„Wenn sich heute unter ganz anderen politischen und ökonomischen Bedingungen ein so profanes Unternehmen wie eine Bierbrauerei im Besitz einer Diözese befindet, dann stellt sich der wache Zeitgenosse die Frage nach der Rechtfertigung einer solchen Verknüpfung von Kirche und Wirtschaftsunternehmen.“Bischof Gerhard Ludwig Müller bei einer Predigt anlässlich des 360. Jubiläums der Brauerei Bischofshof
Die Kirchen-Brauerei Bischofshof wird umstrukturiert. Auf Kosten der Mitarbeiter? Im Bild: Bischof Gerhard Ludwig Müller und Brauereidirektor Hermann Goß. Foto: Archiv
„Wir sind Bischofshof“. Zufrieden lächeln die Angehörigen der Bischofshof-Familie, „Bischofshoferer“ genannt, unter diesem Slogan von Plakatwänden und aus Zeitungsannoncen. Ob nun Brauer oder Gastroberater, Techniker, Qualitätskontrolleurin und Stapler- oder Bierfahrer – sie alle sind Bischofshof. Doch für einige von ihnen wird dieses Bekenntnis ab dem 1. April nicht mehr gelten.
Ein Drittel der Beschäftigten wird ausgegliedert
Zu diesem Datum will das kircheneigene Unternehmen etwa ein Drittel seiner 76 Beschäftigten in eine neue Logistik GmbH ausgliedern. Die Gewerkschaft NGG (Nahrung Genuss Gaststätten) spricht von „einem Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“.
Brauereidirektor Hermann Goß beschwichtigt: Mit der Auslagerung habe Bischofshof die Möglichkeit, „zusätzliche Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu schaffen“. Ziel der Geschäftsführung und des Eigentümers – der Diözese Regensburg – sei es, „dass bestehende Mitarbeiter keine Nachteile erfahren“.
In ersten Verhandlungen mit dem Betriebsrat hörte sich das allerdings noch anders an. Zuletzt am Montag forderte die Geschäftsführung eine Verlängerung der Arbeitszeit von 38 auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich. Ebenso sollen ältere Angestellte auf den bislang tariflich zugesicherten Freizeitausgleich verzichten. In einem Fünf-Jahres-Plan, den das Unternehmen vorgelegt hat, sei zudem keine Rede von mehr Arbeitsplätzen, heißt es aus dem Betriebsrat.
Die Stimmung im Betrieb sei denn auch „beschissen“, sagt Gewerkschaftssekretär Rainer Reißfelder.
Bis zu 30 Prozent weniger Lohn
“Wir sind Bischofshof”. Breit angelegte Werbekampagne der Brauerei mit ihren Angestellten.
Mit der Abspaltung der Logistik GmbH würden die Angestellten in Fuhrpark, Verwaltung, Verkauf und Verpackung aus dem derzeit gültigen Brauer-Tarif herausfallen. Schlimmstenfalls könnte am Ende der Speditionstarif gelten. Statt mindestens 16,63 Euro brutto die Stunde stünden dann knapp elf Euro. „Wenn wir bei den Verhandlungen keinen Haustarif hinbekommen, wären das, alles zusammengerechnet, bis zu 30 Prozent weniger Lohn für Neueinstellungen“, so Reißfelder.
Auf Bundesebene stellen die Arbeitgeber im Brauerbund seit längerem entsprechende Forderungen, um bei den Löhnen sparen zu können. Es laufen Verhandlungen mit der Gewerkschaft. „Aber offenbar will man in Regensburg Vorreiter sein und zeigen, wie man das einfach so im Alleingang durchziehen kann“, so Reißfelder.
Sparmaßnahme trotz Umsatzplus
Zwei-Klassen-Gesellschaft „in einem solch christlichen Betrieb“? Bischof Mller bei der Feier des Brauerei-Jubiläums.
Vor dem Hintergrund, dass die Brauerei Bischofshof zur Knabenseminarstiftung der Diözese gehört und diese durch Bischof Müller selbst geleitet wird, könne die Belegschaft nicht nachvollziehen, „dass es in einem solch christlichen Betrieb eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geben soll“.
Brauereidirektor Hermann Goß spricht dagegen von einem nicht nachvollziehbarem Versuch der Gewerkschaft, „einen Keil zwischen Mitarbeiter und Geschäftsführung zu treiben“. Dass Bischofshof die Abspaltung der Logistik GmbH gerade jetzt forciert, begründet Goß mit der Notwendigkeit, „das Unternehmen in einem schrumpfenden Biermarkt neu auszurichten“.
Doch tatsächlich läuft das Geschäft bei Bischofshof blendend. Alljährlich produziert das Unternehmen 200.000 Hektoliter Bier und Limonaden und exportiert mittlerweile in 16 Länder. Trotz des harten Konkurrenzkampfes und der Flaute auf dem Biermarkt konnte Bischofshof seinen Umsatz entgegen dem Trend sogar steigern. Im vergangenen Jahr vermeldete Goß ein Plus von drei Prozent.
„Ich wünsche der Brauerei Bischofshof mit all ihren Angestellten weiterhin viel Erfolg, um so den Zweck der Stiftung, nämlich die Förderung des Priester-Nachwuchses in der Diözese zu gewährleisten.”
Bischof Gerhard Ludwig Müller in einer Werbebeilage anlässlich des Brauerei-Jubiläums