Wolbergs droht Staatsanwaltschaft mit Klage
Nahm Joachim Wolbergs als Vorsitzender des Verwaltungsrats Einfluss auf einen günstigen Sparkassenkredit an Volker Tretzel? Zeugen untermauern diesen Verdacht der Staatsanwaltschaft nicht. Landrätin Tanja Schweiger beschreibt die von ihr und Wolbergs geführten Kontrollgremien so, als würde dort alles nach dem Willen des Sparkassen-Vorstands abgenickt und unterschrieben. Ein Prüfer beurteilt den Kredit trotz formaler Mängel, die der Vorstand zu verantworten habe, als vertretbar und marktüblich. Wolbergs will dagegen strafrechtliche Schritte gegen die Ermittlungsbehörden einleiten – „sofern ich wieder ins Amt komme“.
„Kennen Sie die lateinische Münzunion?“ Volker Tretzel doziert mit sichtlicher Lust. Der 75jährige Angeklagte ist heute in Plauderlaune. Er sei ein „vielseitig interessierter Mann“, lässt der Unternehmer Richterin Elke Escher wissen, während die ein gelegentlich aufflackerndes Lächeln hinter ihren Händen verbirgt. Schon früh habe er im Jahr 2000 ein „Interview in der MZ veranstaltet“, wo er die Dotcom-Blase vorausgesehen habe, berichtet er. Und eine Lieblingsfrage, die er derzeit gerne stelle, behandle eben jene Münzunion. Da könne man viel daraus lernen, meint Tretzel. „Zum Beispiel das Schicksal, das den Euro erwartet.“ Und schon damals – Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts – habe das Ganze mit den Griechen und Italienern begonnen. Ob sie darüber Bescheid wisse, fragt Tretzel. Nein, sagt die Richterin. „Bitte examinieren Sie mich jetzt nicht.“ Ob er denn sonst etwas zu der Sache zu sagen habe, fragt Elke Escher dann. Nein, erwidert Tretzel. Aber er habe eben zeigen wollen, dass er sich mit vielen Themen beschäftige. „Das ist schön“, meint die Richterin begütigend und fährt mit der Beweisaufnahme fort.