„Ich bin die beste Alternative“
Die parteipolitischen Erfahrungen von Christian Janele sind vielfältig. Von den Grünen kam er über ein kurzes Intermezzo als CSU-Oberbürgermeister-Kandidat-Kandidat zur CSB (Christlich Soziale Bürger). Der 48jährige Immobilienmakler hat laut seinem aktuellen Wahlplakat „Regensburg im Herzen“. Mit Schlagwörtern wie „Glaubwürdigkeit“ oder „Politik auf Augenhöhe“ wirbt er um Wählerstimmen. Ein Gespräch über bezahlbaren Wohnraum, enttäuschte Erwartungen und große Ziele.
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Hallo Herr Janele. Sie führen bei Ihrem Wahlkampf oft das Wort „Glaubwürdigkeit“ im Mund. Nun waren Sie selbst zunächst bei den Grünen, dann kurze Zeit bei der CSU und sind jetzt Oberbürgermeister-Kandidat der CSB. Sogar bei der FDP sollen Sie schon mal gewesen sein. Das passt irgendwie nicht so ganz zusammen.
Ich war nie bei der FDP. Dieses Gerücht ist falsch.
„Die 6.000-Euro-Spende hatte nichts mit der CSU-Kandidatur zu tun.“
Dann bleiben immer noch Grüne, CSU und CSB.
In meiner Brust schlagen zwei Herzen: ein ökologisches und ein ökonomisches. Deswegen bin ich zu den Grünen gegangen. Ich wollte etwas bewegen. Für den Naturschutz, für die Umwelt und für eine vernünftige Verkehrsplanung. Dann wurde eines Tages bei mir angeklopft und gefragt: „Mensch Janele, können Sie sich vorstellen für die CSU als OB-Kandidat anzutreten?“ Da macht man sich natürlich Gedanken. Ich hätte auch bei den Grünen bleiben können. Aber wenn Sie so eine Möglichkeit angetragen bekommen, was hätten Sie gemacht? Als Oberbürgermeister hat man doch viel mehr Möglichkeiten, um zu gestalten und eine zukunftsweisende Politik zu machen.
Sie haben die Grünen erst verlassen und sind in die CSU eingetreten, als klar war, dass Sie in das Karussell der OB-Kandidaten aufgenommen werden. Dann haben Sie auch noch 6.000 Euro an die CSU gespendet. Wollten Sie etwas nachhelfen, um ihre Wahl zum OB-Kandidaten zu befördern?
Diese Spende hatte nichts mit meiner Kandidatur zu tun.
„Viele, die mich in der CSU unterstützt haben, sind umgefallen.“
Sie waren der Kandidat des CSU-Lagers um Armin Gugau. Und als der als Kreisvorsitzender abgewählt wurde, war doch eigentlich schon klar, dass Sie keine Chance gegen Christian Schlegl haben würden. Jetzt haben Sie 6.000 Euro verloren und wurden bei der CSU-Kreisversammlung zur Wahl des OB-Kandidaten sauber abgewatscht. Bereuen Sie, dass Sie sich damals darauf eingelassen haben?
Ich habe Einigen in dieser Partei vertraut und geglaubt, dass sie mich ernsthaft unterstützen. Als Franz Rieger neuer Kreisvorsitzender geworden ist, hat sich das Blatt plötzlich sehr rasch gewendet. Und es hat mich sehr überrascht, dass dann doch so viele von denen, die mich vorher zur Kandidatur motiviert haben, umgefallen sind. Manches lernt man in der Politik eben erst mit der Zeit.
Warum sind Sie dann jetzt zur CSB gegangen? Die sind doch schon allein von ihrer Entstehungsgeschichte der natürliche Feind der CSU.
In der CSU denkt man in erster Linie nur an eigene Posten. Die sind total auf ihre Parteikarriere fixiert und ständig am Streiten, auch wenn das jetzt angeblich alles gut sein soll. Unter der Oberfläche brodelt bei denen noch so Einiges. Ich will einen neuen Stil. Das erzähle ich jedem. Das werde ich auch machen. Und bei unseren Infoständen erhalte ich dafür sehr viel Zuspruch.
„Wir sind nicht die CSB von früher.“
Diesen neuen Stil wollen Sie durchsetzen – als Kandidat der Anti-Schaidinger- bzw. Anti-Schlegl-CSU?
Wir sind nicht mehr die CSB von früher oder einfach eine CSU-Abspaltung. Wir sind eine ganz neue bunte Mischung.
Neu und bunt – das sind Begriffe die sich gut anhören. So etwas Ähnliches liest man auch auf Ihrer Internetseite. Dort steht etwa, dass Sie „mit frischem Wind und neuen Ideen überzeugen“ wollen. Oder dass Sie „Regensburg auf Erfolgskurs“ halten, die Wirtschaft stärken und für bezahlbaren Wohnraum sorgen wollen. Das hört sich alles schön und gleichzeitig sehr beliebig an. Geht es nicht ein wenig konkreter?
