Schlachthof wird Kongresshalle
Das Veranstaltungszentrum im Alten Schlachthof soll im April 2015 eröffnen. Die Stadt hofft darauf, am Boom der Veranstaltungsbranche teilzuhaben. Zum RKK sei das Zentrum keine Konkurrenz, sagt Schaidinger, allenfalls eine Ergänzung. Das vermutete Defizitgeschäft soll über Konsum in Hotellerie, Einzelhandel und Gastronomie ausgeglichen werden.
Es gibt tatsächlich einen Boom, der an Regensburg bislang vorbeigegangen ist? Man möchte es kaum glauben. Aber in einer Pressemitteilung behauptet die Stadt, dass die deutsche Veranstaltungsbranche 2011 mit einem Rekordergebnis abgeschlossen habe. Und Regensburg? Hat keinen Anteil daran. Das soll sich jetzt ändern: In der Zollingerhalle im Alten Schlachthof soll ein Veranstaltungszentrum entstehen. Das ist zwar schon seit September bekannt, aber nun soll es konkret werden: Für den 26. Februar ist eine nicht öffentliche Gemeinschaftssitzung der beteiligten Stadtratsausschüsse geplant, dann kommt die Sache in den Aufsichtsrat der RTG, schließlich soll sie kurz darauf vom Stadtratsplenum beschlossen werden.
Keine Konkurrenz zum RKK
Der Traum von einer Kulturhalle im Schlachthof ist nun also endgültig gestorben. Wer glaubt, mit dem Veranstaltungszentrum habe sich die leidige Diskussion um ein Regensburger Kultur- und Kongresszentrum (RKK) erübrigt, täuscht sich: Für Oberbürgermeister Hans Schaidinger sind das Veranstaltungszentrum um ein RKK allenfalls sich ergänzende Angebote. Denn: Im Schlachthof sollen Kongresse und Tagungen im Mittelpunkt stehen, die Größe der verfügbaren Räume fällt außerdem geringer aus, als es bei einem RKK der Fall wäre. 750 Personen sollen dort bei Reihenbestuhlung Platz finden. Bei Veranstaltungen mit Stehplätzen sollen es noch mehr sein, an die 1.000 Leute sollen dann in die Halle passen. Zusätzlich zur großen Halle soll es mehrere flexible Räume geben, die bei Bedarf zusammengelegt oder voneinander getrennt werden können, außerdem eine Ausstellungsfläche.
Schaidinger spekuliert vor allem auf das kleinere bis mittlere Segment aus dem Kongress- und Tagungsmarkt. Nebenbei soll es für Konzerte, Privat- und Firmenfeiern, Bälle, Galaveranstaltungen und kleine Messen zur Verfgügung stehen.
“Positiver Zwang” nötigt Stadt offenbar zum Bau des Zentrums
Für Schaidinger gehört ein solches Zentrum zur „wirtschaftlichen Infrastruktur“, auch für die Universität sei es ein Gewinn; wissenschaftliche Kongresse zögen momentan nahezu spurlos an Regensburg vorbei. Zwei Anfragen für Kongresse oder Tagungen pro Monat müsse man derzeit absagen, sagt Thiele. Schaidinger geht von einer „Dunkelziffer“ aus, die diese Zahl etwa verdoppelt.
Der OB und Finanzreferent Dieter Daminger betonen die fast schon unausweichliche Notwendigkeit, ein solches Zentrum zu bauen: Die Stadt sei „positiv gezwungen“, die Investition jetzt zu tätigen, sagt Daminger, weil man aktuell dafür keine Schulden machen müsse. Er geht davon aus, dass es einen wichtigen Beitrag zur Wirtschafts- und Wissenschaftsentwicklung sowie zur Stadtentwicklung im Osten beitrage.
Rentabel nur über Umwege
Dabei macht niemand einen Hehl daraus, dass das Zentrum für die Stadt nicht kostendeckend zu bewirtschaften sein wird. Trotzdem: Die „Umwegrentabilität“ mache die Sache auf finanziell wieder interessant. Pro Kongressteilnehmer und Tag bleiben laut Thiele an die 400 Euro in der Stadt. Außerdem ist das Zentrum für Schaidinger „ein Schritt in Richtung Hotellerie“. Durch eine höhere Auslastung soll auch auf diesem Weg Geld in die Stadt kommen.
Das Veranstaltungszentrum soll die Stadt „nicht mehr als eine Million Euro pro Jahr“ kosten. Die geplanten 6,5 Millionen Euro Entstehungskosten werden auf diese Summe angerechnet. 300.000 Euro im Jahr kostet die Miete. Die Halle gehört dem Immobilienzentrum Regensburg, das vermietet es für 25 Jahre (plus die Option auf fünf Jahre Verlängerung) an die Stadt, die wiederum vermietet an die RTG, die den Komplex bewirtschaften soll.
Konkrete Kalkulationen über die Preisgestaltung in dem Veranstaltungszentrum soll es ab Juli geben. Im Sommer möchte die RTG mit der Vermarktung beginnen. Dass die Saalmieten in Regensburg ein Hemmschuh für die kulturelle Entwicklung seien, bestreitet die Vertreterin der RTG. Das städtische Tochterunternehmen ist für die Säle in kommunaler Hand verantwortlich. Der Arbeitskreis Kultur Regensburger Bürger hatte in einer Denkschrift zu hohe Saalmieten in den städtischen Sälen kritisiert. Schaidinger bestreitet das ebenfalls.
Die Preisgestaltung hinsichtlich der Saalmieten erfolge aufgrund eines europaweiten Vergleichs; dabei sei Regensburg noch eher am unteren Rand, so Thiele. Wie das neue Veranstaltungszentrum sich in dieses Preisgefüge einpassen wird, ist aber noch nicht abzusehen. Das Veranstaltungszentrum im Alten Schlachthof soll im April 2015 eröffnet werden. Der aktuelle Fortschritt der Planungen erlaube es, sofort nach einem gültigen Stadtratsbeschluss Verträge abzuschließen. Die Stadt mietet das Gebäude als „veredelten Rohbau“, ist also für den Innenausbau und die Möblierung selbst verantwortlich.