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Archiv für 31. Januar 2010

csuWeißwürscht, Bier und Blasmusik. Das erwartet das gemeine CSU-Mitglied von einem Neujahrsempfang. Doch die Zeiten haben sich geändert. Am Sonntag im Haus Heuport zu Regensburg gibt es Schnittchen, Prosecco und Oper. Das wird dennoch goutiert – der Prosecco und die, auf meterlangen Holztabletts in den Saal geschleppten, Käse-, Lachs- und Schinken-Schnittchen sind schließlich kostenlos zu haben. Lediglich die ungewohnte Musikauswahl macht den einen oder anderen unruhig. „Sche is scho, aber a bisserl lang”, wird da zum Kulturgenuss gemurmelt. Der Mös Sepp, treues CSU-Mitglied, Chef des Seniorenbeirats und des Siedlervereins, hat sich und seinen Bekannten, Prosecco hin, Prosecco her, ein paar schöne Weißbiere aufs Stehtischchen stellen lassen. So viel Tradition muss sein.schnittchen „Na, dann drehn mia uns halt wieder um”, hört man von den hinteren Rängen, nachdem Klavierspiel und Arien verklungen sind und die mit Spannung erwartete Festrede – am anderen Ende des Saals – folgen soll. Was fürs christlichsoziale Herz. Es ist – so bekunden alteingesessene CSUler – der erste Neujahrsempfang des hiesigen Kreisverbands. Landtagspräsidentin Barbara Stamm hat Kreischef Armin Gugau als Festrednerin gewinnen können. Die, die für das „S” in CSU steht, wie MdL Franz Rieger bekundet. Die ehemalige Sozialministerin ist für herzerwärmende Reden bekannt. Dafür, dass sie es versteht, Balsam auf gebeutelte Parteiseelen zu schmieren. Dafür, den Unterprivilegierten und Benachteiligten, den Armen und Schwachen das Gefühl zu geben, in der CSU eine Heimat zu haben. Diesem Ruf wird Stamm auch am Sonntag gerecht.Neujahrsempfang: Landtagspräsidentin Barbara Stamm mit dem Führungspersonal der Regensburg-CSU.                                                                                                                                                                             „Die Würde des Menschen ist oberster Maßstab”, „die CSU ist mit über 40 Prozent die Volkspartei”, Werte, Heimat und Familie, Bildung, Mittelstand und Verantwortung. „Wichtig ist, dass wir uns Gottes Segen wünschen.“ Immer wieder führt Stamm diese und andere bekannte Schlagworte ins Feld, immer wieder beschwört sie die Geschlossenheit der CSU, die Verpflichtung zum „Dienst am Bürger” und die sprichwörtliche Kompetenz-Kompetenz der Christsozialen. Ein Potpourri an wohlfeilen Slogans. Das Vertrauen der Bürger, das Gefühl, Bayern – das ist die CSU, gelte es zurückzuerobern, appelliert Stamm an ihre Parteigenossen. Sie gestikuliert, beschwört, motiviert, verbreitet Optimismus – und schafft es während ihrer Rede, die Anwesenden mitzureißen, ohne tatsächlich eine konkrete Aussage zu treffen. Sie redet viel und sagt fast nichts. Mit Blumenstrauß und Schmankerlkiste bedanken sich Rieger und Gugau anschließend für Stamms Unterstützung. Die brav applaudierenden Zuhörer sind zahlreich. Wenigstens 250 sind der Einladung von Armin Gugau und Franz Rieger gefolgt. Nicht nur die üblichen Verdächtigen von der Anti-Schaidinger-Fraktion wie CSB-Stadtrat Gero Kollmer. Nicht nur bekannte Rieger-Unterstützer wie der Bundestagsabgeordnete Peter Aumer. Da sind nicht nur mehrere alte CSU-Schlachtrosse, die im Anschluss an Stamms Rede Urkunden für ihre langjährige Mitgliedschaft überreicht bekommen. riegher-schleglDa ist auch CSU-Fraktionschef Christian Schlegl (li. im Bild), der zu Rieger (re.) und Gugau ein nicht gerade freundschaftliches Verhältnis pflegt. Da sind Ex-Bürgermeisterin Petra Betz, Neustadträtin Astrid Freudenstein und der Schwabelweiser CSU-Boss Armin Zimmermann oder Altbürgermeisterin Hildegard Anke, die gleichfalls nicht zu den leidenschaftlichen Unterstützern des Kreisverbands zählen. Da sind aber auch AOK-Boss Deml, die Chefin der Arbeitsagentur Gabriele Anderlik und Polizeipräsident Rudolf Kraus, begleitet von Polizeidirektor Wolfgang Mache. Da sind einige Größen der hohen Geistlichkeit und der Regensburger Wirtschaft. „Ein Haufen Geld ist hier”, fasst ein Mitglied des CSU-Kreisvorstands die Situation zusammen. Hans Schaidinger ist übrigens nicht erschienen. Das wird registriert, allerdings ohne Überraschung. „Der ist nicht da? Ja mei, was soll’s”, sagt ein Unternehmer. Auch in dieser Hinsicht haben sich die Zeiten bei der Regensburger CSU verändert. Fotos: Günther Staudinger
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