Bereits vor Wochen hat der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller die Berichterstattung der Medien zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche mit der Reichsparteitagsrede von NS-Propagandaminister Joseph Göbbels verglichen. Das ist in deutscher, englischer, italienischer und französischer Sprache auf den Internetseiten des Bistums zu lesen. Seit dem 3. März (unser Bericht sowie eine Erwiderung).
In einer Predigt am Samstag hat Müller nun erneut gemeint, Nazi-Vergleiche ziehen zu müssen. Die Berichterstattung der Medien verglich er mit der kirchenfeindlichen Haltung des NS-Regimes. Erst nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks darüber ließ Müller Auszüge der Predigt online stellen.
Ob der veröffentlichte Text tatsächlich der gehaltenen Predigt entspricht, ist unklar. Schon einmal ließ Müller kritische Passagen seiner Predigten umschreiben und als „autorisierte Fassung” veröffentlichen.
In Zusammenhang mit falschen Aussagen zu den Büchern des Autors Michael Schmidt-Salomon bei einer Predigt am Nordgautag wurde auf der Bistumshomepage nachgearbeitet (hier die ursprüngliche und die autorisierte Fassung als PDF). Damals zog Müller Vergleiche zwischen Nationalsozialismus, Kommunismus und Atheismus.
Insofern: Müllers Hang zum NS-Vergleich ist nichts Neues. Das Echo darauf schon.
Die Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, warf Müller deshalb „Geschichtsfälschung” vor. Der SPD-Fraktionschef im bayerischen Landtag Franz Mageth nennt Müllers Aussagen „unerträglich und unverzeihlich”.
In einem Hirtenbrief „zur aktuellen Situation” hat sich Müller bereits gestern in blumiger Sprache an „meine lieben jugendlichen und erwachsenen Brüder und Schwestern” gewandt. „In der Stunde der Bedrängnis sorgt sich jeder Hirte um die Schafe. Das Heulen der Wölfe schreckt mich nicht.” Fragt sich nur, wer der Wolf ist.
Am Rande: Seinen Ruf als Antifaschist – er hat sich mehrfach deutlich gegen die NPD ausgesprochen – macht Müller sich mit solchen Aussagen mehr und mehr kaputt.