13 Jan.2013
Neujahrsempfang: Schaidinger kürt Schlegl zum Wunsch-Nachfolger
Kronprinz ohne Gefolge?
Christian Schlegl ist der Wunsch-Nachfolger von OB Hans Schaidinger. (Foto: hb)
Kein Grund zur Flucht
Die Anspannung, die letztes Jahr noch zu spüren war, ist gewichen. Das mag auch daran liegen, dass sich heuer nicht zwei CSUen um den schönsten, besten, meistbesuchten Neujahrsempfang mit dem prominentesten Festredner beharkten. Die politische Riege der Schaidinger-Treuen hatte den 13. Januar ganz für sich allein. Da gab es nicht einmal für Franz Rieger, Hermann Vanino und Astrid Freudenstein einen Grund, frühzeitig die Flucht anzutreten. Ulrich Perchermeier überließ das Wort alsbald seinem Vorgänger Christian Schlegl. Letzterer hatte das Amt als Ortsverbandsvorsitzender kürzlich aufgegeben, weil er nach Burgweinting gezogen ist. Trotzdem bleibt er Zugpferd und Wortführer für die CSU im Stadtsüden, macht brav seine Honneurs bei Kleingärtnern und Schützenverein. Stargast Emilia Müller, bayerische Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Bezirksverbandsvorsitzende der CSU Oberpfalz, sollte etwas Grandezza ins Pfarrheim bringen. Sie sprach von der Heimat, der Liebe zur Heimat, von Stabilität und Familien und natürlich von allen Krisen, die die Weltgeschichte momentan so zu bieten hat. Etwas konservative Selbstbestätigung für die CSU-Seele am Sonntagmorgen.In seinen letzten Monaten im Amt möchte Hans Schaidinger Christian Schlegl als seinen Wunsch-Nachfolger im OB-Sessel platzieren. (Foto: Archiv)
Schaidingers Hoffnung: eine vernünftige CSU
Schaidingers Anpreisung des Fraktionsvorsitzenden möchte er als offizielle Empfehlung verstanden wissen, als „Botschaft an die Stadt und an die Partei“. Und ist Schaidinger gespannt, „ob die CSU so vernünftig ist“, dieser Botschaft auch Taten folgen zu lassen. Schlegl selbst sieht der Sache gelassen entgegen. Ob es klappt, weiß er nicht. Er werde aber „bis zum letzten Tag kämpfen“, um in der CSU in den nächsten Wahlkampf ziehen zu können. Ansonsten gebe es ja immer noch den „Plan B“, also die Bürger für Regensburg, wo er es versuchen könne.Scheitert es an der “Abteilung Rache und Revanchismus”?
Ob es am neuen Jahr liegt oder an Zeichen, die der Öffentlichkeit bislang verborgen geblieben sind, ist unklar; doch der Wunschkandidat des Amtsinhabers strahlt eine erstaunliche Gelassenheit und einen frappierenden Optimismus aus. Ja, sicher, in der Regensburger CSU habe er es nicht ganz leicht. Und dann folgt das große Aber: Es besteht nach wie vor Hoffnung. Die geht offenbar nicht von denjenigen Kräften in der CSU aus, die Schlegl nicht namentlich benennt, die aber repräsentativ für den CSU-Streit sind, allen voran Kreisverbandsvorsitzender Armin Gugau. Doch an der Parteibasis gebe es genug, die die Schnauze voll hätten und die – so ist sich Schlegl sicher – es sich dreimal überlegen, ob sie einen Wahlerfolg dem ewigen Gestreite opfern. Scheitern werde es nicht an der Mitgliederbasis der CSU, sondern an der „Abteilung Rache und Revanchismus“, wie Schlegl seine Widersacher kategorisiert. Dass er als OB-Kandidat zur Verfügung stehe, habe er schon vor einem halben Jahr bekannt gegeben. Deshalb werde er sich auch nicht an dem „Casting“ beteiligen. Seine Position sei bekannt, von Schaidinger ist er nun offiziell vorgeschlagen worden. Das muss reichen. Ob das auch im anderen Lager so gesehen wird? Franz Rieger hat da so seine Zweifel. Der Landtagsabgeordnete wurde bisweilen schon als „Maulwurf“ in der Fraktion gescholten, weil er sich trotz offener Sympathien für Gugau und fast ebenso offener Opposition zu Schaidinger und Schlegl der Fraktion im Stadtrat angeschlossen hat. Auch er beehrte den Neujahrsempfang der Süd-Verbände. Schlegl interpretiert das zuversichtlich als Zeichen dafür, dass eine Annäherung prinzipiell möglich ist. Sofern man persönliche Gräben überwinden kann.Rieger favorisiert die “Demokratie”, nicht Christian Schlegl
Rieger hält sich bezüglich der Erfolgsaussichten für Schlegl bedeckt. Dass ihn der OB nun öffentlich ins Rennen gebracht hat, heiße gar nichts. Der Bewerbungsprozess sei demokratisch, aber ob das auch die Einmischung des Oberbürgermeisters sei…? Einen Bekanntheitsbonus scheint Schlegl im Rieger-/Gugau-Lager jedenfalls nicht zu haben. Den schreibt er sich selbst allerdings schon zu: „Ich bin sehr berechenbar. Ihr wisst, wo ich meine Becker habe und wo meine Stärken liegen.“ Dass Schlegl sich auch „bewerben“ könne, räumt Gugau in seiner Pressemitteilung zum Thema OB-Casting ein. Gleichzeitig gibt er ihm eine mit, indem er ihm unterstellt, dass Schlegl nur so beweisen könne, dass er es ernst meint. Mit seiner Alternative (die Bürger für Regensburg) würde Schlegl allenfalls zweiter Bürgermeister unter Wolbergs werden.Prophezeit Christian Schlegl eine erfolgreiche politische Karriere: Europaministerin Emilia Müller. (Foto: hb)