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Archiv für 22. Juni 2011

Die Westtrasse: Harmonisch ist nur die Fotomontage aus dem “Welterbeverträglichkeitsgutachten” der Stadt Regensburg.
Das Welterbe-Komitee hüllt sich in Schweigen. Zur Frage, warum weder eine Ersatzbrücke noch die Pläne für ein Hochhaus in Regensburg auf der Tagesordnung für die diesjährige UNESCO-Tagung in Paris stehen, erhalten auch Journalisten keine Auskunft. Eine entsprechende Anfrage unserer Redaktion beim UNESCO-Büro in Paris bleibt seit einer Woche unbeantwortet. Telefonisch ist niemand erreichbar. Erst vor kurzem hat die Stadtspitze erfahren, dass diese beiden Projekte in Warteschleife für die UNESCO kein Thema sind. Planungsreferentin Christine Schimpfermann zeigte sich „irritiert“, schrieb nach Paris, bat um eine Stellungnahme bis zum 11. Juli und hat schließlich den Direktor des UNESCO-Welterbezentrums zum Besuch nach Regensburg gebeten. Eine Antwort steht noch aus, doch dass es eine Stellungnahme geben wird erscheint wenigstens fraglich.

Eine Wiederholung von 2010

Bereits 2010 war das Thema „Alternative Donauquerung“ von der Tagesordung der Welterbe-Wächter gestrichen worden – „Zeitgründe“ sollen es angeblich gewesen sein und schon damals kam diese Entscheidung für die Stadt recht überraschend. Oberbürgermeister Hans Schaidinger hatte seinerzeit angekündigt, sich direkt mit dem Welterbezentrum in Paris in Verbindung zu setzen, um „eine zeitnahe Entscheidung herbeizuführen“. Das Ergebnis ist nun bekannt. Nun scheint sich dieses Spielchen zu wiederholen. Für das Bürgerbündnis Regensburg – ein Zusammenschluss mehrere Vereine, die sich seit Jahren gegen eine Ersatzbrücke aussprechen – ist das Schweigen der UNESCO nichts ungewöhnlich: Sich in diesem Stadium mit den Planungen zu befassen sei gar nicht deren Aufgabe, so Sprecher Eginhard König. „Nach der Welterbekonvention ist für die Bewertung der Welterbeverträglichkeit von Brücke und Hochhaus einzig und allein das Landesamt für Denkmalpflege zuständig“, sagt König. Dies habe die Kultusministerkonferenz 2007 festgelegt, nachdem Dresden der Welterbe-Titel aberkannt worden war. König: „Die UNESCO kann lediglich eine Welterbestätte in die Welterbeliste aufnehmen oder eben wieder streichen.“

Generalkonservator: „UNESCO nur zuständig für Welterbestatus“

Diese Sicht der Dinge ist nicht neu. Bereits im vergangenen Jahr hatte Bayerns oberster Denkmalschützer, Generalkonservator Johannes Greipl gegenüber unserer Redaktion erklärt: „Die UNESCO ist keine Oberdenkmalpflege- oder Oberdenkmalschutzbehörde. Ihre Zuständigkeit beschränkt sich ausschließlich auf die Feststellung und gegebenenfalls Aberkennung des so genannten Welterbestatus.“ Für eine denkmalrechtliche Erlaubnis hingegen ist das Landesamt für Denkmalpflege zuständig, dem Greipl vorsteht. Und dessen Haltung zu einer Ersatzbrücke ist seit Jahren klar: Die von der Stadtverwaltung favorisierte Westtrasse lehnt man ab, mehrfach sind die Stadtverwaltung, in Person des Oberbürgermeisters, und das Landesamt, in Person von Greipl, deshalb aneinandergeraten.

„Kurzer Dienstweg“ erfolglos

Und auch im Steuerungskomitee, ein Expertengremium, das die Stadt eingerichtet hat, um eine schnelle Kommunikation von Denkmalpflege, Planern und UNESCO zu ermöglichen, sind die Fronten in punkto Ersatztrasse verhärtet. Die Denkmalschützer lehnen eine Westtrasse ab. Seit längerem schlägt die Stadt deshalb den „kurzen Dienstweg“ und wendet sich immer öfter direkt an Paris. Bislang erfolglos.
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