Gustl Mollath: Vom Angeklagten zum Stadtpass-Promi
Zwischen Prozess und Streit mit seinen Rechtsanwälten hat Gustl Mollath auch noch Zeit für den Regensburger Stadtpass. Dahinter steckt der berühmt-berüchtigte (Ex-)Integrationsbeauftragte Bora Ataman.
„Ja. Es stimmt“, lacht Bora Ataman ganz aufgeregt. „Und mich haben schon mehrere Kollegen von Ihnen gefragt, wie ich das geschafft habe.“ Diese Frage darf man sich tatsächlich stellen. Wie hat Bora Ataman, ehemals legendärer Integrationsbeauftragter der Regensburger CSU, es geschafft, einen Mann, der derzeit wirklich Wichtigeres zu tun hat, als Unterstützer für den Regensburger Stadtpass zu gewinnen?
Kein Witz! Keine Satire!
Schon beim Ostengassenfest der Sozialen Initiativen geisterte das Gerücht herum: Gustl Mollath wird das Bürgerbegehren für den Stadtpass unterstützen. Bestätigen wollte zu diesem Zeitpunkt allerdings noch niemand, dass nun auch Mollath dabei hilft, die 5.000 Unterschriften für das lange umstrittene Projekt zusammenzubekommen. Doch während eine Werbung der Sixt-Autovermietung mit Mollath nur geschmacklose Satire war, für die sich das Unternehmen am Ende entschuldigte, scheint dies in Sachen Stadtpass Regensburg etwas anders zu sein.
Als wir am Dienstag bei Ataman nachfragen, der sich vor einigen Monaten zu den prominenten Unterstützern gesellt hatte, kann er es dann doch nicht mehr verheimlichen. „Ich habe ihn dazu überredet. Wir haben sogar schon ein gemeinsames Fernsehinterview gegeben.“ Und das Beste sei: „Er hat genau die gleichen Argumente wie ich. Die soziale Schere zwischen arm und reich geht einfach immer weiter auseinander.“
Der erstaunliche Herr Ataman
Es ist immer wieder erstaunlich, in welchen Kreisen sich Ataman bisweilen bewegt. Als Moslem mit Vorliebe für Schweinebraten und Kontakten zum fürstlichen Haus hatte er schon vor geraumer Zeit Schlagzeilen gemacht. Sein Amt als Integrationsbeauftragter der Regensburger CSU musste er irgendwann „aus beruflichen Gründen“ räumen, ist aber heute noch überzeugt: „Ohne mich hätte die Stadt Regensburg keine Stelle für Integration geschaffen.“
Zuletzt hatte Ataman der türkischen Wochenzeitung Yeni Posta ein Gespräch mit Papstbruder Georg Ratzinger vermittelt (siehe Video), übrigens das erste und bislang einzige Interview, das Ratzinger einem türkischen Medium jemals gegeben hat.
Nun bringt Ataman einen Mann, der derzeit vor Gericht und den Augen der Öffentlichkeit um seine Rehabilitation kämpft inmitten von all dem Trubel dazu, sich für ein Projekt auszusprechen, von dem er persönlich nicht allzu viel haben dürfte. Wie denn das?
„Er ist eben ein Gerechtigkeitsmensch.“
Er habe einfach über Facebook Kontakt mit Unterstützern von Mollath aufgenommen und um ein Treffen gebeten, erzählt Ataman. Schließlich habe man sich ein paar Mal zum gemeinsamen Essen getroffen und am Ende sei klar gewesen: Mollath wird offizieller Stadtpass-Unterstützer. „Er ist eben ein Gerechtigkeitsmensch“, meint Ataman und lacht.
Gustl Mollath konnten wir am Dienstag nicht erreichen, um uns die frohe Botschaft zu bestätigen…