„Fünf Mal am Tag gekickt zu werden, ist fast schon normal”, erzählt einer der jungen Leute, die am Montag mit ihren Skateboards über die Stufen vorm E.ON-Hochhaus am Stadtpark grinden. Gekickt – das heißt vertrieben werden. Insofern scheint Skateboard fahren ein Hobby zu sein, bei dem man sich immer auf der Flucht befindet. Mit Polizei, privaten Sicherheitsdiensten, Hausmeistern oder grantigen Anwohnern macht der 15jährige regelmäßige Erfahrungen. Und nicht nur er. Irgendjemand ist offensichtlich immer genervt, wenn sich ein Rollkommando in der Innenstadt trifft.
Schätzungsweise gut 200 junge Leute sind in Regensburg regelmäßig mit dem Skateboard unterwegs. Wirklich im Stadtbild erwünscht scheinen sie indessen nicht zu sein. Sehr zum Ärger der Skateboardgemeinde wurde etwa kürzlich der Ernst-Reuter-Platz als Treffpunkt dicht gemacht. An den Bänken wurden „Stopper” angebracht. Schluss ist’s mit dem Grinden und Sprüngen. Offizielle Begründung der Stadtverwaltung: Es geht um den Schutz der Kunstinstallation, die dort am 8. Juli eröffnet wird. „Uns hat man gesagt, dass wir uns dort verletzen könnten”, sagt der 15jährige. So oder so: Mit Skateboard fahren ist’s dort erst einmal aus. Wo darf eigentlich gefahren werden? „Auf Fußwegen und in Skateparks”, heißt es aus der Stadtverwaltung.
Gute Noten erhalten diese Skateparks von den Aktiven allerdings nicht. „Wahrscheinlich sauteuer und sicher sauscheiße”, lautet etwa das Urteil über den Donaupark. „Der Park sieht ganz gut aus, benutzbar ist er nicht.” Schön anzusehende Pflasterung eigenen sich tatsächlich nicht zum Skateboarden, formschöne Steine und Stufen in unmittelbarer Nähe der Half Pipe dürften auch nicht dazu geeignet sein, dass Verletzungsrisiko zu minimieren. „Anstatt die Skateboarder in die Planungen mit einzubeziehen holt man sich einen Landschaftsarchitekten. Da kann nix Gescheites dabei rauskommen.” Ein Skatepark, der dagegen sowohl von den Regensburgern wie auch in überregionalen Internetforen relativ gute Noten erhält, wird demnächst wohl weichen müssen. Der Park in Schwabelweis steht den Erweiterungen des Baseball-Stadions für die WM der Verlängerung der Osttangente im Weg. Eine Skatehalle in der Dechbettener Straße – die einzige in Regensburg – wurde bereits vor gut einem Jahr geschlossen. Bleibt der „öffentliche Raum”. Dort gibt es regelmäßig Ärger.
Zuletzt konnte beim Bürgerfest beobachten, wie Securitys sich Skateboardern „annahmen” und Platzverweise – auch außerhalb der Fress- und Saufmeilen – erteilten. Eine sechsköpfige Gruppe, die am Freitag in Stadtamhof beim Walhalla-Bockerl ihrer Lieblingsbeschäftigung nachging erhielt wenig später ebenfalls Platzverweis – von der Polizei. „Unsere Personalien wurden aufgenommen und es wurde gesagt: Das ist ab sofort verboten”, ärgert sich Andy Lösch, der am Freitag dabei war. Er fühlt sich diskriminiert. „ Es hat geheißen: wenn etwas kaputt ist, müsste die Polizei unsere Personalien haben.” Bei der Polizei will man das so nicht stehen lassen: „Passanten haben sich beschwert, weil sie sich gefährdet fühlten”, sagt der zuständige Dienststellenleiter. Deshalb habe man Platzverweis erteilt. „Das ist keine große Sache.” Bei der Stadtverwaltung selbst ist man sich wiederum nicht ganz sicher, ob Skateboard fahren an dieser Stelle generell erlaubt ist. „Rein rechtlich handelt es sich dabei weder um einen Fußgängerweg noch um eine Fahrbahn.” Aha.
Ein Verbotsschild gibt es übrigens nicht. Selbiges gilt für den Ernst-Reuter- und Neupfarrplatz. Was bleibt an Aussichten? Zum einen gibt es seit Januar eine Initiative „Pro-Skatehalle-Regensburg”, die es schon auf über 2.000 Unterschriften gebracht hat. Ein weiter Weg bis zur Halle wird es aber wohl bleiben. Am momentan mit Stoppern ausgestatteten Ernst-Reuter-Platz könnte sich für Skateboarder ein Plätzchen finden. Jakob Friedl, dessen Kunstinstallation dort am 8. Juli vorgestellt wird, hat angekündigt, dass auch Skateboarder auf ihre Kosten kommen sollen. Genaueres war noch nicht zu erfahren. Ansonsten gilt bis auf Weiteres wohl die Haltung eines Vaters, der seinem Skateboard fahrenden Sohn mit auf den Weg gibt: „Das Stadtbild ist nie so wie es sich Ordnungshüter und grantige Anwohner vorstellen. Wir mussten uns unsere Bolzplätze auch gegen Widerstände erkämpfen.” Ab und zu wird man dabei eben gekickt.
Nachtrag der Redaktion zum Skatepark in Schwabelweis:
Eine nochmalige Nachfrage bei der Stadt Regensburg hat ergeben: 1. Die Baseballer benötigen im Zuge der WM einen Teil des Skateparks in Schwabelweis. Unter anderem soll dort ein Pressebereich eingerichtet werden. Es gibt dafür auch einen entsprechenden Antrag. 2. Von der Erweiterung der Osttangente wird der Park aller Voraussicht nach auch betroffen sein. Doch auch hier laufen noch die Planungen. 3. Der Park wird abgerissen und etwas weiter nördlich neu gebaut.