„Wie unabhängig kann eine Seite sein, auf der die FDP Werbung schaltet?”, hat kürzlich ein Leser bei uns angefragt. Natürlich hätten wir uns gefreut, wenn sich eine schwarz-gelbe Alleinherrschaft auf unserer Seite hätte verhindern lassen – nicht aus parteipolitischen Präferenzen heraus, nein, sondern aus rein finanziellen Motiven. Werbung lassen wir uns nämlich – ohne flankierende PR-Berichterstattung – bezahlen.
Insofern haben wir uns natürlich gefreut, dass Die Linke in diese Phalanx eingedrungen ist und sich ebenfalls zu einer Anzeigen-Schaltung entschlossen hat; die Antworten weiterer Bewerber bei der Bundestagswahl stehen noch aus. Inwiefern diese Werbung einen Einfluss auf unsere Berichterstattung hat, darüber mag sich jeder selber ein Bild machen. Wir halten uns nach wie vor für unabhängig.
Apropos unabhängig: Unabhängig hat nicht dieselbe Bedeutung wie neutral. Ab und an erlaubt es sich unsere Redaktion, aus ihrer Haltung keinen Hehl zu machen.
Einigen unserer Leser ist es beispielsweise kürzlich sauer aufgestoßen, dass wir nicht das Verlautbarungsorgan von Stadt und Polizei abgegeben und eben nicht völlig unkritisch über die geplanten Maßnahmen berichtet haben, mit denen der „Verslumung” oder den „Ballermann-Zuständen” in der Altstadt entgegengewirkt werden soll.
Die von der Polizei vorgelegten Zahlen sprechen nämlich nicht dafür, dass die Situation so dramatisch ist, wie sie manchmal beschrieben wird. Polizeipräsident Rudolf Kraus nannte im Rahmen einer Pressekonferenz einfach ein bisserl höhere Zahlen, um „nichts unter den Teppich zu kehren”. Man könnte so etwas freilich auch aufbauschen/ übertreiben/ dramatisieren nennen. Das hat mittlerweile die Süddeutsche Zeitung aufgegriffen, die von der Polizei schlicht keine Zahlen zu den Vorkommnissen in der Altstadt bekommen konnte (nachzulesen hier).
Apropos aufgreifen. Die Metamorphose der Internetseite von Margit Wild von Politik zu Porno, über die wir am Montag vergangene Woche als erste berichtet haben, fand breiten Niederschlag – nicht nur in den Lokalmedien. Mittlerweile ist das Thema bei der tz in München angekommen, die berichtet, dass der Verkauf von Wilds Internetadresse „angeblich die Rache einer früheren Mitarbeiterin gewesen sein” soll (nachzulesen hier). Nachdem wir diesen Sachverhalt einen Tag zuvor etwas genauer unter die Lupe genommen haben, kann dieses „angeblich” in unseren Augen gestrichen werden.
Apropos streichen: Das Ziel, bis zum Ende des Jahres 50 neue Unterstützer zu bekommen, muss unser Förderverein bislang nicht streichen. Elf neue zahlende Leser/-innen sind dazu gekommen und unterstützen unser Vorhaben, von Regensburg aus unabhängigen Journalismus zu betreiben. Auf unsere Berichterstattung haben diese Unterstützer übrigens ebensowenig Einfluss wie die Werbekunden.
(Ent)spannende Lektüre!
Stefan Aigner,
Herausgeber