Da staunten die Parteien an ihren Wahlkampfständen nicht schlecht. Am vergangenen Samstag demonstrierte die Greenpeace-Gruppe Regensburg für den Atomausstieg – mit prominenter Begleitung. Der Demonstrationszug mit einem großen Banner „Kein Rückfall ins Atomzeitalter“, begleitet von einer Percussiongruppe und einem „Atommülltransport“ zog durch die Regensburger Innenstadt und machte an den Infoständen der Parteien Halt. Auf einem viersitzigen Vehikel präsentierten Angela Merkel, Guido Westerwelle; Karl Theodor von und zu Guttenberg und Horst Seehofer Parolen wie „Atomkraft ist billig und die Erde ist eine Scheibe“ oder „Atomkraft ist sicher und Schweine können fliegen“.
Hintergrund der Aktion ist die Absicht von CDU/CSU und FDP, im Falle eines Wahlsiegs den im Jahr 2000 vereinbarten Atomausstieg zu kippen und die Laufzeit von deutschen Atomkraftwerken zu verlängern. „Bei der Bundestagswahl geht es um eine Zukunft mit oder ohne Atomrisiko”, so der energiepolitische Sprecher von Greenpeace Regensburg, Karl Bierl. Gerade die ältesten Atommeiler, deren Laufzeit verlängert werden soll, seien besonders störanfällig und stellten ein unannehmbares Risiko dar. Das nächstgelegene Atomkraftwerk Isar 1 bei Landshut ist 50 Kilometer Luftlinie von Regensburg entfernt. „Im Falle eines Super-Gaus in diesem AKW und bei ungünstiger Windrichtung müsste die Stadt Regensburg innerhalb kürzester Zeit evakuiert werden. Der gesamte Raum Regensburg wäre hochgradig und langfristig radioaktiv verseucht.” Gemäß dem Atomausstiegs-Vertrag muss deshalb das AKW Isar 1 im Jahr 2011 nach 34 Jahren Laufzeit abgeschaltet werden, so die Forderung der Greenpeace-Gruppe.
Hinzu komme die ungelöste Endlagerfrage. Immer noch, so die Greenpeace-Jugendlichen, gibt es weltweit kein Endlager für den hoch radioaktiven Atommüll. Auch deshalb sei es höchste Zeit, aus dieser gefährlichen Technologie auszusteigen und die Energiewende einzuleiten. „Dass die Atomenergie als Brückentechnologie unverzichtbar sein soll, ist eine falsche Behauptung, die durch zahlreiche wissenschaftliche Studien widerlegt ist“, so Karl Bierl. Die Abschaltung von Atomkraftwerken könne mit Leichtigkeit durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und durch Steigerung der Energieeffizienz kompensiert werden. Alle Wählerinnen und Wähler, die gegen einen Rückfall ins Atomzeitalter sind, sollten also am 27. September solche Parteien wählen, die am Atomausstieg festhalten. Im Klartext stand es auf einem der mitgeführten Poster: „Wer CSU oder FDP wählt, wählt Atomkraft“.