Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino

Archiv für 17. September 2014

Verpächter klagt Plan9 aus seinen Räumen

„Restaurant, veganisches!“

Spätestens Ende 2015 ist Schluss. Der Verpächter des Plan9 hat die Kneipe aus seinen Räumen geklagt. Die Gründe klingen seltsam.

Beim Hochwasser 2013 soff das Plan 9 das erste Mal ab. Geht es nach dem Verpächter ist Ende 2015 endgültig Land unter. Foto: Archiv

Beim Hochwasser 2013 soff das Plan 9 das erste Mal ab. Geht es nach dem Verpächter ist Ende 2015 endgültig Land unter. Foto: Archiv

Das erste Wehklagen ist stets groß, wenn bekannt wird, dass ein „Szenelokal“ oder eine „Kultkneipe“ aus dem angestammten Gebäuden raus oder gar schließen muss. Das war bei der Alten Filmbühne so, die aber umzog und in den früheren Räumen der Heimat eine neue Bleibe fand. Selbiges geschah bei ebendieser Heimat, die sich nun am Römling befindet, wo es einst die Szene gab, ein Lokal, das ganz ohne Aufschrei verschwunden ist und ein wenig gejammert wird auch, seit bekannt wurde, dass die Galerie schließt, weil der Pächter keine Lust mehr hat, und wohl einer exklusiven Burger-Kette weichen wird.

Das Plan 9 steht zum zweiten Mal vor dem Aus

Einen lauten Aufschrei gab es auch, als 2011 das Plan9 von seinem angestammten Platz in der Roten-Hahnen-Gasse vertrieben wurde, weil der Verpächter das Publikum als imageschädigend für seine Immobilie sah. Selbst Fernsehteams rückten an, um am Aus für diese Kneipe die Gentrifizierung und das zunehmend gleichgeschaltete Kneipen-Leben in der Altstadt Regensburgs darzustellen. Geholfen hat auch das nichts. Das Plan9 musste raus.

Gejammert haben die Macher nicht viel, sondern ein neues Konzept mit vegetarischer und veganer Küche aus dem Boden gestampft. Seit zwei Jahren gibt es nun den Plan 9 Country Club unter der Regie von Felicitas Meier. Und trotz der etwas abseitigen Lage in der Werftstraße waren die gemeinsamen Bemühungen mit ihrem Lebensgefährten Holger Jahnel erfolgreich: Die Küche kommt gut an und, das bekundet selbst Verpächter Fritz Emslander, der Bierausstoß sei mit zehn Hektolitern im Monat so hoch wie nie zuvor. „Die Frau Meier ist eine gute Wirtin.“ Dennoch will Emslander sie loswerden. Und zwar unbedingt. Damit steht das Plan 9 zum zweiten Mal vor dem Aus.

Vom „Beast“ und einer „Strohperson“

Bei einem Gerichtstermin am Mittwoch kam zutage, dass der 70jährige Zwei-Meter-Hüne bereits seit einem Jahr mit seiner Pächterin im Clinch liegt. Man tauscht sich nur noch per Anwalt aus. Fremdgetränke seien da ausgeschenkt worden, für ein Speiselokal gebe es überhaupt keine Konzession und außerdem haben Felicitas Meier einfach die Geschäftsführung jemand anderem, Holger Jahnel, übertragen. Das seien alles klare Verstöße gegen den Pachtvertrag.

„Der Jahnel hat da zur Eröffnung auf Facebook mit ‘The Beast is on’ geworben“, poltert Emslander am Mittwoch. Außerdem habe das Plan9 immer irgendwie geworben als „Restaurant, veganisches“ und das sei laut Pachtvertrag nicht erlaubt. „Da darf es nur Imbiss geben.“ Dass Felicitas Meier irgendwas im Plan9 selbst entscheide, glaubt Emslander anscheinend nicht. Sie sei doch nur eine „Strohperson“ für Jahnel und bei dem müsse man ja aufpassen, dass er „einen nicht über den Haufen rennt“.

