Willkommen auf der Spielwiese
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“Wir würden uns wünschen, dass der Wert der jungen Kultur erkannt wird”: Matthias Segerer, im W1 zuständig für das musikalische Programm. (Foto: privat)
Liebes-Lyrik für Hipster und Rentner
Heute erlebt man im Kulturcafé des Zentrums das Freie Theater Oberpfalz, sieben Schauspieler und zwei Musiker, die einen „Liebes-Lyrik-Lieder-Abend“ vorbereitet haben. Gedankenverloren sitzen sie auf neun Stühlen, tragen abwechselnd oder gemeinsam Oden an die Liebe vor, jenes Gefühl, dass doch jede Facette des Lebens beherrscht. Und das Auditorium, eine bunt durchmischte Ansammlung von 20- bis 70-Jährigen, von Hipstern bis Normalos, von Studierenden bis Rentnern, lauscht andächtig. Im Hintergrund, an der Bar, lässt sich auch das W1-Team in den faszinierenden, warmen Bann ziehen, der von der Bühne ausgeht. Es ist schön – einfach nur schön. Und es spiegelt einen Kernbestandteil des W1-Konzeptes wider. „Wir haben uns vier Schwerpunkte gesetzt”, sagt Matthias Segerer, der vor allem für Musikveranstaltungen zuständig ist. Erstens wolle man Kultur für junge Menschen erlebbar machen; zweitens geht es um die räumliche, materielle und institutionelle Förderung jedes jungen Kulturschaffenden. Drittens soll aus diesen Aktivitäten ein Bildungsangebot für alle Kulturinteressierten resultieren. „Und nicht zuletzt geht es auch darum, Kultur zu vernetzen: Wir bringen junge Menschen und ihre kulturellen Szenen zusammen.”
Kultureller Treffpunkt und künstlerische Spielwiese: Das Kulturcafé im W1. /Foto: Liese)
Junge Kultur, aber nicht nur für Jugendliche
Die Bezeichnung Jugendzentrum, die vor allem auf das JUZ Weingasse zurückgeht, das sich mehr als 30 Jahre lang im selben Gebäude befand, passt aus all diesen Gründen auch nur bedingt auf das W1. „Wir sind speziell auf die kulturellen Bedürfnisse ausgerichtet. Wir verfolgen ein neues Konzept, neue Gestaltung und auch ein neues Programm.“ Um diese Neuausrichtung zu unterstreichen, verstehe man sich eben als „Zentrum für junge Kultur“. Die Unterschiede mögen marginal erscheinen, sie sind dennoch essentiell für das, was das W1 in Regensburg leistet. Wo sonst nämlich findet man im Programm Kurse für lyrischen Ausdruckstanz neben Hardrockkonzerten, eine Lesung der „besten Todestexte aller Zeiten“ neben Filmanimation-Workshops oder eine Fotoausstellung neben Vorträgen über nachhaltigen Lebensstil? Zwischendrin noch etwas Poetry Slam gefällig oder eine Band-Aufnahme im hauseigenen Tonstudio? Selbst ein Film wurde in den vergangenen Monaten im Dachgeschoss gedreht.
Erlebbare Kultur nicht nur für Jugendliche: Vom Lyrikabend bis zum Rockkonzert. (Foto: Liese)