Amaro Ameise: Der Stadtgärtner vom Peterstor soll bis Ende Mai verschwinden.
„Wenn ich gehen muss, dann kipp ich ihm seine 15 Tonnen Müll wieder in den Stadtgraben“, meint Amaro Ameise alias Markus Frowein trocken „Er hat ja nicht einmal Danke gesagt.“
Bevor Amaro 2005 nach Regensburg kam, war der historische Stadtgraben am Peterstor eine Müllkippe, zugewuchertes und zugemülltes Bauerwartungsland am Eingang zur historischen Altstadt, um dessen Aussehen sich der Eigentümer nicht wirklich scherte. Seit Amaro sich dort als Guerilla-Gärtner betätigt, den Müll beseitigt, Blumen und Salat sät und das Gelände gestaltet, ist der Stadtgraben zum Blickfang geworden, Amaro selbst durch Berichterstattung, auch in diversen überregionalen Medien, über die Stadtgrenzen Regensburgs hinaus bekannt.
Das soll nun ein Ende haben. Die Eigentümerin des Areals im Stadtgraben, die Astaller GmbH aus Schierling, hat Amaro aufgefordert, das Gelände bis zum 31. Mai zu verlassen. „Sollten Sie bis zu dieser Frist das Objekt nicht geräumt haben, werden wir ohne weitere Ankündigung noch am gleichen Tag rechtliche Schritte gegen Sie einleiten und die Zwangsräumung auf Ihre Kosten veranlassen“, heißt es in dem Schreiben, dass dem Stadtgärtner in eigener Sache am Mittwoch in seine Postkanne geflattert ist.
Offenbar soll Amaro noch vor dem Sommer verschwinden, ehe es wieder grünt und blüht und ehe erneut zu viele Menschen auf die Idee kommen könnten, dass eine Bebauung des Geländes – ein vierstöckiges Gebäude ist dort geplant – keine gute Idee ist.
Pläne eines glücklosen Architekten
Tatsächlich stehen Bauvorhaben im Peterstor-Graben unter keinem guten Stern. Vor mittlerweile 16 Jahren hat der Architekt Martin Scheuerer das Gelände gekauft. Mit seinen Plänen für einen Büroturm scheiterte er an Einwänden des Landesdenkmalrats, lokaler Denkmalschützer und der Stadt Regensburg – am Ende stand die Insolvenz. Vor eineinhalb Jahren wurde das Areal für 460.000 Euro nach langem Hin und Her zwangsversteigert. Gemeinsam mit der Astaller Wohnbau GmbH hat Scheuerer nun einen neuen Entwurf zur Bebauung vorgelegt.
Und erneut regt sich Widerspruch – nicht nur von Amaro, der mal mit Kreide, mal mit Schriftzügen aus Kieseln erklärt, „Hier kommt niemals ein Hochhaus hin“, sondern auch von prominenter Stelle.
Watschn für Architekturwächter
Der Gestaltungsbeirat der Stadt Regensburg hatte es im vergangenen Jahr abgelehnt, sich mit dem Bauvorhaben im Stadtgraben zu befassen. Der Vorsitzende des Gremiums, Professor Carl Fingerhuth, sprach von einer „starken Störung einer historisch intensiven Situation“, die ein Gebäude im Stadtgraben verursachen würde. Entsprechend empfahlen die Architekturwächter, das Areal frei zu lassen.
Eine kleine Attraktion: Der Garten am Peterstor im vergangenen Jahr. Foto: Archiv
Prompt fingen sie sich dafür eine Watschn von der städtischen Planungsreferentin Christine Schimpfermann ein. Der Gestaltungsbeirat überschreite seine Kompetenzen, so Schimpfermann damals. Er könne eine Bebauung nicht ausschließen. „Eines steht fest: Es wird gebaut werden“, so die Planungsreferentin im Mai 2010 zur Mittelbayerischen Zeitung. Martin Scheuerer hatte mit Klagen gedroht, sollte nicht gebaut werden dürfen.
Amaro droht mit Großdemonstration
Der glücklose Architekt ist es nun auch, der Amaro im Auftrag der Astaller GmbH von dem Gelände vertreiben soll. Geschäftsführer Andreas Astaller hat Scheuerer die Vollmacht erteilt, „die Räumung des Objektes von sämtlichen Gegenständen und Personen zu veranlassen bzw. durchzuführen und ggf. rechtliche Schritte einzuleiten“.
Amaro Ameise hat bereits auf die schriftliche Aufforderung, das Gelände zu verlassen reagiert und Scheuerer in einem Brief gebeten, ihm den genauen Zeitpunkt der Zwangsräumung mitzuteilen, „um die Anberaumung der dafür notwendigen Großdemonstration zu planen“.
Anschauungsmaterial: So viel Müll landet binnen zwei Wochen im Stadtgraben.