Richter: „Mir ist nicht so genau eingängig, wo das Problem liegt.“

Tatsächliche Probleme scheinen all diese Vorwürfe indes nicht verursacht zu haben: Dass Jahnel Geschäftsführer sei, ließe sich wohl kaum beweisen, so der Richter im Rahmen der Güteverhandlung. Ebenso kam heraus, dass es von der Stadt für das Plan9 tatsächlich die Konzession für ein Speiselokal gibt. Und die Brauerei, mit der ein Liefervertrag besteht, haben die monierten Fremdgetränke nie gestört – handelt es sich doch nicht um Bier, sondern um Red Bull, Cola light und das Teegetränk Club Mate. Vom Umsatz gesehen eher zu vernachlässigen.

„Mir ist nicht so genau eingängig, wo das Problem liegt“, so der Richter mit Blick auf Emslander. Zwar sei der Vorwurf mit den Fremdgetränken „kitzlig“, weil das eben laut Pachtvertrag nicht erlaubt sei und da spiele es auch keine Rolle, ob jemandem ein Verlust entstehe. „Hier liegt das Prozessrisiko ganz klar bei Ihnen“, so der Richter zu Meier gewandt. Ihm sei aber nicht klar inwiefern diese „Formalie“ Nachteile für Emslander oder die Brauerei habe. Ob man sich da nicht einigen könne. Schließlich habe es schon seit Monaten keine Beschwerden von Nachbarn oder Hausbewohnern gegeben. Weder bei Polizei noch Ordnungsamt gilt das Plan9 als einschlägig bekannt.

„Die Polizisten setzen sich da eine Viertelstunde rein, trinken einen mit und fahren einfach wieder“

Das mit der Polizei stimme vielleicht, so Emslander, aber das liege ja daran, dass die eh nichts tue: „Die Polizisten setzen sich da eine Viertelstunde rein, trinken einen mit und fahren einfach wieder“, erklärt er seine Sicht der Dinge. Das sei schon immer so gewesen und das wisse er genau, schließlich vermiete und verpachte er in Regensburg rund 50 Objekte.

Den Pachtvertrag, wie vorgesehen, bis Ende 2017 laufen zu lassen, komme auf keinen Fall in Frage, so Emslander. „Die müssen früher raus. Am Besten zum Jahresende. Die macht doch da, was sie will.“

„Ich bin doch nicht verantwortlich für Ihre Existenz.“

Von Meiers Einwand, dass sie die Zeit bis zum Ende des Pachtvertrages brauche, um einerseits das investierte Geld wieder zu erwirtschaften und andererseits ein neues Lokal zu finden – „Hier geht es um meine Existenz.“ – ließ Emslander sich zunächst nicht erweichen. „Ich bin doch nicht verantwortlich für Ihre Existenz. Außerdem können Sie das Haus ja kaufen – für 1,4 Millionen.“

Erst nach längerer Diskussion – die Verhandlung dauerte fast drei Stunden – einigten Emslander und Meier sich darauf, den Pachtvertrag noch bis Ende 2015 laufen zu lassen. Erstaunlich: In der geschlossenen Vergleichsvereinbarung spielen die zunächst vorgebrachten Kündigungsgründe bei weitem nicht mehr die Rolle, wie zuvor behauptet.

Haus soll verkauft werden

Meier soll sich nun die schriftliche Zustimmung der Brauerei für die Fremdgetränke holen („Gegen den Tee da hab ich doch eh nix“, so Emslander.). Zudem wird festgehalten, was ohnehin klar war: dass Holger Jahnel nicht Geschäftsführer ist. Das anfängliche Hickhack – Speiselokal oder nicht – findet in der Vergleichsvereinbarung nicht einmal Erwähnung.

„Man hat versucht, alles mögliche zu konstruieren, um eine Fülle an wichtigen Gründen zu finden, um meine Mandantin zu kündigen“, so Meiers Rechtsanwalt Ulrich Korb im Lauf der Verhandlung. Und am Ende war diesem Ansinnen Emslanders weitgehend Erfolg beschieden. Vielleicht ist Emslander auch deshalb so erpicht darauf, Meier loszuwerden, weil er derzeit versucht, die etwas heruntergekommene und stark sanierungsbedürftige Immobilie zu verkaufen.

drin