Franz-Peter Tebartz-van Elst passt perfekt zum Bistum Regensburg. Und: Er hat sich beim Weitem nicht so viel zuschulden kommen lassen wie die Verantwortlichen hier.
Tebartz-van Elst zieht nach Regensburg. Unmittelbar nachdem diese Nachricht heute von verschiedenen Medien vermeldet wurde, kam es in den Kommentar-Foren sozialer Netzwerke zu einer Vielzahl an – schonend ausgedrückt – ablehnenden Meinungsäußerungen. Die Frage ist aber doch: Was hat sich der ehemalige Limburger Bischof denn so Schlimmes zuschulden kommen lassen, was von den Verantwortlichen des nun von ihm zur neuen Heimat erkorenen Bistums Regensburg nicht problemlos getoppt werden könnte?
Der Prasser wird abgesetzt, der Demütiger befördert
Warum soll es denn einerseits so schlimm sein, in einer per definitionem feudalistisch organisierten Institution prasserisch mit Geld umzugehen und andererseits eher vernachlässigbar, wenn man, wie in Regensburg, Opfer von Vergewaltigung, Demütigung und Prügel vor den Kopf stößt, indem man die Taten leugnet, verharmlost oder totschweigt?
Während der eine, Tebartz-van Elst, mit einem bundesweiten medialen Shitstorm überzogen und schließlich vom Papst abgesetzt wird, wurde der andere, Gerhard Ludwig Müller zum Kardinal und obersten Hüter des katholischen Glaubens befördert. Kritik an ihm – sofern es sie noch gibt – lassen sowohl er wie auch die Institution Kirche an sich abperlen. Ihm wurde sogar – was für ein Hohn – die Verantwortung für die Aufklärung von sexuellem Missbrauch übertragen.
Brüderliche Gastfreundschaft für van Elst, Arschtritt für Gewaltopfer
Während dem einen, Tebartz-van Elst, die „mitbrüderliche Aufnahme und Gastfreundschaft“ des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer zuteil wird, bekommen andere, Gewaltopfer bei den Regensburger Domspatzen, einen Arschtritt. Sie werden der Lüge bezichtigt und totgeschwiegen. Das geht so weit, dass sie sogar bereit sind, sich inmitten tausender Besucher des Katholikentages zu outen – nur um weiter ignoriert zu werden. Der Generalvikar, der mit seinen Serienbriefen Missbrauchsopfer auf die Therapeutencouch und ins Krankenhaus brachte, verbleibt auch unter Bischof Voderholzer im Amt.
So sehr sich viele jetzt über den Umzug Tebartz-van Elsts nach Regensburg empören mögen – dass er hierher kommt, ist nur konsequent. Regensburg ist, auch wenn das hier manche nicht gerne hören, eine bundesweit einmalige Diözese. Nirgendwo sonst wird so konsequent versucht, den Missbrauchsskandal – auf Kosten von Opfern – auszusitzen und die Forderung nach Aufklärung, Voraussetzung für jeden Form von Prävention, abperlen zu lassen.
Tebartz-van Elst ist allenfalls das Sahnehäubchen obendrauf auf diesen Eisberg an Skandalen. Und wenn sich dank seiner Anwesenheit wieder eine breitere Öffentlichkeit den Zuständen in diesem Bistum widmet – dann hat er sogar noch etwas Gutes getan.