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Archiv für 21. November 2012

Vortragsreihe des AK Vorrat

Unachtsamkeit im Netz ist bares Geld wert

Max Mustermann besitzt den neuen Personalausweis und den neuen Reisepass. Beide haben einen Mikrochip, auf dem seine Daten gespeichert sind. Außerdem hat er ein Payback-Konto, eine Deutschlandkarte und eine Bahn-Card. Mit dem neuesten Smartphone kann Herr Mustermann ständig seinen Freunden via Twitter und Facebook mitteilen, wo er gerade was macht. Im Internet benutzt er ausschließlich Google und einen Freemail-Account. Das Gros der Bürger wird von dieser Beschreibung nicht allzu stark abweichen. Denn wir leben in einer technisierten Welt, in der immer mehr Tätigkeiten des Alltags und der Geschäftswelt mit Hilfe von Computern und Internet erledigt werden. Das Problem daran: Mit jeder Tätigkeit im Internet – ob Bestellungen bei Amazon oder Routenplanungen über Google – hinterlassen wir Spuren, die sich nicht einfach wieder verwischen lassen. Dies nahm der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung (AK Vorrat) zum Anlass, Peter Leppelt für einen Vortrag nach Regensburg zu holen. Mit seiner Firma paemandatum berät der Diplomingenieur Privat- und Geschäftskunden zum Thema Datensicherheit.

Die Nutznießer: Staat, Wirtschaft, Kriminelle

Leppelt sieht vor allem im unhinterfragten und nicht gerechtfertigten Vertrauen in Firmen, die im Internet agieren, das große Dilemma. „Hinzu kommt, dass wir uns damit abgefunden haben, dass Computer fehlerhaft sind – Beispiel Virenbefall.” Doch warum sollten wir unsere Daten besser schützen? „Es gibt drei große Nutznießer unserer Unachtsamkeit: der Staat, die Wirtschaft und Kriminelle.“ Der Staat will durch die Sammlung gewisser Daten, wie Aufenthaltsorte, vor allem für Ordnung und Sicherheit sorgen. Dass die Vorratsdatenspeicherung dabei aber nicht der richtige Weg ist, steht für Leppelt und die wenigen Anwesenden fest. „Es werden die falschen getroffen, denn mit gewissen Kenntnissen umgeht man diese Regelungen spielend“, so Leppelt. Datenspeicherung und Überwachung durch den Staat wird auch in der Bevölkerung sehr kritisch gesehen. Dies bewies nicht zuletzt die Protestwelle gegen Acta dieses Jahr. Doch gleichzeitig hinterlassen wir alle täglich Daten im Internet. Beim Einkaufen oder durch die Benutzung von Smartphones. Diese Daten sind für die Wirtschaft Gold wert. Denn mit weniger Aufwand kann man heute kaum an kundenbezogene Daten herankommen. Ein Paradebeispiel für solche Datensammlungssysteme ist Payback. Dieses Bonussystem findet man in fast allen großen Unternehmen. Die Flut an Daten, die der Benutzer dabei freiwillig und gerne preisgibt, ist für Leppelt unglaublich.

Google ist eine Petze

Eine große Gefahr sieht Leppelt in der Monopolstellung von Konzernen wie Payback, Google und mittlerweile auch Facebook. „Die Leute wissen meist gar nicht was Google von ihnen speichert. Und das ist mehr als man zunächst vermuten mag.“ Das viel gescholtene Google Streetview stellt für ihn dabei noch eine relativ harmlose Spielerei dar. „Viel schlimmer ist Google Health“. Hierbei kann der Nutzer seine komplette Patientenakte bei Google ablegen. Google erstellte daraus ein Gesundheitsprofil der Person. Zwar wurde dieser Dienst wieder eingestellt. Doch ist die Idee noch existent. „Solche Daten wären für die Wirtschaft unbezahlbar. Am Ende steht dann allein die Frage ob Google Sie verpetzt und Ihre Daten weitergibt oder nicht. Der Einzelne hat darauf keinen Einfluss mehr.“ Das Geschäft mit Kundendaten ist ein stetig steigendes, bei dem auch die Deutsche Post AG mitmischt. Kann man bei der Post aber noch Widerspruch einlegen, ist der Schwarzmarkt ein kaum kontrollierbares Feld. Leppelt schätzt, dass jeder Bundesbürger auf irgendwelchen Datenlisten steht. Auch deshalb sind der neue Personalausweis und der Reisepass Datenschützern ein Dorn im Auge. „Mit der richtigen Technik könnte jeder Ihre Daten auslesen und weiter verwenden.“

Kleinigkeiten steigern die Sicherheit

Neben all den negativen Aspekten sieht Leppelt aber auch unglaubliche Möglichkeiten in der heutigen Technik. „ Wir stehen am Anfang einer kulturellen Revolution. Wir müssen aber endlich vernünftig damit umzugehen wissen.“ Das fängt bei jedem einzelnen an. Schon Kleinigkeiten, wie das Lesen der AGBs oder das Verwenden von sicheren Passwörtern steigert die eigene Sicherheit im Internet enorm. Eine Schwachstelle bleibt aber nach wie vor. „Es müsste endlich ein vernünftiger Umgang mit Technik an den Schulen gelehrt werden“, so Leppelts Auftrag an die Regierung. „Wer von Beginn an weiß, wie er sich verhalten sollte, kann vielen Gefahren ausweichen.“ Doch auch die Eltern stünden in der Verantwortung, ihre Kinder an die Thematik heranzuführen.
Ausstellung in der Staatlichen Bibliothek

Aquarelle für den Vorarbeiter

Der Grad an Unterstützung und Aufmerksamkeit durch die Stadt könnte unterschiedlicher nicht sein. Während Kulturreferent Klemens Unger am 9. November im Historischen Museum mit überschäumender Begeisterung und einiger Deutschtümelei die Schau „Die Befreiungshalle Kelheim & König Ludwig I.“ eröffnete, besuchten letzte Woche nur OB-Kandidat Joachim Wolbergs und zwei, drei Stadträte die Eröffnung in der Staatlichen Bibliothek. Dort wurde die Ausstellung „Überleben durch Kunst. Zwangsarbeit im Konzentrationslager Gusen für das Regensburger Messerschmittwerk“ gestartet, ein gleichnamiger Begleitband wurde vorgestellt.

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