsprechende Normenkette wird im Artikel nicht dargelegt, also gibt es nichts zu prüfen. Ob Artinger, immerhin prominenter Jurist, da schmallippig war, weiß man nicht genau, der Text legt es aber nahe. Der Kelch ging weiter, aber außer einigen Schlagworten gab es anscheinend nichts. Dass viele Leute einer Meinung sind, ist kein Ersatz dafür, dass die Meinung schlüssig zu sein hat.
Insbesondere erschließt sich nicht, warum nicht das Zahlungsziel hinausgeschoben werden könnte und beim Schuldenerlass ist die Verwaltung bekanntlich sehr kreativ https://www.regensburg-digital.de/bischofshof-gewerbesteuer/22102010/
R.G.
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Der Eigenversorgungsgrad wurde in Deutschland ständig verringert, was noch nicht dramatisch war, weil Ukraine und Russland verlässliche Lieferanten des benötigten Brotgetreides und weiterer Lebensmittel waren.
Bisher wird der Krieg zwischen Russland und der Ukraine mit konventionellen, dem drohenden Einsatz von Atom- und Chemiewaffen, und dem Wissen um die alte Grausamkeit des Holodomor geführt, dieses mal für die ganze Welt.
Weshalb wir aktuell alles einsetzen müssten, um als Minimum das Überleben der Bäuerlichen Betriebe – einschließlich der auf Vollspaltenböden produzierenden Schweinebauern- in unserer näheren Umgebung zu fördern, mit allen legalen Mitteln.
Konsumenten, esst statt Süßigkeiten mit gehärtetem Palmfett lieber Schweinfleisch aus der Erzeugung naher Landwirts, helft ihnen damit, wirtschaftlich zu überleben, sagt, dass ihr nächstes Jahr andere Waren kaufen werdet. Ihr wollt sie mit euren Einkäufe lediglich stützen, damit sie umstellen können.
Als Politiker muss die größte Anstrengung darin liegen, alles mit dem ZIel der Nahrungsmittelsicherheit zu organisieren, Bauern zu locken, ihre Waren zu für sie besten Bedingungen in Regensburg zu verkaufen. Rollt allen Landwirten, weil sie in der Stadt ihre Waren anbieten, einen goldenen Teppich aus.
Leute, nehmt euch das konkret vor, die Hälfte der Lebensmittel bis Weihnachten, aus Regionaler Bäuerlicher Produktion zu erwerben!