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Archiv für 12. Oktober 2009

santfortEs muss etwas passieren. Darin scheinen sich alle Mitglieder des Aktionsbündnisses „Miteinander leben in der Altstadt” einig zu sein. Was passieren soll, ist indessen weniger klar. Der Interessenkonflikt, den es zu lösen gilt, besteht (im Wesentlichen) zwischen Wohnen auf der einen und Nachtleben in der Regensburger Altstadt auf der anderen Seite. Ein Ausgleich soll her – doch wie? Vergangenen Freitag trafen sich Vertreter von Stadt und Polizei, Stadtjugendring, Studierendenvertretung und Bürgerinitiative Bewohnbare Altstadt sowie Geschäftsleute und Hotel- und Gaststättenverband bei OB Hans Schaidinger, um sich darüber zu unterhalten. Bei Vertretern der Bürgerinitiative liegen die Nerven blank. Mit Lärm vor und Urin an der Tür sind viele Altstadtbewohner nicht erst seit gestern konfrontiert. Entsprechend fordert BI-Sprecher Helmut Knyrim weiter ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen und plädiert für „knallhartes Abkassieren” bei Ordnungswidrigkeiten. Enttäuscht zeigt er sich, ebenso wie seine Mitstreiter, von der Polizei, die zu wenig Präsenz zeige. Dafür habe sie eben, das stellte Polizeipräsident Rudolf Kraus im Rathaus mehrfach klar, weder die Zeit noch das Personal. Um Ordnungswidrigkeiten kann sie sich nicht kümmern. Das sollen nun die Außendienstler von Ordnungsamtschef Alfred Santfort (Foto) machen – der „Ordnungsservice”. Ob dieser Ordnungsdienst tatsächliche eine hilfreiche Institution ist, wird allerdings erst die Zeit zeigen. Ebenso, ob die ausgegebene Maxime „Information vor Sanktion” mehr ist als ein Lippenbekenntnis. Neben den Hauptproblemen für die 12.000 Altstadtbewohner – Ruhestörung, Wildbieseln und Vandalismus – gilt es ordnungswidrige Plakate oder unbotmäßige Kneipenwerbung, die nächtens angebracht wird, per Foto zu dokumentieren, die Einhaltung des Rauchverbots – ein Steckenpferd des Regensburger Ordnungsamts – zu kontrollieren, sich um die Leinenpflicht für Hunde zu kümmern und, und, und – alles eben, was keine Straftat ist. Die Verordnungen, für deren Einhaltung die „Stadtpolizei” zuständig ist, sind mannigfach. Da ist der Grat zwischen gängelnder Weißmütze und freundlichem Schutzmann schmal. Das weiß auch die Stadt, die bereits vorbeugend eine Imagekampagne für den Ordnungsdienst fährt und nicht müde wird, um Vertrauen zu werben und um wohlwollende Berichterstattung zu bitten. Sozialbürgermeister Joachim Wolbergs hat bereits angekündigt, die städtischen Ordnungshüter demnächst einmal zu begleiten. Eine Kampagne – für gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis – soll es im ersten Schritt auch in der Altstadt richten. Twitter, Facebook, StudiVZ sind die Plattformen, die von den städtischen Öffentlichkeitsarbeitern ins Auge gefasst wurden, um insbesondere Jugendliche anzusprechen. Werbeschaltungen in diversen Monatsblättern, „Plakate und Flyer, Buttons und pfiffig gestaltete Karten sowie Spots in Kinos TV und Funk” sind ebenfalls im Gespräch. Eine fünfstellige Summe – die Rede ist von 40.000 Euro – hatte man dafür zunächst ins Auge gefasst. Fürs erste wird nun ein Wettbewerb veranstaltet, um nach einem „griffigen Slogan” für diese Kampagne zu suchen. Im Dezember will sich das Aktionsbündnis erneut treffen – „um die Wirksamkeit begonnener Maßnahmen zu besprechen und das weitere Vorgehen zu planen”, heißt es in der offiziellen Mitteilung der Stadt. Dort soll auch schon mal berichtet werden, was der Ordnungsservice bringt. Nachdem nun die kalte Jahreszeit beginnt, der Aufenthalt im Freien ungemütlich wird und sich das Nachtleben für einige Monate nach innen verlagert, dürften gerade im Bereich Lärmproblematik in Kürze Erfolge zu vermelden sein.
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