Die Turnhalle des Goethe-Gymnasiums leidet unter schwerwiegenden Planungsfehlern. Das ist ein wesentliches Ergebnis des Gutachtens, das die Stadt Regensburg beim Fraunhofer-Institut in Auftrag gegeben hat. Gestern wurden entsprechende Unterlagen auf den städtischen Internetseiten veröffentlicht und eines ist schon jetzt klar: Die Halle wird noch einige Zeit gesperrt bleiben. Es stehen größere Umbauarbeiten bevor. Dazu gehört insbesondere eine neue Lüftungsanlage, auch die Heizung muss in noch nicht bekanntem Umfang nachgebessert werden. Zusätzlich wird jede Menge (allerdings nicht alles) mit Formaldehyd belastetes Material ausgebaut werden.
Wer das Ganze bezahlt – die Stadt Regensburg oder das mit der Planung beauftragte Architekturbüro Dömges AG ist hingegen noch unklar. Die Stadtverwaltung habe sich „in den vergangenen Wochen intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wer für den Schaden haftet“, heißt es lediglich in einer Mitteilung. Bis Ende September haben die bauausführenden Firmen noch Zeit, um nachzubessern. Ob es zu einer gütlichen Einigung kommen wird oder am Ende teure Gutachterprozesse stehen, weiß man bei der Stadt noch nicht zu sagen.
Lüftung: Offensichtliche Fehlplanung
Wie berichtet, musste die Turnhalle seit ihrer Fertigstellung Anfang 2009 bereits zwei Mal wegen erhöhter Formaldehyd-Belastung gesperrt werden, zuletzt im Februar. Dem vorausgegangen war stets erheblicher Druck von Schülern und Lehrkräften, die zuvor erfolglos über Gesundheitsbeschwerden geklagt hatten.
Die Ergebnisse des Fraunhofer-Instituts zeigen nun endgültig, dass diese Beschwerden gerechtfertigt waren. Und sie zeigen, dass die Halle in ihrem momentanen Zustand zu keinem Zeitpunkt für den Sportunterricht geeignet war. Der „beste“ Wert, der im Zuge zahlreicher Reihen von Fraunhofer gemessen wurde, lag bei 98 Mikrogramm Formaldehyd pro Kubikmeter Luft – das liegt deutlich über dem empfohlenen Höchstwert der Weltgesundheitsorganisation WHO. Teilweise stiegen die gemessenen Wert auf knapp 300 Mikrogramm.
Neue Lüftung und neue Heizung?
Verantwortlich dafür ist zum einen die Lüftung. Das Fraunhofer-Institut hat nun festgestellt, dass das vom Architekturbüro geplante und schließlich eingebaute Konzept von Anfang an ungeeignet war. Was dabei verblüfft, sind die offensichtlichen Fehler, die dabei gemacht wurden: So waren etwa die Rauchschutzöffnungen an der Decke als Teil der Lüftung vorgesehen. Diese sind allerdings schon auf Basis der Herstellerangaben weder für eine solche Nutzung ausgelegt, noch dafür zugelassen. „Grundsätzlich sind Rauchschutzöffnungen sicherheitsrelevante Einrichtungen und nicht zum Dauerbetrieb als Lüftungseinheit konzipiert“, heißt es wörtlich in dem Gutachten. „Jegliche Änderung führt zum Erlöschen der bauaufsichtlichen Zulassung.“
Auch Nachbesserungen der Stadt – vom Hochbauamt waren kurzfristig zusätzliche Lüftungsöffnungen eingebaut worden – waren dem Gutachten zufolge keine wirkliche Lösung. Zwar wird eine Verbesserung der Lüftungsbedingungen eingeräumt, aber: Sämtliche Lüftungsschlitze hätten rund um die Uhr geöffnet bleiben müssen, um angemessene Bedingungen zu garantieren. Dies ist aber nur bei gutem Wetter möglich. Zudem wird es dadurch in der Halle zu kalt. Auch darüber hatten Schüler und Lehrkräfte sich übrigens – zunächst ergebnislos – beschwert.
Das Fraunhofer-Institut schlägt nun eine mechanische Lüftungsanlage vor. Dazu muss auch überprüft werden, ob die eingebaute Heizung ausreicht. Möglicherweise muss auch hier nachgerüstet werden. Unklar ist noch, in welchem Umfang.
Formaldehyd: Nicht alles kommt raus!
Darüber hinaus muss mit Formaldehyd belastetes Dämmmaterial ausgewechselt werden, konkret die aus Melaminschaumstoff hergestellten Deckenplatten und -vliese. Die ebenfalls mit Formaldehyd belasteten Prallschutzwände sollen laut Auskunft der Stadt übrigens in der Halle bleiben. Bei einer funktionierenden Lüftung ergebe sich dadurch keine erhöhte Belastung. Wesentliche Schadstoffquelle seien die Deckenplatten.
Erstaunlich ist, dass das Fraunhofer-Institut offiziell keine Empfehlung zum Umgang mit den belasteten Materialien abgegeben hat. Das Gutachten präsentiert lediglich die nackten Messwerte, deren Interpretation überlässt man der Stadt. Bei einer Stadtratssitzung Ende Februar gab es das Versprechen, „alle Materialien, die überhöhte Werte aufweisen“ auszutauschen.