Auf den ersten Blick liest sich die Statistik gut: Mit einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent liegt Regensburg deutlich unter dem Durchschnitt der alten Länder (6,8) und auch von Bayern (5,3). DGB-Chef Christian Dietl führt das vor allem auf den „massiven Einsatz von Kurzarbeit” zurück, stellt aber auch fest: „Die Unternehmenskultur hat sich geändert. Längst nicht überall wird eine Politik des Heuerns und Feuerns praktiziert.” Allerdings ist das nicht in jeder Branche der Fall. Beim Pressegespräch am Mittwoch kritisierten Dietl und DGB-Arbeitsmarktexperte Dr. Wilhelm Adamy vor allem die Leiharbeitsfirmen.
„In keiner anderen Branche ist das Risiko der Arbeitslosigkeit so groß wie in der Leiharbeit”, erklärt Adamy. Hier wurden demnach innerhalb eines Jahres knapp 3.700 sozialversicherungspflichtige Jobs in der Region Regensburg abgebaut; das ist fast die Hälfte der ursprünglich vorhandenen Stellen. Zum Vergleich: Insgesamt ging die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Region bis zur Jahresmitte um „lediglich” 0,9 Prozent zurück.
Leiharbeit: Heuern und Feuern
Adamy führt den drastischen Jobabbau in der Leiharbeitsbranche vor allem darauf zurück, dass die Unternehmen ihrer beschäftigungspolitischen Verantwortung nicht nachkämen. Instrumente wie Kurzarbeit oder Mittel zur Qualifizierung vormaliger Leiharbeiter würden in dieser Branche kaum genutzt. 200 Millionen Euro wurden aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung zur Verfügung gestellt. „Dieses Programm wird so gut wie nicht genutzt”, kritisiert Adamy. Lediglich ein Bruchteil der Gelder wurde tatsächlich beantragt. Das Programm sei auch in der Region Regensburg „ein totaler Flop”. In der Leiharbeitsbranche gelte nach wie vor das Prinzip „Heuern und Feuern”.
Regensburg: 15 Prozent der Kinder sind auf Hartz IV angewiesen
Trotz der ansonsten „noch relativ guten Arbeitsmarktlage” nehmen sich die Zahlen in der Stadt Regensburg bedenklich aus. „Wie in nahezu allen Großstädten ist das Verarmungsrisiko der Bevölkerung hier relativ hoch”, erklärt Adamy. Im Juni waren hier 7.219 erwerbsfähige Menschen auf Hartz IV angewiesen, eine Quote von 7,8 Prozent, weit über dem bayerischen Durchschnitt (4,2). Noch dramatischer sieht das Bild bei den Kindern unter 15 Jahren aus. In der „Boomtown Regensburg” lag die Quote mit 15,2 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Rest von Bayern.