05 Sep2013
NPD-Truck in Regensburg
Breiter Widerstand gegen braunen Wanderzirkus
Schläger und Volksverhetzer
Unterdessen beschimpft Sigrid Schüßler in einer recht wirren Rede die Gegendemo und redet davon, dass die NPD eine „Partei des Friedens“ sei. Ihrem Mann mögen dabei die Ohren klingen: Der vorbestrafte Falko Schüßler macht seit fast 30 Jahren als Nazi Karriere – von der mittlerweile verbotenen Freiheitlichen Arbeiterpartei über die ebenfalls verbotene Wiking-Jugend bis hin zu einer Waffen und Sprengstoff hortenden Kameradschaft und der NPD. Ebenfalls vorbestraft ist Schüßlers Vorredner Karl Richter. Er wurde unter anderem dadurch bekannt, dass er seinen Eid im Münchner Stadtrat mit dem Hitlergruß leistete. Und ein weiterer Mitreisender, der JN-Vorsitzende Andy Knape, hat sich im vergangenen Jahr in Regensburg eine Vorstrafe wegen Körperverletzung eingefangen, als er einem Gegendemonstranten mit der Faust ins Gesicht schlug (UPDATE: In der Berufung vor dem Landgericht Regensburg wurde das Verfahren gegen Knape am 14.10.2013 eingestellt.). Für den namenlos bleibenden Mann, der am Donnerstag die Journalistin bedroht, bleibt die Sache folgenlos. Der Widerstand am Donnerstag ist sehr breit – so wie er es seit ein paar Jahren eigentlich immer ist, wenn der braune Wanderzirkus Regensburg einen Besuch abstattet. Dem Aufruf von Joachim Wolbergs zur Gegenkundgebung, die bereits um 16 Uhr am Haidplatz stattgefunden hat, haben sich alle im Stadtrat vertretenen Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und die jüdische Gemeinde angeschlossen. Das Spektrum reicht von der CSU bis zur Antifa. Und das bleibt – mit gewissen Einschränkungen – auch später am Domplatz so. Aber es mag zumindest nachdenklich stimmen, wenn Gewerkschaftssekretär Andreas Schmal die Einigkeit mit seiner Rede ein wenig trübt, wenn er sagt, dass man „es sich nicht zu leicht machen“ dürfe.„Das Problem sind nicht nur die Nazis heute am Kohlenmarkt. Von denen kann man sich leicht abgrenzen. Das Problem ist auch deren Ideologie, die nach Studien auch in der Bevölkerung Widerhall findet. Seien es die unsäglichen rassistischen Halbwahrheiten eines Thilo Sarrazins oder die immer wieder widerlegten, trotzdem von Bundesinnenminister wiederholten Aussagen zu vermeintlichen Armutsflüchtlingen und Asylbewerbern in Deutschland oder die Behandlung der Flüchtlinge auf ihrem Protestmarsch nach München oder verharmlosend als Israelkritik bezeichneter Antisemitismus gegenüber Juden im In- und Ausland. Man muss immer aufpassen, nicht zum Stichwortgeber für die Rechten zu werden und nicht diese Ideologien der Ungleichheit und Ungleichwertigkeit von Menschen zu befördern.“ DGB-Sekretär Andreas SchmalAls die Reden der NPD schon eine Weile laufen, beginnen schließlich die Glocken des Doms zu läuten. Gegendemonstranten um Stadträtin Bernadette Dechant hatten Bischof Rudolf Voderholzer zuvor beim Abendessen aufgestöbert und ihn darum gebeten, das doch zu veranlassen. Spätestens jetzt ist etwas außerhalb des Absperrungsrings nichts mehr von den Parolen gegen Schwule, Asylanten, die EU und die „halbkriminellen Systemparteien“ zu hören. Als das Schauspiel beendet ist und der NPD-Truck Regensburg über den Domplatz wieder verlassen will, lassen sich mehrere Gegendemonstranten zu einer Sitzblockade nieder. Nach mehreren erfolglosen Aufforderungen per Lautsprecher, die Straßen freizugeben, kommt schließlich die schwarzgewandete USK-Truppe zum Einsatz und räumt die Straße mit Gewalt. Es gibt Tritte und Faustschläge.