Wir haben seit kurzem auch ein Kommunalwahlprogramm, das sich die Wähler und Wählerinnen auf unserer Seite durchlesen können. Die Kurzfassung. Kaum jemand liest sich ja 30 Seiten durch. Und um mal ein konkretes Beispiel zu nennen, was wir wollen: Zum Beispiel die Umstellung der RVV-Busse auf Elektroantrieb. Dadurch hat man weniger CO2-Ausstoß, weniger Lärm und das trägt zu mehr Lebensqualität bei. Wir wollen die Taktzeiten in der Innenstadt erhöhen. Wir wollen einen Nachtbus. Und wir wollen eine Ringlösung für den ÖNV. Das muss man ganz neu angehen und dazu auch einen externen Berater hinzuziehen. Wenn man selber involviert ist, hat man nämlich oft Scheuklappen und sieht nicht mehr über den Tellerrand hinaus.
„Die Stadtbau muss ihre Mieten um 15 Prozent senken.“
Das zentrale Thema des Wahlkampfs ist der bezahlbare Wohnraum. Wie wollen Sie dafür sorgen? In der Kurzfassung Ihres Wahlprogramms erwähnen Sie vor allem die Stadtbau.
Hier muss die Stadtbau sich wieder auf ihre Kernaufgabe konzentrieren, gerade für die Regensburger mit dem schmalen Geldbeutel Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Stadtbau muss sich nicht am freien Markt orientieren. Das machen sie aber zur Zeit. Die vermieten Wohnungen für 8,30 Euro den Quadratmeter. Das ganz sich eine breite Masse nicht leisten. Deswegen muss man die Mieten bezahlbar machen. Die Stadtbau muss niedrige Mieten zur Verfügung stellen: fünf Euro oder 5,50 Euro.
Woher soll das Geld für diese Mietsenkungen kommen?
Wir haben zur Zeit mit zwei Prozent weltweit die niedrigsten Kreditzinsen. Vor drei Jahren waren das noch fünf Prozent. Diese Marge kann die Stadtbau an die Regensburger Bürger weitergeben. Dann haben wir das Problem schon halb gelöst.
Sie wollen also die Stadtbau-Mieten um 30 Prozent senken?
Meine Forderung ist, dass die Stadtbau die Mieten um 15 Prozent senken soll. Das kann man ohne weiteres machen. Dabei muss die Stadtbau keine Einbußen hinnehmen.
„Ich vermiete Wohnungen für 5,08 Euro pro Quadratmeter. “
Wenn Sie jetzt die Mieten in allen Stadtbau-Wohnungen senken wollen, bleiben unterm Strich weniger Einnahmen und damit weniger Geld für Neubauten. Woher soll dieses Geld kommen?
Natürlich ist die Stadt ist da vielleicht auch gefordert. Die muss auch mehr in den sozialen Wohnungsbau investieren.
Sie sind selbst in der Immobilienbranche tätig. Als Makler und Vermieter. Wie hoch sind die Durchschnittsmieten in Ihren Wohnungen?
Ich habe selber Wohnungen im Stadtsüden vermietet, wo ich 5,08 Euro verlange. Dort habe ich langjährige und zufriedene Mieter. Das rechnet sich auch. Ein Mietwechsel bringt ja auch immer Aufwand mit sich.
Welchen durchschnittlichen Quadratmeterpreis haben Sie in Ihren Mietobjekten?
Das ist unterschiedlich. Wir haben natürlich auch Wohnungen in der Altstadt, die lagebedingt in der Miete höher liegen, aber den Durchschnitt kann ich Ihnen jetzt aus dem Stand nicht sagen.
„Das hat fast diktatorische Züge gehabt.“
Ein zentraler Punkt, den Sie immer bei Podiumsdiskussionen immer wieder anführen ist Bürgerbeteiligung. Wie soll die konkret aussehen?
Ich möchte den Bürger einbinden. Bei allen größeren Projekten sollen die Bürger mit abstimmen, damit die Regensburger auch wieder Lust und Freude am politischen Mitgestalten haben. Mir ist wichtig, dass man dem Bürger auf Augenhöhe begegnet. Das ist in den letzten Jahren viel zu kurz gekommen. Das hat fast schon diktatorische Züge gehabt. Das muss sich unbedingt ändern. Das wird sich auch mit uns ändern.
Mehr Bürgerbeteiligung verspricht auch Christian Schlegl. Er sagt, dass es künftig zu allen größeren Bauvorhaben Bürgerentscheide geben soll.
CSU und SPD regieren jetzt. Haben Sie in den letzten sechs Jahren Bürgernähe von CSU und SPD mitbekommen? Ich jedenfalls nicht. Wir brauchen eine ernstgemeinte Bürgerbeteiligung. Ich werde das umsetzen. Was im Wahlkampf versprochen wird, das sind ja oft leere Versprechen. Da werden Sachen aus dem Hut gezaubert, die mit der Realität nichts zu tun. Wir wollen eine zukunftsweisende und eine ehrliche Politik machen.
Welche Chancen rechnen Sie sich bei der Wahl aus?
Ich hoffe, dass wir in Fraktionsstärke in den Stadtrat einziehen werden. Das ist die Pflicht. Die Kür wäre mehr. Bei Infoständen und Hausbesuchen höre ich oft: „Mensch, Janele. Der eine macht’s nicht. Der andere kann’s nicht. Von denen kann ich keinen wählen.“ Und ich sag immer: „Ich bin die beste Alternative dazu.“ Mal schauen, wie es läuft.