Vorurteile, Angebote und ein Asylant im Anzug

Landrat Herbert Mirbeth mit den Bürgermeistern Jürgen Sommer und Anton Rothfischer. Von den eingeladenen Bürgermeistern und Abgeordneten kamen ansonsten nur Erich Dollinger und der stellvertretende Landrat Otto Gascher. Foto: as
Afrikanische Drogendealer und libanesische Familien-Clans
Bedenken, Ängste und Vorurteile sollen heute ausgeräumt werden in der Gemeinde, wo 818 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt wurden. Unterschrieben haben die Leute, das hört man am Dienstag aus den Fragen heraus, aus den unterschiedlichsten Motiven. Und manch einem der Unterschriftensammler scheint es durchaus ein Anliegen gewesen zu sein, von Haus zu Haus zu laufen, um seine persönlichen Vorurteile zu verbreiten.
Hat die Unterschriftensammlung mitinitiiert: Reinhard Schweiger.

Mantra vom “Grund des Problems”: Landrat Herbert Mirbeth.
Sich drücken vor sozialer Verantwortung
Der Donaustaufer Bürgermeister Jürgen Sommer (SPD) versucht – manchmal ein wenig überfordert – , zu beschwichtigen, zu betonen, dass er „pro Asyl“ und Donaustauf nicht ausländerfeindlich sei („Wir haben sogar Geschäfte, die von Ausländern betrieben werden.“). Außerdem stellt er den „guten Kompromiss“ heraus, den man gefunden habe. Das Asylrecht kritisiert Sommer auch, allerdings auf einer völlig anderen Ebene als Mirbeth: „Die Asylbewerber werden von oben nach unten durchgereicht.“ Bund und Land drückten sich vor sozialer Verantwortung. „Das sollen jetzt wir übernehmen.“ Rothfischer hingegen – 54 Jahre alt, das, was man ein „gstandnes Mannsbild“ nennt – erzählt von seiner Gemeinde im Allgemeinen und den 72 Flüchtlingen, die dort leben im Speziellen, wie von einer großen Familie. „Die kommen nicht hierher, weil sie Urlaub machen oder jemand die Arbeit wegnehmen wollen, sondern, weil in ihren Ländern schlimme Zustände herrschen.“ Die Defizite, die über die Asylgesetzgebung (Integration nicht erwünscht) vorgegeben sind, werden in Wörth größtenteils ehrenamtlich aufgefangen.
“Die gehören zu uns, wie jeder andere auch.” Der Wörther Bürgermeister Anton Rothfischer.
Wohnungsangebote und freiwilliges Engagement
Viele Fragen der Anwesenden drehen sich dann darum, wer da überhaupt kommt (Männer, Frauen, Kinder und Familien). Oder wie denn die Betreuung der Flüchtlinge aussehen solle. Tatsächlich hat sich der Landkreis bereit erklärt, finanzielle Zuschüsse zu geben, mit denen ehrenamtliches Engagement unterstützt werden soll. Immer wieder gibt es auch Wortmeldungen von Menschen, die sich gegen Vorurteile wenden, wie sie etwa Richard Flöter geäußert hat. Dessen Visionen von Drogenhandel an der Schule in Donaustauf seien völlig abstrus und überzogen, sagt eine Lehrerin. Und bei manchen Phantastereien von Vandalismus habe sie oft mehr Angst „vor unseren eigenen Jugendlichen als vor Menschen, die man noch nicht einmal kennt“. Ein Vater, dessen Kinder diese Schule besuchen, weist den europaweit telefonierenden Herrn Flöter darauf hin, dass dieser keine Kinder an der Schule habe. Statt solche Vorurteile zu schüren, müsse man sich um die Leute kümmern. „Und wenn wir hier uns nicht engagieren, wer dann.“ Etwa 20 Leute tragen sich in eine Liste der Bürgerinitiative Asyl ein, um ehrenamtliche Arbeit rund um die Unterkunft zu organisieren. Ein Mann meldet sich spontan und bietet selbst zwei Wohnungen an, um Flüchtlinge in Donaustauf unterzubringen.
Immer wieder im Visier: Gebäudeeigentümer Karl Schützmeier (li.).
„Der soll a Ruh geben“
Kurzfristig gerät auch Pensions-Besitzer Karl Schützmeier ins Visier. Er habe Initiatoren der Unterschriftensammlung als „Rattenfänger“ bezeichnet und dafür müsse er sich entschuldigen. Als Schützmeier dies ablehnt, weil hier Leute „mit hetzerischen Parolen und falschen Behauptungen“ unterwegs gewesen seien, wird er vom Podium herab durch Landrat Mirbeth zu einer solchen Entschuldigung genötigt. Schließlich sei „bald Weihnachten“, meint Mirbeth. Schützmeier solle sich doch einen Ruck geben und sagen: „Es tut mir leid.“
“Seit Jahrzehnten verfehlte Asylpolitik.” Mahmoud Al-Khatib.