22 Apr.2010
Bemerkenswert! Das war die Verhandlung gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Eisbären am Regensburger Amtsgericht. Markus Schrör musste sich wegen Insolvenzverschleppung bei der 2008 pleite gegangenen Eishockey-GmbH verantworten. Interessant war aber vor allem, warum sich die offizielle Pleite so lange verzögern konnte und wer dabei tatkräftige Unterstützung leistete. Mit über einer Million Euro war der – als sportliches Aushängeschild für Regensburg gedachte – Eishockey-Club verschuldet, als die Pleite schließlich offiziell bekannt wurde.
Zahlungsunfähigkeit lag nach Ansicht des Gerichts bereits 2005 vor: damals lagen die Schulden bei „lediglich” 280.000 Euro. Schrör kam glimpflich davon: Zehn Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt zur Bewährung, und 3.000 Euro für soziale Zwecke lautete das Urteil des Schöffengerichts unter Vorsitz von Richter Franz Zeitler – ein Kenner der Sportfunktionärsszene. Dass die Strafe nicht höher ausfiel, hat Schrör seinem ausführlichen Geständnis zu verdanken. Demnach scheint die Geldbeschaffung – trotz Schulden – lange Zeit kein Problem gewesen zu sein. Ein exemplarischer Fall, den Schrör am Mittwoch schilderte: Als er selbst wegen eines Darlehens bei der Sparkasse Regensburg angefragt habe, sei ihm eine Absage erteilt worden.
Über die richtige Kanäle scheint sich aber die Bonität der Eisbären für die Sparkasse plötzlich anders dargestellt zu haben. Er habe sich an Eisbären-Gesellschafter Armin Wolf gewandt, so Schrör. Der habe dann bei Oberbürgermeister Hans Schaidinger angerufen, glücklicherweise Verwaltungsrat bei der Sparkasse, und dieser habe wiederum Sparkassen-Vorstand Dr. Rudolf Gingele kontaktiert „und dann kamen die 100.000 Euro”. Eine unkomplizierte Angelegenheit also. Er habe sich „die ganze Zeit über” protegiert und „auf der sicheren Seite gefühlt”, so Schrör (Foto unten).
Folgt man den Einlassungen des 46jährigen hatten eine Menge Leute, allen voran der Oberbürgermeister, ein vitales Interesse daran, aus den Eisbären einen DEL-Club zu machen, ein Renommee-Objekt. So gab es trotz der erheblich angewachsenen Schulden in der Saison 2006/07 Umbaupläne für die Donau-Arena. Die offiziellen Lippenbekenntnisse der Politik stellten die Situation weit positiver dar, als sie eigentlich war. Schrör, der einräumte, dass er sich zunächst kaum um die Bilanzen gekümmert habe („Wenn ich Geld brauchte, war immer welches da.”), wollte hinschmeißen. Spätestens dann wäre das Eisbären-Gebilde geplatzt. Hans Schaidinger habe auf ihn eingeredet, wortwörtlich: „Wir haben am 8. März Wahlen.”
Für diese Wahlen hatte Schaidinger – in einer höchst umstrittenen Aktion – Plakate drucken lassen, die ihn, Stefan Binder vom SSV Jahn und Sven Gerike von den Eisbären in trauter Eintracht mit dem Slogan „Wir kämpfen gemeinsam” zeigen. Fans sind Wähler. Am 17. März gewann Schaidinger die Stichwahl knapp gegen seinen SPD-Konkurrenten Joachim Wolbergs.
In Schrör hatten diejenigen, die Interesse am „Spielzeug Eishockey” gehabt hätten einen „nützlichen Idioten” gefunden, so dessen Rechtsanwalt Dominik Mertl am Mittwoch in seinem Plädoyer. Der glückliche Zufall, dass die Eisbären erst kurz nach der Stichwahl – am 15. April 2008 – Insolvenz anmeldeten dürfte für Schaidinger sicher nützlich gewesen sein.