Was lange währt, wird endlich gut bzw. schlecht: Der Alte Schlachthof steht offenbar kurz vor dem Verkauf. Bereits seit Mai 2009 lief die europaweite Ausschreibung, an der sich nach unbestätigten Angaben 32 Investoren beteiligt hatten – übrig blieb am Ende einer. Alle anderen ruderten zurück . Von „schwierigen Vermarktungsbedingungen“ war die Rede. Unter anderem wegen der hohen Auflagen von Denkmalschutz-Seite, aber auch wegen Verhandlungen mit dem Hafen, neben der Stadt der zweite große Grundstückseigentümer des Schlachthof-Areals, soll es schließlich nur noch Exklusiv-Verhandlungen mit einem Investor gegeben haben. Insgesamt stehen 6,4 Hektar zum Verkauf, weitere 1,2 Hektar sollen im Erbbaurecht übertragen werden.
Angst vor kultureller Nutzung
Mit diesem letzten, bislang noch unbekannten Immobilien-Unternehmen scheint man sich nun nach monatelangen Verhandlungen geeinigt zu haben. Das Ergebnis soll demnächst dem Stadtrat – in nichtöffentlicher Sitzung – vorgestellt werden.
In der Vergangenheit hatte die Stadt Anfragen verschiedener Initiativen nach einer vorübergehenden kulturellen Nutzung der seit 2007 leer stehenden Hallen mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt. Zu gefährlich schien offenbar der Erfolg einer solchen Nutzung für einen erfolgreichen Verkaufsabschluss.
Verhökern statt beplanen
Auch Vorschläge, das Gelände selbst zu beplanen und zu bebauen stießen bei der Stadt Regensburg auf taube Ohren. Stattdessen zieht man es vor, sich eines weiteren Stücks städtischen Eigentums und planerischer Verantwortung zu entledigen und damit sehenden Auges den eigenen Gestaltungsspielraum einzuschränken.
Als Nutzung für das Schlachthof-Areal geistert bereits seit Jahren das so genannte „Marina-Quartier“ durch die Öffentlichkeit. Die Riviera quasi vor der Regensburger Haustür. Von einem Yachthafen war dabei unter anderem die Rede, aber auch von den – bei fast jedem derartigen Vorhaben (etwa am Donaumarkt) wortgleich erwähnten – „hochwertigen“ Wohn-, Einzelhandels- und kulturellen Nutzungen. Wie das letztlich konkret aussehen wird, dürfte von der zu erzielenden Rendite für den Investor abhängig sein.
Rendite statt Riviera
Dass das nun zunächst dem Stadtrat und früher oder später auch der Öffentlichkeit präsentierte Konzept den vor vier Jahren erstmals vorgestellten Visionen noch gleichen wird, steht zu bezweifeln. In der Vergangenheit hatte etwa SPD-Fraktionschef Norbert Hartl erklärt, dass sich die nun geplante Gestaltung von dem einst präsentierten Marina-Quartier „erheblich unterscheiden“ werde. „Wer das so machen und gleichzeitig den Schlachthof denkmalgerecht sanieren soll, der müsste noch Geld mitbringen“, so Hartl Mitte Januar. Das geht nun wirklich nicht.