07 März2010

Eine sozialstaatliche Absurdität
Hartz IV ist an sich absurd. Keines der vorgegebenen Ziele wurde erreicht, ganz im Gegenteil. Es wurden keine Kosten eingespart, sie haben sich teilweise verdoppelt. Das Ziel, mehr Arbeitslosen zu (regulärer) Beschäftigung zu verhelfen, wurde völlig verfehlt. Das kontinuierliche Absinken der kaufkräftigen Nachfrage hat verheerende Auswirkungen auf die Volkswirtschaft insgesamt. Die eigentliche Absicht hinter Hartz IV ist einer Aussage von Bundeskanzler Schröder (SPD) 2005 in Davos zu entnehmen: „Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt (…) und wir haben bei der Unterstützungszahlung Anreize dafür, Arbeit aufzunehmen, sehr stark in den Vordergrund gestellt”. Einen Niedriglohnsektor baut man auf, indem man reguläre Beschäftigungsverhältnisse abbaut, Löhne senkt und für einen möglichst existenziellen Druck auf Erwerbstätige wie Erwerbslose sorgt. Diese mit Hartz IV einhergehenden Entwicklungen sind denn auch keine Fehler an einem ansonsten gut gemeinten Vorhaben, sondern notwendige Bestandteile. Und „Anreize dafür, Arbeit aufzunehmen”, sprich Sanktionen, sind schlicht die Instrumentarien, um Hartz IV gegen Betroffene durchsetzen zu können. Der Aufbau eines Niedriglohnsektors hat nur den Sinn, auf der anderen Seite größere Profite zu ermöglichen. Diesen Effekt einer forcierten Umverteilung von unten nach oben belegt die offizielle Statistik in Form der „Lohnquote”. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Hinweis von Heiner Flassbeck, Chefökonom der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD). Deutschland habe „über zehn Jahre praktisch eine Nicht-Lohnerhöhungspolitik gemacht”, so Flassbeck. Deutschland sei damit mitschuldig an den Spannungen und Verwerfungen innerhalb der Eurozone, also auch an den akuten Problemen in Griechenland. Vor diesem Hintergrund an vorgeblichen und eigentlichen Zielen von Hartz IV und den absehbaren Auswirkungen, wird weiter der Eindruck erweckt, der „Sozialstaat” sei nicht mehr zu finanzieren. Massiv wird von vielen Medien das Vorurteil bedient, das Problem seien „arbeitsscheue” Betroffene. Tenor dabei: Westerwelle übertreibe zwar in der Form, habe in der Sache aber Recht habe. Es sei sein Verdienst, dass wieder darüber diskutiert werde.„Diskussion angestoßen”
