Drei Jahre nach dem rassistischen Anschlag in Hanau warten Hinterbliebene immer noch auf vollständige Aufklärung. Sie sind überzeugt, dass die Tat hätte verhindert werden können – und sehen hier insbesondere bayerische Behörden in der Verantwortung.
„Unser Kampf wird manchmal falsch verstanden“, sagt Cetin Gültekin. Sein Blick ist streng. Voller Wut. Die Stimme, bestimmt im Tonfall, erfüllt den ganzen Raum. „Ich kämpfe für Deutschland, nicht gegen Deutschland.“ Doch von diesem Staat fühlt sich Gültekin nicht mehr ernst genommen und im Stich gelassen. 4. Februar. Podiumsgespräch im Gewerkschaftshaus.
Der Mann mit dem graumelierten Bart nimmt selten ein Blatt vor den Mund, spricht lieber offen aus was er denkt. Und was er vom Verhalten von Polizei, Politik und Gesellschaft hält – vor, während und nach jener Tat, die sein und das Leben vieler anderer für immer verändert hat. Gültekin ist einer der Hinterbliebenen des rassistischen und rechtsextremen Anschlags vom 19. Februar 2020 in Hanau. Seit drei Jahren kämpfen die Familien der neun Opfer um lückenlose Aufklärung. Sie fordern, dass Verantwortung übernommen wird. Und sie wollen, dass ihre ermordeten Brüder, Cousins, Mütter und Söhne nicht in Vergessenheit geraten.