Endstation Danziger Freiheit. Jägerzäune, Einfamilienhäuser und in der Mitte ein weihnachtlich geschmückter Brunnen – die eher biedere Konradsiedlung ist nicht unbedingt der Ort, an dem man die wohl älteste Kommune Regensburgs vermutet. Doch tatsächlich reichen die Wurzeln der DANZ bis 1973 zurück – nach Kenntnis der aktuellen WG-Bewohner. Zu WAA Wackersdorf-Zeiten sollen hier bis zu 150 Leute über Nacht einquartiert worden sein, um sich von Regensburg aus zum Protest aufzumachen. Einen Flyer mit Konzert-Ankündigung in der DANZ hat wahrscheinlich jeder schon mal in der Hand gehabt.
Jetzt steht das Wohnprojekt in dem ehemaligen Ärztehaus auf der Kippe: Der Besitzer will aus Altersgründen verkaufen. Doch die DANZ-Bewohner, elf an der Zahl, wenn man Lou – Katze unbekannten, aber definitiv hohen Alters und „irgendwie schon immer da“ – mitzählt, gehen in die Offensive: Sie wollen das Haus selbst kaufen.
„Hier leben seit 40 Jahren die unterschiedlichsten Leute fast wie in einer Familie zusammen“, sagt Willi Neumann, der seit sechs Jahren in der DANZ wohnt. „Dieser Freiraum soll erhalten bleiben. “ Er und seine Mitbewohner haben sich deshalb mit dem Mietshäuser Syndikat in Verbindung gesetzt. Dieses Projekt ist 1992 aus der Freiburger Hausbesetzerszene entstanden – Leute mit geringen finanziellen Mitteln sollten eine Möglichkeit bekommen, um die ehemals besetzte Häuser auf legalem Weg zu kaufen.
Über 40 selbstorganisierte Mietprojekte – von der Kaserne mit 250 Bewohnern bis zur kleinen Wohnung – sind seitdem entstanden. Die DANZ in Regensburg wäre (nach Altötting) das zweite derartige Wohnprojekt in Bayern.
Das Prinzip: Die Bewohner gründen eine GmbH, in der das notwendige Kapital gesammelt wird, das Mietshäuser Syndikat steht dabei beratend zur Seite und ist mit 49 Prozent an der GmbH beteiligt, ausschließlich, um im Fall von Verkaufsabsichten ein Stimm- und gegebenenfalls auch Veto-Recht wahrnehmen zu können. „Die Immobilie soll schließlich dauerhaft vom Spekulationsmarkt und nicht irgendwann von den Bewohnern wieder verkauft werden“, so Neumann.
Das Geld soll gut zur Hälfte von Einzelpersonen kommen, die das Projekt per Kredit – Mindestsumme 500 Euro – unterstützen. Den Rest finanziert die Bank. Über die Miete werden die Kredite (verzinst) abbezahlt, einen Obulus von zehn Cent pro Quadratmeter erhält das Mietshäuser Syndikat.
Der Vermieter der DANZ steht dem Projekt durchaus offen gegenüber: Beim Preis will er den Bewohnern sogar entgegenkommen; die Frist, um das notwendige Geld zusammenzukratzen hat er erst vor kurzem bis März verlängert. Aktuell ist gut die Hälfte der notwendigen Kaufsumme über Privatkredite zugesagt: 75.000 Euro fehlen noch. Jetzt suchen Will Neumann und seine Mitstreiterinnen nach weiteren Unterstützern.
Der eine oder andere Kreditgeber hat sich aufgrund der Berichterstattung in verschiedenen Medien bereits gemeldet. Allerdings hat die etwas breitere Aufmerksamkeit für die DANZ auch Nachteile: Konzerte, wie in der Vergangenheit, wird es wohl nicht mehr geben. Ein Solidaritätskonzert für das Wohnprojekt haben die Bewohner auf Druck von Nachbarn und Ordnungsbehörden zuletzt abgesagt.