Geschichtsklitterung in eigener Sache
Über 100 Werke des Malers Max Wissner zeigt der Kunst- und Gewerbeverein in einer aktuellen Ausstellung. Doch die von Kurator Stefan Reichmann organisierte Schau ist an Gefälligkeit kaum zu überbieten, lässt Lücken offen, verschweigt lange bekannte NS-Belastungen Wissners und ignoriert wichtige Vorarbeiten.
Es gibt keinen Regensburger Künstler, der in den letzten 100 Jahren häufiger mit Ausstellungen bedacht wurde, als Max Wissner. Auch keine Künstlerin. Und: keine bildende Künstlerin, kein Künstler hat wohl mehr sehenswerte, aber stets gefällige Stadtansichten von Regensburg hinterlassen als Max Wissner. Fürwahr ein Ausnahmetalent. Der Name Wissner war in Ausstellungstiteln der Jahre 1936, 1948, 1964 und 1998 – hier sogar zwei Mal – zu lesen. Hinzu kommen die Jahresausstellungen des Kunst- und Gewerbevereins, auf denen Wissners Werke seit 1926 bis zu seinen Tod 1959 fast immer zu bestaunen waren. Aktuell zeigt der Kunst- und Gewerbeverein bis zum 16. Juli über hundert seiner Werke.
Wahr ist aber auch, dass die Art und Weise wie Wissners Kunst aktuell im Kunst- und Gewerbeverein präsentiert wird, an Gefälligkeit nicht zu überbieten ist. Die seit Jahrzehnten bekannten NS-Belastungen des 1959 verstorbenen Künstlers und des Vereins (hierzu genauer) werden nicht thematisiert. Lücken im Lebenslauf Wissners werden offengelassen. Stattdessen werden im medialen Nachgang Anekdoten im Stil verspäteter Persilscheine dargeboten. Verantwortlich dafür ist Stefan Reichmann, der als Kurator und Verfasser des Katalogs der Ausstellung auftritt.