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„Risiko-Investment“

570.000 Euro – das JUZ Burglengenfeld steht zum Verkauf

Das Jugendzentrum in Burglengenfeld gilt als ältestes Jugendzentrum in Bayern und einer der letzten selbstverwalteten subkulturellen Räume in der Oberpfalz – nun werden die vor zwei Jahren ins Werk gesetzten CSU-Pläne, es loszuwerden, konkret. Doch es gibt Widerstand.

Wird seit kurzem online angeboten: die Immobilie, in der das JUZ Burglengenfeld seit fast 50 Jahren untergebracht ist. Screenshot: Immobilienportal Sparkasse im Landkreis Schwandorf

570.000 Euro und vermutlich einen Haufen Ärger – das ist der Preis zu dem das JUZ Burglengenfeld seit einer guten Woche zum Verkauf angeboten wird. Damit hat der Landkreis Schwandorf einen Beschluss umgesetzt, den der Kreistag mit den Stimmen von CSU, Freien Wählern und AfD bereits letzten Oktober gefasst hat.

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Vorausgegangen war dem eine heftig geführte Debatte über die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudes, in dem das JUZ seit bald 50 Jahren untergebracht ist. Es gilt als das älteste selbstverwaltete Jugendzentrum Bayerns und als eine der Keimzellen im Widerstand gegen die WAA.

Zunächst: Vorgeschobene Gründe für eine Kündigung

Der CSU ist die Einrichtung, die man immer mal mit der „linksautonomen Szene“ gleichsetzt, schon länger ein Dorn im Auge und Versuche, das JUZ dicht zu machen gab es schon häufiger. So konkret wie beim nun angesetzten Verkauf, dessen Vorbereitung vor knapp zwei Jahren unter Ägide des Schwandorfer CSU-Landrats Thomas Ebeling begann, war das Szenario einer Schließung allerdings noch nie.

Zunächst war – im März 2022 – von „dringendem Sanierungsbedarf“ die Rede, dessentwegen man dem Jugendzentrum wohl kündigen müsse, dann wieder hieß es, dass man dringend benötigten Sozialwohnungen dort unterbringen könne. Aussagen, denen nichts Konkretes folgte und die sich letztlich als substanzlos herausstellten.

Nach Protesten: Beschluss zum Verkauf

Nach Protesten, einer Petition, vielen Unmutsbekundungen und offenen Fragen gab es dann im September einen Vor-Ort-Termin, verbunden mit der Anregung des Landrats an den JUZ-Verein, doch ein eigenes Konzept vorzulegen – es bestünde keine Eile. Keinen Monat später folgte Anfang Oktober 2022 dann der Beschluss zum Verkauf, der nun über die Bühne gehen soll.

Ein Relikt aus verganbgener Zeit? Landrat Thomas Ebeling will offenbar beenden, was seine CSU-Altvorderen lange versucht haben. Fotos: Barbara Stopfer/JUZ Burglengenfeld

Auf dem Immobilienportal der Sparkasse im Landkreis Schwandorf ist von einem interessanten Objekt für Kapitalanleger im „Speckgürtel Regensburgs“ die Rede. Angeboten wird die „ungewöhnliche Immobilie“ mit einer Wohnfläche von 735 Quadratmetern plus über 6.000 Quadratmetern Grundstücksfläche.

Bauzustand ist laut Gutachten „befriedigend“

Von dem ehemals vorgeschobenem Sanierungsbedarf ist zumindest in der zunächst vorgeschobenen Dringlichkeit keine Rede mehr. Der bauliche Zustand des Gebäudes sei „laut vorliegendem Gutachten (…) für das Baujahr befriedigend“, heißt es, vor allem im Bereich des Jugendzentrums bestehe aber „relativ hoher Unterhaltungsstau und Renovierungsbedarf“.

Die Macherinnen des JUZ wurden laut einer aktuellen Mitteilung letzte Woche vom Landratsamt Schwandorf darüber informiert, dass die Anzeige zum Verkauf des Gebäudes online veröffentlicht wurde. Sie bezeichnen des geplanten Verkauf als Versuch, „die flammende Hoffnung für den Erhalt des JUZ zu löschen“. Doch das werde man nicht zulassen.

„Risiko-Investment“ JUZ

Erst Anfang Januar, noch bevor das nun veröffentlichte Angebot bekannt war, hatte JUZ-Vorstand Emanuel Nees das JUZ Burglengenfeld in einem Interview mit der Mittelbayerischen Zeitung als „Risiko-Investment“ bezeichnet. „Aus unserer Sicht ist es wahrscheinlich, dass sich kein Käufer finden wird, zumal auch jedem Interessenten klar sein dürfte, was es für einen enormen Aufwand bedeuten würde zu versuchen, unseren Verein rauszuwerfen“, so Nees.

Herbstfest im JUZ Burglengenfeld 2021. Foto: privat

Allerdings war man im JUZ-Verein damals noch davon ausgegangen, dass man das Gebäude selbst nicht würde kaufen können – beispielsweise über eine Kooperation mit dem Mietshäuser-Syndikat. „Jetzt wissen wir, wir haben die Möglichkeit dazu“, heißt es nun in der heute verschickten Mitteilung. In den nächsten Tage und Wochen wolle man jetzt über das weitere Vorgehen beraten. „Doch eins ist schonmal sicher: WIR BLEIBEN!“

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Kommentare (14)

  • JJ

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    Seltsam. Ich höre immer nur die Ampelparteien machen Politik über die Köpfe der Bürger hinweg… In diesem Fall scheinen es die bürgerlich-konservativen (und rechtsextreme) Parteien zu sein.

