27 Jan.2013
Rudolf Voderholzer zum Bischof geweiht
„Fehlt nur noch, dass sie ‘Rudi, Rudi’ rufen!“

Wohlwollender Empfang und hohe Erwartungen: Bischof Rudolf Voderholzer. Foto: Staudinger
Ein Ton, wie man ihn in Regensburg nicht kennt
Überhaupt ist der Ton, der an diesem Tag angeschlagen wird, ein in Regensburg ungewohnter. Recht fröhlich scheint man zu sein. „Vergessen Sie nicht, Ihr Handy nach dem Gottesdienst wieder einzuschalten“, lässt ein Priester die Gläubigen und Schaulustigen zu Beginn des Zeremoniells wissen. Dompropst Wilhelm Gegenfurtner unterläuft beim traditionellen Ritus eine Panne: Er vergisst die päpstliche Bulle – Voderholzers Ernennungsurkunde – dem Domkapitel zu zeigen und muss erst – etwas süffisant – von Bischof Reinhard Marx darauf hingewiesen werden. Lächelnd und mit hochrotem Kopf holt er das nach. Marx wiederum predigt in recht lockerem Ton von den Herausforderungen des Bischofsamts, spricht von einer „Mission Impossible“ und schließt mit einem „Auf geht’s!“ Jedes Mal und nicht nur bei diesen Gelegenheiten, brandet unter der Kuppel neben Applaus auch lautes Gelächter auf. „Es fehlt nur noch, dass sie ‘Rudi, Rudi’ rufen“, murmelt eine Ordnerin zwischen den Bankreihen.Voderholzers Vorgänger: Aggressiv, politisch, ausgrenzend
Es ist eine Stimmung und ein Ton, wie man sie unter Voderholzers Vorgänger selten erlebt hat. Eigentlich nie. Der, Gerhard Ludwig Müller, ist heute auch im Dom. Mit versteinerter, etwas missmutiger Miene sitzt der zweitmächtigste Mann neben Reinhard Marx am Hochaltar. Müllers Predigten waren vor allem in den letzten Jahren aggressiv, politisch, ausgrenzend. Zunehmend sah er selbst sich überall von Feinden umgeben: Den Medien, kritischen Laien, bösartigen Atheisten oder, wie er sie öfter nannte: „Kampagnen interessierter Kreise“. Im Umgang mit Gläubigen fehlte es Müller schlicht an sozialer Kompetenz. Und insbesondere in Regensburg mied er zuletzt das direkte Gespräch mit den Gläubigen oder Medien, schickte stattdessen seinen Sprecher Clemens Neck vor. Direkten Zugang zum Bischof hatten auch im Domkapitel nur wenige.
Und wenn die Welt morgen unterginge, würde ich heute noch ein Scheiterhäufchen anzünden…Versteinerte Miene bei Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. Foto: js
Gelingt ein Schnitt mit dem „System Müller“?
Ob und vor allem wo dieses Wohlwollen anhält, wird davon abhängen, inwieweit es dem neuen Bischof gelingt, sich in den nächsten Monaten unabhängig zu machen. Von seinem Doktorvater Müller, der jetzt in Rom weilt. Und von Teilen des Domkapitels, wo Müller in den letzten Jahren ein System der Bespitzelung und des Misstrauens etabliert hat. Von manchen Beratern, denen es eher auf den Erhalt der eigenen Position ankommt als auf Ehrlichkeit und Wohlwollen dem neuen Bischof gegenüber.
Herzliche Begrüßung im vollen Dom. Foto: Staudinger