Instrumentalisierung eines Justizmordopfers
Vor 90 Jahren wurde Michael Buchberger ins Bischofsamt gehoben. Wie kaum ein zweiter Kirchenhierarch hat Buchberger den Nationalsozialismus begrüßt. Da Buchbergers zweideutiges Verhältnis zum Nationalsozialismus, seine bedenklichen Wortmeldungen und antisemitischen Werke bislang nicht untersucht worden sind, sollen in einer vierteiligen Aufsatzserie wesentliche Aspekte dieser stadtgeschichtlich relevanten Zusammenhänge skizziert werden. Vierter und letzter Teil unserer Serie.
Dass Regensburg am 27. April 1945 von den amerikanischen Truppen ohne Kampfhandlungen eingenommen werden konnte, hielt man lange Zeit für eine Auswirkung der Demonstration vom 23. April, auf der eine kampflose Übergabe gefordert wurde. Unter der zusammengekommenen Menschenmenge, angeblich mehrheitlich Frauen, befand sich auch der Domprediger Johann Maier, der die Anwesenden zur Ordnung aufrief und an sie appellierte, man dürfe keinesfalls Forderungen stellen, sondern bei der örtlichen NSDAP-Führung allenfalls um eine kampflose Übergabe der Stadt bitten. Noch bevor er ausreden konnte, wurde Maier verhaftet, am gleichen Tag standrechtlich verurteilt und nachts darauf auf dem Moltkeplatz hingerichtet. Deshalb gilt Dr. Johann Maier seit den ersten Nachkriegstagen als Märtyrer und katholische Identifikationsfigur, die den Opfertod zur Verschonung der Stadt gestorben sei.