29 Jul2013
Nach Rauswurf des Schulleiters
Eltern-Aufstand an der Pindl-Realschule
Seit 22 Jahren an der Schule
Scheffel arbeitet schon lange bei der privaten Realschule Pindl. Seit 22 Jahren unterrichtet er dort Mathematik und Physik, vor zehn Jahren wurde er Schulleiter. Und er scheint sowohl bei Eltern und Kollegen wie auch bei den Schülern recht beliebt zu sein. In einer Pressemitteilung listet der Elternbeirat eine lange Reihe an Verdiensten von Jens Scheffel auf. Sieben Jahre war er demnach Verbindungslehrer und hat die Schülermitverwaltung aufgebaut. „Er ist maßgeblich verantwortlich für den guten Ruf, den die Realschule Pindl mittlerweile genießt und hat auch im Ministerium eine hervorragende Reputation“, so Cornelia Sperger.Unterschriften, Facebook-Gruppe, T-Shirts
Bei einer kurzfristig organisierten Unterschriftensammlung zum Sommerfest der Schule unterschrieben weit über 200 Eltern und Schüler für den Verbleib ihres Rektors. Eine Facebook-Gruppe unter dem Titel „Pro Herrn Scheffel. Wir stehen hinter Ihnen!!!!“ hat über 450 Mitglieder. Erfolglos.„Ein wirklich trauriges Schulfest, verängstigte Schüler und Lehrer… Es ist ein Armutszeugnis, dass eine Schule es nötig hat alle so einzuschüchtern! Wenn Schüler erzählen, dass die Eltern Post bekommen haben, wo es heißt, sie sollen sich nicht in Schulangelegenheiten einmischen, merkt man wie die Geschäftsführung arbeitet. Ehemalige Lehrer schaffen es nicht einem in die Augen zu sehen, wenn man wegen Herrn Scheffel nachfragt. Zum Glück hält einen die Mittelbayerische über die wichtigsten Vorkommnisse beim Pindl auf dem Laufenden… (ironie).“ Eintrag in der Facebook-Gruppe „Pro Herrn Scheffel. Wir stehen hinter Ihnen!!!!“ (sprachlich geglättet)Erst nach hatnäckigem Nachfragen durch den Elternbeirat räumte die Geschäftsführung überhaupt erst ein, dass man sich tatsächlich von Scheffel trennen wolle. „Die Bestrebungen, hier durch Internetforen, angekündigte Protestaktionen, Unterschriftenlisten (…) sozusagen Politik zu machen, wollen wir an dieser Stelle nur dahin gehend kommentieren, dass die Initiatoren unseren Schülerinnen und Schülern, der Elternschaft und auch Herrn Scheffel Schaden zufügen“, heißt es in einem Schreiben der Geschäftsleitung an den Elternbeirat.
„Unüberwindliche Meinungsverschiedenheiten“
Dieser Satz, den mancher Schüler gar als Drohung aufgefasst hatte, kommt nicht von ungefähr. Angesichts des langen Schweigens oder der stetig wiederholten, aber zwischenzeitlich als solche bekannten Falschaussage, Herr Scheffel sei „schwer krank“, hatten bereits unschöne Gerüchte über angebliche Verfehlungen des Schulleiters die Runde gemacht. „An denen ist nichts dran“, sagt uns Geschäftsführer Michael Pindl. In dem Schreiben, das er und sein Kollege Detlef Ammon an den Elternbeirat geschrieben haben, ist von „unüberwindlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer“ die Rede. Worin diese Meinungsverschiedenheiten begründet liegen, könne er uns nicht sagen, so Pindl. „Das ist Thema der anwaltschaftlichen Vertretungen.“ Man befinde sich in Verhandlungen. Ähnliches sagt uns auch – ein merklich getroffen klingender – Jens Scheffel. „Ich kann mich aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht äußern.“Das Schweigen der „seriösen Medien“
Bei der Verabschiedung der Absolventen kam es angesichts der Causa zum Eklat. In seiner Rede beklagte sich der stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Helmut Vogel sich bitter über Scheffels Rauswurf und die damit einhergehende Informationspolitik der Geschäftsleitung. Mit Markus Pindl, der diese Kritik als „unfundiert“ bezeichnet, kam es im Anschluss daran zu einem heftigen Wortwechsel. Pindl ging sogar selbst ans Rednerpult. Erstaunlich: Im Bericht der Mittelbayerischen Zeitung über diese Veranstaltung wird dies mit keinem Wort erwähnt. Man sei mit den „seriösen Medien“ übereingekommen, erst über die Sache zu berichten, wenn eine Einigung erzielt sei, so Pindl. Dann gebe es auch eine offizielle Stellungnahme.Elternbeirat erinnert an zwei Leitsätze
Der Elternbeirat indessen hat der Geschäftsführung das Vertrauen entzogen. Er tritt zum Schuljahresende geschlossen zurück. In dem Rücktrittschreiben werden zwei Leitsätze der privaten Realschule Pindl zitiert:„Ich werde jeden so behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte.“und
„Wir sind ehrlich.“Nachdem der Elternbeirat, die Schüler und Eltern seitens der Schulleitung aber „immer wieder vertröstet und danach mit Unwahrheiten konfrontiert“ worden seien, sei man geradezu zum Rücktritt gezwungen, heißt es in dem vom gesamten Elternbeirat unterzeichnetem Schreiben.