21 März2013
Preisverleihung auf der Kurzfilmwoche
Zum letzten Mal Regensburger Kurzfilmwoche
Als Insa Wiese alle Juroren, Filmemacher und Organisatoren auf die Bühne bat, waren die Kinosessel fast leer.
„Wenn ich schlechte Noten hatte, musste ich ins Kino.“
Davon ließen sich die beiden Moderatorinnen, die souverän zweisprachig durch die Verleihung führten, freilich nicht aus der Ruhe bringen. Immer wieder aufgelockert von Highlights der vergangenen Woche, dem ein oder anderen Gewinnerfilm und einer Live-Einlage eines Cellisten der Regensburger Hochschule für katholischen Kirchenmusik, der einen Stummfilm von Lotte Reiniger mit viel Emotionalität vertonte, wurde nach Herzenslust gelobt, ausgezeichnet und das überdurchschnittlich hohe Niveau der diesjährigen Festivalbeiträge gefeiert. So ging der Online-Award von Volksbank Regensburg und Mittelbayerischer Zeitung, der mit 1.300 Euro dotiert ist, an den in einer Internet-Abstimmung ermittelten Film „König Ludwig“ von Julian Köck. Bevor die Jury, bestehend aus dem abwesenden Intendanten des Regensburger Theaters Jens Neundorff von Enzberg, der Unternehmerin Stefanie Wiesinger und dem ehemaligen Chefredakteur der MZ, Gerd Otto, ihren Preis verlieh, bekam das Publikum einen kleinen Einblick in deren Kinovorlieben. „Das Regionalfenster ging die letzten Jahre gar ned“, sagte Wiesinger. „Normalerweise geh ich nicht ins Kino“, legte Otto nach, rückte den schiefen Haussegen dann aber vermeintlich gerade: „Wenn ich als Kind schlechte Noten hatte, ging meine Mutter mit mir ins nächste Kino. Dann haben wir uns einen Heimatfilm angesehen.“ Den Preis erhielt letztlich der Dokumentarfilm „Entspannt und locker“, lobend erwähnt wurde „Ende und Anfang“ von Aaron Grasse.Bürgermeister Wolbergs und Gerd Otto: Lokalmatadoren unter sich.
Ein Hauch von Anarchie: „Nie wieder Tatort!“
Dell, der sich als Filmredakteur regelmäßig mit dem „Tatort“ auseinandersetzt, sprach kurz über sein Buch zu diesem Thema. „Nach Til Schweiger: Nie wieder Tatort!“, rief Gerd Otto aus der ersten Reihe. „Nein! Nein!“, bekundete ein anderer Zuschauer lautstark seine Meinung zum Münsteraner Ermittler-Duo. Da ging fast ein wenig unter, dass der Max-Bresele-Gedächtnispreis für einen politisch relevanten Film an „Sterben nicht vorgesehen“ verliehen wurde.„Testfahrer“, aber nicht im BMW
Der vom BMW-Werk gestiftete Hauptpreis des deutschen Wettbewerbs wurde schließlich an drei junge Filmemacher verliehen, die mit der gefühlvollen und entwaffnenden Dokumentation „Testfahrer“ den Alltag eines schwerkranken Rentners beleuchteten, der trotz aller Schicksalsschläge einen überaus positiven Bezug zum Leben entwickelt hat. Humorvoll bedankte man sich mit den Worten „Wir haben zwar noch keinen Bartwuchs, aber schon einen Filmpreis in Regensburg.“ Getreu des von Festivalleiterin Insa Wiese, die an diesem Abend eine eher passive Rolle einnahm, vor einer Woche vorgegebenen Mottos „Ein bisschen Schleichwerbung ist Sinn der Sache“ ließ es sich die Repräsentantin von BMW, Martina Griesshammer dann auch nicht nehmen, auf die vom Werk geplanten Autokinovorstellungen im September hinzuweisen.Die Wolbergs-Show: Bürgermeister sichert Willen zu höherem Zuschuss zu
Nachdem der „Publikumsliebling der Kinokneipe“ gekürt wurde, ein Zuschauerpreis, der mit 333 Euro dotiert war und an den australischen Beitrag „Boo“ ging, erlebten die Zuschauer im Ostentor-Kino eine kleine Show des offenbar schon gänzlich auf Wahlkampf gebürsteten Joachim Wolbergs. Der als Repräsentant der Stadt geladene OB-Kandidat der SPD gab sich betont unvorbereitet und lobte ganz „spontan“ die regionale Bedeutung des BMW-Werks und der Volksbank. „Eine gute Bank. Auch meine Bank. Keine Zockerbank.“ Zwischendurch stürmte Gerd Otto noch einmal die Bühne, um „Woli“ das Mikrofon zu entreißen und klarzustellen, dass er Kurzfilme ja eigentlich doch sehr gern möge.Eingespielte Preisträgerfilme, aber auch eine musikalische Live-Einlage lockerten die Veranstaltung auf.