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Archiv für 26. November 2013

Wahlkampf mit der Westtrasse

Pontifex Schlegl

Der OB-Kandidat der CSU will Brücken bauen – über die Donau und zu kritischen Bürgern. Die Brücken zum Koalitionspartner werden hingegen immer brüchiger. Am Dienstag präsentierte Christian Schlegl einen Vorschlag für eine ÖPNV-Ersatztrasse.

Der Brückenbauer und sein Architekt: Thomas Eckert (li.) und Christian Schlegl präsentieren die Brückenpläne.

Der Brückenbauer und sein Architekt: Thomas Eckert (li.) und Christian Schlegl präsentieren die Brückenpläne.

„Solche Rampen-Ungetüme gehen gar nicht!“ „Das ist ein totales No-Go!“ „Ich hasse diese Rampen!“ Wir befinden uns bei einer Pressekonferenz zum Thema Ersatzbrücke. Und nein, es sind nicht die als Gäste anwesenden Mitglieder des Vereins „Donauanlieger“, dezidierte Gegner der bisher im Gespräch befindlichen Brückenlösungen, es ist CSU-Fraktionschef und OB-Kandidat Christian Schlegl, der hier so vom Leder zieht.

„Westtrasse und Welterbe vereinbaren“

Gemeinsam mit dem Architekten Thomas Eckert präsentiert Schlegl heute eine Brückenlösung, die ganz ohne Rampen auskommt, die Belange einer Schifffahrtsstraße erfüllt und die Interessen von Denkmalschützern und Brückenbefürwortern vereinbaren soll. „Westtrasse und Welterbe vereinbaren“, titelt Schlegl in der am Dienstag erschienen ersten Ausgabe seiner Wahlkampfpostille „Der Regensburger“.

P1000527Vergessen ist die Verteidigung des sogenannten „Welterbeverträglichkeitsgutachtens“, das die heute von Schlegl so bezeichneten „Rampen-Ungetüme“ als unbedenklich einstufte. Vergessen die Steine, die Schlegls Mentor Hans Schaidinger den Donauanliegern in den Weg legte, als diese für eine Visualisierung dieser Rampen sorgen wollten. Vergessen die Attacken auf Walter Cerull, einen der Wortführer der Donauanlieger. „Herr Cerull, ich gfrei mi narrisch, dass Sie da sind“, sagt Schlegl gar.

Eine alte Idee, neu präsentiert

Die Idee, die er und Eckert heute präsentieren ist nicht völlig neu. Bereits 2009 hatte der Architekturkreis, dem Eckert angehört, im Rahmen eines Workshops eine Klapp- oder Schwenkbrücke ins Gespräch gebracht. Im Stadtrat wurde das zwar immer mal diskutiert. Eine Prüfung dieser Vorschläge durch die Verwaltung fand aber offenbar noch nicht statt.

Heute wird eine Weiterentwicklung präsentiert, die in etwa folgendermaßen funktionieren soll:

Die Auffahrten zur Brücke sollen mittels Hydraulik auf die bei einem Hochwasser notwendige Höhe angehoben werden können. Zwei Pfeiler in der Mitte sorgen dafür, dass die für eine Schifffahrtstrasse notwendige Höhe gewährleistet ist. Im Normalbetrieb sind deshalb keine Rampen notwendig. „Das ist dann fast wie eine ganz normale Straßenkreuzung“, sagt Schlegl.

Die Hebebrücke a la Dömges: Hoch genug für Schiffe in der Mitte, keine Rampen an den Abfahrten.

Die Hebebrücke a la Dömges: Hoch genug für Schiffe in der Mitte, keine Rampen an den Abfahrten.

Er wolle damit die Diskussion zwischen den festgefahrenen Fronten von Brückengegnern und Brückenbefürwortern wieder in Gang bringen, erklärt er lächelnd und sagt in Richtung der von so viel Verständnis und Sympathie fast ein wenig überforderten Donauanlieger: „Es ist gut, wenn Sie sich das kritisch anschauen. Vielleicht finden Sie einen Denkfehler. Wir sind ja nicht der liebe Gott und wissen alles.“

Die Frage, ob es eine Brücke brauche, so Schlegl, sei eine ganz andere, „eine politische“. Zunächst gehe es um eine Lösung, die Denkmalschützer und Brückenbefürworter wieder an einen Tisch bringe. Dass diese, allen politischen Willensbekundungen zufolge nur für den Busverkehr gedachte Trasse dringend notwendig ist, davon ist Schlegl überzeugt: Entlastung der Donauparallele Kepler- und Thundorferstraße vom Busverkehr, Stärkung des Wirtschaftsstandorts und ein barrierefreier Übergang für Radler und Fußgänger sind die altbekannten Argumente, die er dabei nennt. Ebenso das, aufgrund der Sperrung der Steinernen Brücke anfallende Defizit beim RVV, von dem er, auch das ist ungewohnt verständnisvoll, zumindest einräumt, dass dessen Höhe umstritten sei.

Vom Präferenzobjekt zum No-Go: Die Westtrasse in einer Simulation der Donauanlieger. Grafik: Dr. A. Löhr

Vom Präferenzobjekt zum No-Go: Die Westtrasse in einer Simulation der Donauanlieger. Grafik: Dr. A. Löhr

Die Donauanlieger haben in einer ersten Stellungnahme bekundet, dass sie – bei aller Skepsis – bereit wären, „ergebnisoffen“ mit Schlegl zu diskutieren. „Wir sind froh, dass nun endlich auch die CSU erkennt, dass die bisherigen Planungen völlig überdimensioniert waren“, sagt Walter Cerull. Dass eine Ersatztrasse notwendig ist, glaubt der Verein indessen nicht.

Der Koalitionspartner ist sauer

Giftig reagiert der Koalitionspartner auf den Schlegl-Vorstoß. Bereits im Vorfeld der Pressekonferenz wird eine Erklärung von SPD-Fraktionschef Norbert Hartl verschickt, in der er Schlegl vorwirft, sich mit falschen Federn zu schmücken. Schließlich sei die Idee ja, wie oben erwähnt, schon alt.

Einen Tritt setzt es auch für den Architekten Eckert, mit dessen Büro (Dömges AG) sich die Stadt derzeit wegen der Planungsfehler an der Turnhalle des Goethe-Gymnasiums im Rechtsstreit befindet. „Das stört den CSU-OB-Kandidaten bei seinem Auftritt zusammen mit dem Büro offenbar nicht“, ätzt Hartl.

Der SPD-Fraktionschef verweist darauf, dass die Verwaltung bereits seit langem den Auftrag habe, die Umsetzbarkeit einer Klapp- oder Schwenkbrücke zu prüfen. „Herr Schlegl hätte nur die Ergebnisse zu diesen Fragen bei der Verwaltung zur Vorlage im Planungsausschuss anmahnen müssen.“

Ob eine solche Prüfung stattgefunden hat und wie sie ausgefallen ist, war bei der Stadtverwaltung heute nicht mehr herauszufinden.

Tatsächlich ist es aber erstaunlich, dass sowohl die SPD wie auch die CSU das „Rampen-Ungetüm“ in der Vergangenheit einhellig verteidigt und eine nähere Prüfung des nun vorgestellten Vorschlags nicht vorangetrieben haben. Aber damals, als die Donauanlieger noch böse und Rampen-Ungetüme noch gut waren, hatte der Wahlkampf ja noch nicht begonnen.

Die Präsentation von Christian Schlegl als PDF

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