Ämterchaos bei Marketing-Lauf
Am vergangenen Wochenende sollte eigentlich ein Marketing-Frauenlauf des Nahrungsergänzungsmittelherstellers Spoosty durch die Altstadt über die Bühne gehen. Doch dazu kam es nicht, weil das Gartenamt eine bereits erfolgte Zusage des Ordnungsamts wieder kassierte.
„Das sind meine liebsten Veranstaltungen, die den Sport und das Soziale zusammenbringen.“ Bürgermeisterin Dr. Astrid Freudenstein zeigt sich Ende Juni im Interview mit dem Regensburger Fernsehsender TVA begeistert über den „Spoosty VITALIZE-Frauenlauf“. Ein Rundlauf mitten durch die Altstadt, bei dem nur Frauen mitmachen. Ohne Zeitmessung, ohne Druck, einfach so. Wie „laufwütige Mädels“ halt so sind. Eine Runde, zwei Runden, drei Runden – ganz wie es beliebt. Ab der zweiten Runde gibt es zur Erfrischung Sekt oder eine Pulle Vitalize – das neue Vitaminpräparat von Spoosty. Was „Mädels“ halt so mögen. Von den 20 Euro Teilnahmegebühren geht jeweils ein Euro an den Verein „Frauen helfen Frauen“ beziehungsweise das autonome Frauenhaus.
Neues Produkt bekannter machen
Unter großem Medieninteresse, im Beisein der LLC-Marathon-Vorsitzenden Claudia Fritsch, Bürgermeisterin Freudenstein und der (ehemaligen) Weltklasse-Langstreckenläuferin und Spoosty-Athletin Corinna Harrer, die als Schirmherrin auftritt, wird am 22. Juni am Haidplatz der Lauf für Samstag, den 7. August angekündigt. „Wir haben ein neues Produkt auf den Markt gebracht und haben gesagt, das wollen wir natürlich ein bisschen bekannter machen“, berichtet Spoosty-Pressesprecher Matthias Walk gegenüber TVA.
„Wir wollen mit dem Produkt hauptsächlich Frauen ansprechen“, so Walk zur Motivation des Nahrungsergänzungsmittel-Start-ups in Regensburg wieder einen Frauenlauf aufleben zu lassen. Die Spoosty-Macher Paetrick Arndt und Matthias Walk wollen ihre Firma zur Weltmarke machen. Vorbild: Red Bull. Der Frauenlauf soll ein kleiner Baustein dabei sein. Gute Nachrichten sind wertvoll für die angehende Milliardenfirma. Im vergangenen Jahr prellte Spoosty eine früher gesponserte Triathletin laut Urteil des Landgerichts Regensburg um 12.000 Euro.
Sekt und „super Stimmung“
Doch der groß angekündigte und von der Bürgermeisterin beworbene Marketing-Lauf in der Regensburger Altstadt fand niemals statt. Dabei sah es Ende Juli noch gut aus. Der Marathon-Verein freute sich, dass „die Behörden“ dem Frauenlauf zugestimmt hätten. Alles schien perfekt. 28 Personen interessierten sich für die entsprechende Facebook-Veranstaltung. Der Veranstalter versprach Sekt und „super Stimmung“.
Ursprünglich sollten Start und Ziel am Haidplatz sein, doch bereits frühe Änderungen führten „aus Gründen des Infektionsschutzes“ zu einer deutlichen Verlängerung der Rundstrecke durch die Stadt und einer Verlegung von Start und Ziel vor das Museum der Bayerischen Geschichte. Die Läuferinnen sollten von dort über das Marc-Aurel-Ufer, den Villapark und die Ostenallee in die Altstadt laufen und von dort wiederum unter anderem die Maximilianstraße, die Fürst-Anselm-Allee und Glockengasse passieren, um wieder zum Museumsbau zu gelangen.
Ordnungsamt erlaubt Lauf, Gartenamt nicht
Beim Villapark spielte allerdings das Gartenamt nicht mit – trotz Genehmigung des Laufs durch das Ordnungsamt. Das beklagt der Veranstalter und das bestätigt auch die Stadt auf Anfrage. Laut Gartenamt gelte nämlich „generell“:
„Weder im Villapark noch im Dörnbergpark oder im Herzogspark werden Veranstaltungen zugelassen. Diese drei historischen Grünanlagen sind äußerst sensibel, auch im Hinblick auf den Naturschutz, zu behandeln.“
Warum das Ordnungsamt das vorher nicht wusste und dem Veranstalter die angedachte Strecke – inklusive Villapark –zunächst positiv beschied, bleibt unklar.
Und obwohl Sportbürgermeisterin Astrid Freudenstein bei der Präsentation medienwirksam als Unterstützerin des Marketing-Laufs aufgetreten ist, sei das fachlich eigentlich zuständige Sportamt in den Prozess gar nicht eingebunden gewesen, so Stadtsprecherin Juliane von Roenne-Styra. Der Veranstalter habe sich erst nach der offiziellen Absage an das Amt gewandt und man habe vereinbart, „dass der Veranstalter zukünftig das Sportamt früher einbindet.“
Aufgrund der Kurzfristigkeit habe der Veranstalter eine weitere Streckenänderung ohne Villapark verworfen und den Frauenlauf abgesagt, berichtet die Stadt. Laut LLC Marathon habe es keine Sicherheit gegeben, dass ein eventueller neuer Streckenplan von allen Behörden abgesegnet werden würde. Die Zeit hätte nicht mehr ausgereicht, um die Strecke zu bewerben.
Der Sport, das Soziale und die Imagepflege des Chamer Start-Ups sollen allerdings nach Wunsch der Beteiligten im kommenden Jahr wieder zusammengebracht werden. Dann soll der Spoosty VITALIZE-Frauenlauf tatsächlich stattfinden. Sofern das Gartenamt nichts dagegen hat.
Piedro
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„Das sind meine liebsten Veranstaltungen, die den Sport und das Soziale zusammenbringen.“
Wie putzig. 28 Frauen/Mädchen wollten einer Firma 20 Euro zahlen, damit sie für deren Marketing schwitzen dürfen. Macht 28 €ier für “das Soziale”. Den Rest kassiert die Firma für die eigene Werbung. Wirklich ein Grund zur Freude! Gewesen. Das hätte das Frauenhaus so richtig nach vorn gebracht! Und die Bürgermeisternde hätte sich für die örtliche Presse ablichten können. Wirklich schade, dass Teile der Verwaltung ihren Job tatsächlich ernst nehmen.
Frieda
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Eigentlich ein Artikel für die Tonne. Hoffentlich hat das Genehmigungsverfahren richtig Kohle gekostet.
Michaal
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Auch wenn Spoosty super unseriös ist, in diesem Fall kann man ihnen wohl nichts vorwerfen…