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  • Mr. T.

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    Crowdfunding? Bin gern dabei 😉

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  • Altjuzlerin

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    Mr.T., es gibt Überlegungen und Pläne diese Richtung. Am besten das JuZ direkt anschreiben.

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  • Anwohner

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    @Altjuzlerin Das kann ja nicht der Weg sein.
    Wenn das JuZ in diese Richtung aktiv werden will, dann muss es in die Initiative gehen.
    Ich würde mich vielleicht auch mit “paar Mark” beteiligen, aber es muss für mich “einfach” sein. War seit WAA-Zeiten nicht mehr im JuZ, habe aber gerne der Musik beim Bürgerfest JUZ-Bühne gelauscht.
    Allerdings vermute ich, dass neben dem Kaufpreis Auflagen in erheblicher Höhe hinzukommen. Der CSU ist in solchen Dingen eine besondere Schlauheit nicht abzusprechen.

    Man(n) kann in Wacken dabei sein, aber trotzdem ein waschechter CSUler sein. FJS würde sich freuen

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  • tom lehner

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    Vielleicht gibt es hier die Möglichkeit über eine Art Crouwdfounding oder eine Genossenschaft das Objekt zu erwerben und somit den Fortbestand des JUZ zu ermöglichen. Ich wäre dabei.

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  • Markus

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    gerne will ich mich an einem crowfundingprojekt beteiligen
    VIVA JUZ !

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  • thomas otto

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    @ anwohner
    gerüchten zufolge soll fjs auf ener wolke als ersatz für lindemann auftreten. juz als gedenkstätte für die waa. vorsicht wiedergänger!

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  • Lucy

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    So wie diese Stadt ihren wunderschönen Altstadtkern als Durchgangsstraße verkommen lässt. So schlecht, wie die Bus-Anbindung dort hin ist. So konservativ dieses Städtchen, in das ich einmal wöchentlich für einen wiederkehrenden Termin reise, auch ist. Ich bin trotzdem ein wenig verwundert. Eine “Stadt mit Zukunft” nennt man sich laut Website. Die Jugend aus ihrem Jugendtreff herauszuwerfen, seine Jugend los zu werden, das ist der erste Schritt zum unwiderkehrlichen Verfall eines Ortes. Der erste Schritt, sich die Zukunft zu verbauen.
    Angesichts dieser Regierung ist es auch kaum verwunderlich, dass jegliche Pläne, die Güterbahnstrecke wieder für den Personenverkehr zu eröffnen, seit Jahrzehnten prokrastiniert werden. Man baut lieber Einfamilienhäuser am Stadtrand.
    Wirklich traurig, dabei hätte die Stadt ein großes Potenzial, so schön wie sie ist.

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  • Fr. Thomas

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    Ich würde mich sehr gerne an einem Crowdfundingprojekt für den Erhalt des JUZ beteiligen.

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  • Ohm

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    Die Immobilienanzeige ist nicht mehr online, bzw. kommt ein 404 error. Gibt es dazu Infos? Nicht dass es sich schon jemand anderes gekauft hat.

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  • Mr. T.

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    Ich hab’s gekauft und überleg grad, ob ich’s dem Kreis für Geflüchtete teuer vermiete, um dem elenden Landrat eine reinzuwürgen 😂

    Nö, Ernst beiseite. Vielleicht sieht man die Gefahr, dass die linke Szene es wirklich in Eigenregie übernehmen könnte und will es jetzt schnell billig in irgendeiner Freinderlwitschaft verhökern um das auf jeden Fall zu verhindern. Zwar reine Spekulation von mir, aber sicher nicht weit hergeholt.

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  • Hase

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    Das JUZ ist und war schon immer ein Punker-Treff, habe selbst in Burglengenfeld meine Jugend/Kindheit verbracht.
    Dort ist / war es “normal” dass alles voller Bierflaschen ist. Das “Klientel” ist auch nicht gerade bester Qualität. Habe immer den Eindruck gehabt, dass sich dort die Sozialversager und Punks gerne treffen.
    Ist also kein großer Verlust. Die “Jugend” muss sich anpassen, so wie alle anderen Minderheiten auf dieser Welt.

    Das Recht zum Verkauf ist vollkommen legitim und rechtsgültig.

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  • Richie

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    Allmächdd, in BUL gibts a Nämbercher KOMM. Wie klein ist doch die Welt.

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  • Kat

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    @Hase ich habe so viel Zeit in meiner Jugend im JUZ verbracht und möchte diese nicht missen! Es war immer ein Raum für alle und ich kann es nicht nachvollziehen, wenn hier jemand sagt, dass es kein Verlust ist. Denn das ist es! Es ist ein Raum für Kultur und politischen Austausch, für Gleichheit und gab Subkultur eine Bühne. Hier hatte Nazis nie Platz und auch die CSU nicht wirklich … das wäre auch oder gerade in der heutigen Zeit wahnsinnig wichtig!
    Ps: bin studierte Betriebswirtin aus guter Familie… so viel zur Qualität des „Klientels“

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