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Archiv für 26. Januar 2011

„Wir spüren das sehr deutlich“, sagt Professor Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg. Die Schweinegrippe, oder korrekt ausgedrückt, der H1N1-Virus, ist nicht zusammen mit der Medienhysterie der vergangenen Grippesaison einfach verschwunden, sondern dominiert mit drei Viertel aller Fälle die aktuelle Grippewelle. In Regensburg gibt es nun offenbar bereits erste Todesfälle. Der Radiosender Charivari hatte vergangene Woche gemeldet, dass bereits mehrere Menschen in Regensburg an der Grippe gestorben seien. In anderen Medien fand das bislang keinen Niederschlag. Für das Universitätsklinikum bestätigt Professor Salzberger, dass dort seit Dezember mehrere schwere Fälle behandelt werden oder wurden. Zur Frage nach Todesfällen verweist Salzberger aber auf das Regensburger Gesundheitsamt. Dessen Leiter, Dr. Heinrich Körber, hatte noch am Freitag die von Charivari gemeldeten Todesfälle bestätigt. Er wisse davon, so Körber. Allerdings habe er keine genaue Zahlen, da seiner Behörde noch keine Totenscheine vorlägen. Gegenüber unserer Redaktion rudert Körber dann am Mittwoch zurück. Angesichts der fehlenden Totenscheine – es dauere bis zu sechs Wochen, ehe diese dem Gesundheitsamt vorgelegt würden – wisse er nicht, ob es Todesfälle in Regensburg gegeben habe oder nicht. Bei dem Radiosender gibt es dagegen Körbers anderslautende Aussage auf Band. Immerhin eines ist klar: Am Universitätsklinikum spürt man die Grippewelle, wie schon 2010, „sehr deutlich“. Die Mitarbeiter wurde verstärkt dazu angehalten, sich impfen zu lassen. Die Zahl der Patienten, die bislang auf der Intensivstation behandelt wurden oder noch werden, liege „im niedrigen zweistelligen Bereich“, so Salzberger. Ein Großteil von ihnen muss künstlich beatmet werden und manchmal reicht die herkömmliche maschinelle Beatmung nicht nicht aus. Es kommen so genannte „extrakorporale Lungenunterstützungssysteme“ (ECMO) zum Einsatz. Eine langwierige und mit viel Betreuung verbundene Behandlung. Salzberger: „Das ist sehr personalintensiv. Da kann es passieren, dass man deshalb eine große Herz-OP verschieben muss.“ Bis zu drei Wochen verbringen ECMO-Patienten auf der Intensivstation. Neben der Charité Berlin und der Medizinischen Hochschule Hannover gehört Regensburg zu den Schwerpunktzentren für ECMO. Im vergangenen Jahr geriet (nicht nur) die Intensivstation am Uniklinikum deshalb an ihre Kapazitätsgrenzen. „Alle ECMOs waren mit Grippepatienten belegt“, so Salzberger. In diesem Jahr sei es zwar noch nicht so weit, aber: „Die Grippesaison ist noch nicht zu Ende.“ Genau beziffern lässt sich die Zahl der an H1N1 erkrankten Menschen ohnehin nicht. Dem Gesundheitsamt liegen laut Körber „etwa 20 Meldungen“ vor, allerdings sei das vermutlich nur die „Spitze des Eisbergs“. Nach der anfänglichen Pandemiehysterie 2009/2010 fiel die Meldepflicht für H1N1 weg. „Von leichten Fällen erfahren wir in aller Regel nichts.“ Ein Grund für eine neuerliche Hysterie ist indessen nicht gegeben. Laut dem bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bewegt sich die Zahl der Grippeerkrankungen auf dem Niveau der Vorjahre. Bislang gebe es in Bayern fünf Grippetote, so das LGL am Mittwoch. Ob sich darunter aber nun Regensburger befinden oder nicht, war bislang nicht zu erfahren.
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