07 Aug.2013
Fragwürdige Personalentscheidungen
Uni unter Druck: Prinzip „Unter den Teppich kehren“?

In der Kritik: Kanzler Christian Blomeyer veranlasste Al-Kathibs Absetzung und genehmigte Schäfers Nebentätigkeiten. Foto: Archiv
MdL Wild: „Bei Negativschlagzeilen ist immer der Kanzler involviert.“
Die Personalie Al-Khatib entwickelt sich zwischenzeitlich zusehends auch zum Schauplatz parteipolitischer Auseinandersetzungen. Immer mehr SPD-Politiker schalten sich ein (zuletzt MdL Franz Schindler). Und dass Blomeyer von der bisherigen Linie des Schweigens abgewichen ist und sich gegenüber der Süddeutschen Zeitung geäußert hat, brachte nicht die wohl damit erhoffte Entspannung – im Gegenteil. Die Regensburger Landtagsabgeordnete Margit Wild ist über Blomeyers Aussagen in dem SZ-Artikel empört. Sie stößt sich insbesondere daran, dass Blomeyer Al Khatib als „relativ kleinen Beamten“ bezeichnet, angesichts dessen der Verdacht einer politischen Intrige „abstrus“ sei.“Damit hat sich Herr Blomeyer disqualifiziert”, sagt die Abgeordnete Margit Wild. Foto: Archiv.
Mahmoud Al-Khatib – seine Absetzung lässt viele Fragen offen und wird immer mehr Thema parteipolitischer Auseinandersetzungen. Foto: Lukas Böhnlein
Professor mit Maximalurlaub und Maximalfreiheiten
Schäfers machte trotz seiner neun Jahre währenden Professorentätigkeit ungebrochen Karriere in der freien Wirtschaft – bis Ende 2008 bei einem Kölner Privatbankhaus, seit 2009 im Vorstand der IVG AG. Wie das zusammen mit seiner Professorentätigkeit funktionieren konnte, die – gesetzlich vorgeschrieben – sowohl den Hauptteil der Arbeit wie auch des Verdiensts ausmachen soll, ist allenfalls in Teilen geklärt: Von 2008 bis Ende 2012 war Schäfers beurlaubt worden – das ist die maximal mögliche Urlaubszeit von fünf Jahren. Die restlichen Zeiten sind noch unklar – es handle sich um „genehmigte Tätigkeiten“, so die Universität. Mehr habe man dazu von der Uni bislang auch nicht erfahren, erklärt das Ministerium und verweist auf die Hochschulautonomie. Und der Professor, um den sich die Debatte dreht hat bislang weder gegenüber Regensburg Digital noch einem anderen Medium dazu Stellung genommen.Professor und Konzernvorstand: Wolfgang Schäfers. Foto:IVG
Seltsam, dass es dem Ministerium nie auffiel…
Das mit privaten Mitteln angeschobene Institut ist finanziell so gut ausgestattet, wie kein anderes: neues, mondänes Gebäude, die Traumzahl von zehn Lehrstühlen und 15 Gastprofessuren. Die Professoren hingegen hätten dort ungewöhnlich viele Freiheiten, so die zwischenzeitlich von mehreren Seiten geäußerte Kritik. Die meisten seien kaum anwesend, so ein Professor vergangene Woche gegenüber unserer Redaktion. Und auch die Zahl der Publikationen, die es bei manchem gebe, sei schon erstaunlich gering.IVG: Schäfers Arbeitgeber ist auch Uni-Sponsor
Schäfers sei dabei nur der „herausragendste Fall“. Und tatsächlich ist es erstaunlich, dass – Hochschulautonomie hin, Hochschulautonomie her – dem Ministerium Schäfers öffentlich bekanntes Engagement in der freien Wirtschaft erst jetzt aufgefallen ist. Er veröffentlicht es selbst auf der Vorstandsseite der IVG. Und bei dieser handelt es sich (eigenen Angaben zufolge) um Deutschlands größte börsennotierte Immobilienfinanzgesellschaft. Die macht gerade mit ihrer drohenden Insolvenz Schlagzeilen (zum Beispiel hier), die in die Milliarden gehen dürfte.Mehr privatwirtschaftlich als universitär? Das Institut für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg. Schäfers Arbeitgeber ist nur einer von vielen Sponsoren.