Modell der seit Jahren diskutierten "Riepl-Röhre". Der Tunnelvorschlag steht nun vor dem endgültigen Aus. Foto: Archiv
Neue Brücke ja oder nein – seit Dienstag ist die Diskussion um eine Ersatztrasse für die Steinerne wieder auf diese einfache Frage reduziert. Mit Unterstützung der versammelten Verwaltungskompetenz präsentierte Oberbürgermeister Hans Schaidinger zufrieden das Ergebnis der Untersuchungen zum Tunnel-Vorschlag der Freien Wähler. „Keine gangbare Lösung”, lautet das eindeutige Fazit der Machbarkeitsstudie, welche die Stadt bei Professor Wolfgang Baltzer vom Institut BUNG Ingenieure in Auftrag gegeben hat.
„Herr Baltzer geniest deutschlandweit die wohl höchste Fachkompetenz zur Tunnelsicherheit”, erklärt Planungsreferentin Christine Schimpfermann. Schaidinger spricht gar vom „deutschen Tunnelpapst”. 41.000 Euro hat sich die Stadt diese Studie kosten lassen.
Und der Tunnelpapst hat die Untersuchungen, die von den Freien Wählern im Sommer 2009 präsentiert wurden, komplett zerlegt. Noch bevor der Planungsausschuss des Stadtrats die Ergebnisse am 18. Mai diskutiert, wurden sie am Dienstag den Medien präsentiert.
Demnach ist der – unter Federführung von Professor Alfred Haack – erarbeitete Tunnelvorschlag der Freien Wähler allein aus sicherheitstechnischen Gründen nicht machbar. Im Unglücksfall sei der Tunnel zum einen zu steil für ältere oder behinderte Menschen. Zum anderen zu schmal, um ausreichen Platz für Rettungskräfte zu bieten. „Die Alternative wäre ein Tunnel mit geringeren Steigungen und einer Umfahrung der Bebauung”, sagt Christine Schimpfermann.
Diese Variante käme im kostengünstigsten Fall auf 35 Millionen Euro, mehr als doppelt so viel wie der Vorschlag der Freien Wähler. Für den jährlichen Unterhalt seien weitere 250.000 Euro notwendig. Zu guter Letzt sei die vorgeschlagene Bauweise per Bohrung nicht praktikabel, stattdessen müssten ausgedehnte Grünflächen am Grieser Spitz aufgebaggert und mehrere Bäume abgeholzt werden.
Worüber man sich bei der Verwaltung besonders freut: Sowohl die Kosten wie auch die von Baltzer vorgeschlagene Alternativroute für einen Tunnel entsprechen im Wesentlichen den Ergebnissen, die von der Stadt selbst im Jahr 2005 präsentiert wurden. Die 41.000 Euro hätte man sich sparen können, meint denn auch die städtische Planungsreferentin.
Ob die Diskussion über einen Tunnel damit endgültig beendet sein wird? Immerhin gab es bereits 2005 den Vorwurf, dass sich die Ergebnisse der Verwaltung eher am politischen Willen der Stadtspitze, denn den tatsächlichen Realitäten orientiert hätten. Nun gibt es zwei Machbarkeitsstudien mit gegensätzlichen Ergebnissen. Derselbe Status Quo wie vor fünf Jahren? „Professor Baltzer ist ein unabhängiger und deutschlandweit renommierter Fachmann. Ein bestelltes Gutachten zu erstellen, könnte er sich gar nicht leisten”, weist Christine Schimpfermann entsprechende Spekulationen zurück. „Natürlich kann man weiter gegen Wahrheiten und Fakten argumentieren”, ergänzt Schaidinger.
Nicht, dass ein Tunnel grundsätzlich unmöglich wäre. „Wenn Sie mir einen Auftrag und genügend Geld geben, baue ich Ihnen überall einen Tunnel hin”, sagt der OB mit Blick auf den Chef des Tiefbauamts Alfons Swaczyna. „Aber für 200 Busse täglich 35 Millionen auszugeben ist keine sinnvolle Alternative angesichts kostengünstigerer und praktikablerer Lösungen.” Schaidinger spricht dabei von einer Brücke im Osten oder im Westen.
Doch kostengünstig hin, praktikabel her – ob eine solche Brücke angesichts von 200 Bussen täglich tatsächlich notwendig ist, wird die Frage bleiben, die in den nächsten Monaten, vermutlich Jahren weiter in Regensburg diskutiert werden wird. Das Wort von den „Partikularinteressen” der Donauanlieger hat Schaidinger am Dienstag jedenfalls schon wieder ins Spiel gebracht.
Im Juli wird die UNESCO sich mit der aktuell favorisierten Westtrasse beschäftigen.